Die große Anerkennung, die sich Prof. Wolf mit seinen wissenschaftlichen
Arbeiten erworben hat, unterstrich der Rektor, Prof. Dr. Günter Pritschow, in seinem
Grußwort zum Kolloquium. Besonders Wolfs Funktion innerhalb des Sonderforschungsbereichs
67 Defektstrukturen in festen Stoffen hob Pritschow hervor. Dieser SFB, dessen
Sprecher Prof. Wolf von 1969 bis 1980 war, gilt als Keimling für das heutige
Stuttgarter Max-Planck-Institut-für Festkörperforschung. Auch Wolfs kritischer
Geist als Querdenker in der akademischen Selbstverwaltung blieb nicht unerwähnt. In
der Physik der Universität Stuttgart stehe derzeit eine Phase der Erneuerung an, da eine
ganze Generation hochangesehener Physiker (Wolf, Haken, Seeger, Eisenmenger) Platz für
den Nachwuchs mache, stellte Pritschow fest. Die wissenschaftlichen Maßstäbe, die von
den Alten gesetzt wurden, sollten den Jungen als Herausforderung dienen, sagte Pritschow.
Hans Christoph Wolf studierte in Freiburg und Tübingen Physik, Chemie und
Biologie und erhielt nach der Promotion 1953 ein Forschungs-Stipendium an der TU München.
Bereits 1955 kam Wolf zunächst als Oberassistent an die TH Stuttgart, wo er sich 1958
habilitierte und 1965 als Ordentlicher Professor die Leitung des neu geschaffenen 3.
Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart übernahm.
Das Arbeitsgebiet von Prof. Wolf liegt in der
Festkörperphysik, speziell den optischen, elektrischen und magnetischen Eigenschaften
organischer Molekülkristalle. Sein Interesse gilt ebenso den Anwendungsbereichen der
Photophysik der Photosynthese von Pflanzen sowie den Polymeren und neuen Materialien. Im
letzten Jahrzehnt kam als weiterer Schwerpunkt die Grundlagenforschung zur Entwicklung der
Molekularen Elektronik hinzu. Die hier leitende Zukunftsvision geht von der möglichen
Verwendung von Molekülen für Funktionen in der Mikroelektronik aus.
Das von Prof. Wolf geleitete 3. Physikalische Institut der
Universität Stuttgart ist heute weltweit führend bei der Herstellung und Untersuchung
ultrareiner organischer Molekülkristalle. Damit konnten erstmalig bewegliche magnetische
Anregungszustände untersucht werden. Die hier erzeugte optische Spinpolarisation von
Elektronen und Kernen bildet die Grundlage für eine ganz neue Meßmethode, die optisch
nachgewiesene magnetische Resonanz, mit der das Institut ebenfalls an der Spitze
internationaler Forschung liegt. Auf dem Gebiet Neue Materialien konnte das Institut bei
der Entwicklung organischer Metalle sogar zwei Weltrekorde erzielen: die
höchste je erreichte elektrische Leitfähigkeit und die schmalste
Elektronen-Resonanz-Linie. Technologisches Neuland wurde zuletzt mit der Herstellung von
molekularen Photo-Schichten und molekularen Gleichrichtern auf dem Gebiet der molekularen
Elektronik beschritten.
Von molekularen Kristallen zu Molekularer
Elektronik lautete deshalb auch das Thema des Symposiums, auf dem Experten aus
Freiburg, Mainz, Bayreuth und Zürich sowie ein Industrievertreter Forschungsstand und
Anwendungspotential der Molekularelektronik vorstellten. /eng
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