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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Expertenkommission vergab gute Noten:
Stuttgarter Romanistik gehört im Land zur Spitzengruppe
 

Die Romanistik an der Stuttgarter Universität ist trotz mangelhafter Sach- und Personalausstattung bei einer im Sommersemester 1996 in ganz Baden-Württemberg erfolgten Evaluation mit am besten beurteilt worden. Das ist ein Ergebnis der von Landesrektorenkonferenz (LRK) und Wissenschaftsministerium (MWK) mit der Bestandsaufnahme der romanistischen Studien-angebote und Forschungsleistungen im Land beauftragten Kommission. „Insgesamt gewinnt man den Eindruck, daß die Romanistik in Stuttgart erheblich ausgebaut werden müßte, wenn sie sich zu einer voll wettbewerbsfähigen Einrichtung entwickeln soll“, schließt die Expertenrunde, die aus je einem Vertreter der Verlagsbranche, der Bundesanstalt für Arbeit, des Kultusministeriums, der HIS-GmbH (HIS = Hochschul-Informations-System) sowie zwei Fachvertretern aus anderen Ländern und einem Soziologen zusammengesetzt war.

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Durch diese Kombination von Repräsentanten der Abnehmerseite und universitären Fachvertretern waren - so die Kommission abschließend - sowohl „Fachidiotie“ als auch „eine der Wissenschaft unangemessene Input-Output-Mentalität“ beim Abfassen des 80-Seiten-Berichts ausgeschlossen. Die Experten legen eine aktuelle Gesamtschau der romanistischen Lehr- und Forschungsaktivitäten in Baden-Württemberg vor, die sowohl die allgemeinen Anforderungen herausarbeitet als auch die jeweilige Situation des Faches an den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim, Stuttgart und Tübingen ausführlich beurteilt.

Die Evaluierungskommission hebt die in der Forschung erbrachten Leistungen der Stuttgarter Romanistik hervor, sowohl die in der Sprachwissenschaft praktizierte „zukunftsträchtige Kooperation“ mit Informationswissenschaft, Computerlinguistik und maschineller Sprachverarbeitung als auch die maßgeblich durch Literaturwissenschaftler erfolgte Gründung des Interdisziplinären Zentrums für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie.

Besonderen Wert legen die Gutachter im Bereich der Lehre auf den „Erwerb exzellenter Fremdsprachenkenntnisse”, was mit Ausnahme des Schulfachs Französisch für alle romanischen Sprachen (Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch usw.) üblicherweise an der Universität geschieht. Hier liege für Studienabgänger aller Fächer „ein wesentlicher Gesichtspunkt für einen erfolgreichen Berufseinstieg“ vor.

Im hochschulspezifischen Abschnitt loben die Experten die Stuttgarter Dozentinnen und Dozenten ausdrücklich: „In Anbetracht des zahlenmäßig geringen Lehrpersonals erreicht das Lehrprogramm eine durchaus respektable Breite und Diversität des Angebots.“ Gewürdigt wird das Engagement der Romanistik für die Studiengänge Allgemeine Linguistik und Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft (AVL). Für die Qualität der Lehre spreche des weiteren die Tatsache, daß sich die Anfängerzahlen im erst zum Wintersemester 1993/94 eingerichteten Magisterstudiengang Italianistik seither vervielfacht haben. Fazit der Experten: „Will man in Baden-Württemberg einen Schwerpunkt italienischer Forschung und Lehre schaffen, so böte sich bei der augenblicklichen Konstellation und wegen der Kooperationsmöglichkeiten mit dem recht aktiven Italienischen Kulturinstitut Stuttgart hierfür an.“

Diese Einschätzungen, die die Kommission unter anderem auch bei einem Besuch in Stuttgart am 20. Mai 1996 gewonnen hatte, sind um so erfreulicher, als der Bericht zugleich festhält, daß das zahlenmäßige Verhältnis Dozenten-Studenten in Stuttgart „im baden-württembergischen Vergleich das ungünstigste aller Hochschulen“ ist.

Geisteswissenschaften können sich auch in einer naturwissenschaftlich-technisch geprägten Universität wie Stuttgart gut behaupten - die Experten sehen die hiesige Romanistik in der Spitzengruppe in Baden-Württemberg. Abzuwarten bleibt, wie die Empfehlungen der Evaluierungskommission in Ministerium und Universität umgesetzt werden, um die anerkannt hohe Qualität der Stuttgarter Romanistik in Lehre und Forschung zu erhalten.

 


last change: 09.06.98 / eng
Pressestelle der Universität Stuttgart 1998