Durch diese Kombination von Repräsentanten der Abnehmerseite und
universitären Fachvertretern waren - so die Kommission abschließend - sowohl
Fachidiotie als auch eine der Wissenschaft unangemessene
Input-Output-Mentalität beim Abfassen des 80-Seiten-Berichts ausgeschlossen. Die
Experten legen eine aktuelle Gesamtschau der romanistischen Lehr- und
Forschungsaktivitäten in Baden-Württemberg vor, die sowohl die allgemeinen Anforderungen
herausarbeitet als auch die jeweilige Situation des Faches an den Universitäten Freiburg,
Heidelberg, Konstanz, Mannheim, Stuttgart und Tübingen ausführlich beurteilt.
Die Evaluierungskommission hebt die in der Forschung
erbrachten Leistungen der Stuttgarter Romanistik hervor, sowohl die in der
Sprachwissenschaft praktizierte zukunftsträchtige Kooperation mit
Informationswissenschaft, Computerlinguistik und maschineller Sprachverarbeitung als auch
die maßgeblich durch Literaturwissenschaftler erfolgte Gründung des Interdisziplinären
Zentrums für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie.
Besonderen Wert legen die Gutachter im Bereich der Lehre auf
den Erwerb exzellenter Fremdsprachenkenntnisse, was mit Ausnahme des
Schulfachs Französisch für alle romanischen Sprachen (Spanisch, Italienisch,
Portugiesisch, Rumänisch usw.) üblicherweise an der Universität geschieht. Hier liege
für Studienabgänger aller Fächer ein wesentlicher Gesichtspunkt für einen
erfolgreichen Berufseinstieg vor.
Im hochschulspezifischen Abschnitt loben die Experten die
Stuttgarter Dozentinnen und Dozenten ausdrücklich: In Anbetracht des zahlenmäßig
geringen Lehrpersonals erreicht das Lehrprogramm eine durchaus respektable Breite und
Diversität des Angebots. Gewürdigt wird das Engagement der Romanistik für die
Studiengänge Allgemeine Linguistik und Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft
(AVL). Für die Qualität der Lehre spreche des weiteren die Tatsache, daß sich die
Anfängerzahlen im erst zum Wintersemester 1993/94 eingerichteten Magisterstudiengang
Italianistik seither vervielfacht haben. Fazit der Experten: Will man in
Baden-Württemberg einen Schwerpunkt italienischer Forschung und Lehre schaffen, so böte
sich bei der augenblicklichen Konstellation und wegen der Kooperationsmöglichkeiten mit
dem recht aktiven Italienischen Kulturinstitut Stuttgart hierfür an.
Diese Einschätzungen, die die Kommission unter anderem auch
bei einem Besuch in Stuttgart am 20. Mai 1996 gewonnen hatte, sind um so erfreulicher, als
der Bericht zugleich festhält, daß das zahlenmäßige Verhältnis Dozenten-Studenten in
Stuttgart im baden-württembergischen Vergleich das ungünstigste aller
Hochschulen ist.
Geisteswissenschaften können sich auch in einer
naturwissenschaftlich-technisch geprägten Universität wie Stuttgart gut behaupten - die
Experten sehen die hiesige Romanistik in der Spitzengruppe in Baden-Württemberg.
Abzuwarten bleibt, wie die Empfehlungen der Evaluierungskommission in Ministerium und
Universität umgesetzt werden, um die anerkannt hohe Qualität der Stuttgarter Romanistik
in Lehre und Forschung zu erhalten.
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