Hier ist nun tatsächlich ein Fall, wo ein großer Teil der
Studentenschaft politisch engagiert ist, und ich meine, diesem politischen Engagement
innerhalb der Studentenschaft muß Ausdruck gegeben werden. Diese programmatische
Äußerung fiel keineswegs, wie zu vermuten wäre, in der Zeit der Studenten- bzw.
Jugendproteste am Ende der sechziger Jahre, sondern findet sich bereits im Protokoll der
Stuttgarter Studentenvollversammlung vom 17. November 1958, das zusammen mit zahlreichen
weiteren Unterlagen des AStA vor kurzem in das Universitätsarchiv gelangte. |
Wie ein roter Faden zieht sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen
Studentenschaft und Politik durch die Geschichte des Stuttgarter AStA. Die
Studentenvertretungen begannen ihre Arbeit an den deutschen Hochschulen als dauerhafte und
staatlich anerkannte Institutionen nach dem Ersten Weltkrieg. An der Technischen
Hochschule Stuttgart erhielt zu Beginn des Jahrs 1921 die Studentenschaft mit ihren
Organen AStA, Fachschaften und Studentenvollversammlung die staatliche Anerkennung als
Glied der Hochschule mit Aufgaben wie der Vertretung der Studentenschaft nach
innen und außen, der sozialen Fürsorge für die Studenten, der Teilnahme an der
Verwaltung in studentischen Angelegenheiten und der Förderung kultureller Veranstaltungen
und des Sports. Bereits 1932 erhielten rechtsradikale und nationalsozialistische
Studentengruppen die Mehrheit bei den AStA-Wahlen. Im Mai 1933 wurde die demokratische
Selbstverwaltung der Studentenschaft zerstört und mit dem Amt des Führers der
Studentenschaft das nationalsozialistische Führerprinzip eingeführt. In den ersten
Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg lagen die Schwerpunkte der AStA-Arbeit in sozialen
Aufgaben wie etwa der finanziellen Unterstützung von Studenten oder der
Arbeitsvermittlung und in dem Aufbau der lange entbehrten Auslandskontakte
(Auslandsstudium, Ausländerbetreuung, Studienreisen).
Die in das Universitätsarchiv übernommenen Akten stammen
aus den fünfziger bis siebziger Jahren. Sie geben u. a. Aufschluß über die Arbeit des
Kulturreferats, enthalten die Zeitschriften und Info-Blätter des Stuttgarter AStA,
Flugblätter und Plakate aus den sechziger und siebziger Jahren sowie die Unterlagen über
die Auflösung des AStA als Organ der verfaßten Studentenschaft im Jahr 1977.
Norbert Becker
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