Unter dem Motto Perspektiven in der Wasserwirtschaft - Globale und
regionale Herausforderungen verfolgte das diesjährige Wasserbau-Kolloquium des
Lehrstuhls für Hydraulik und Grundwasser (Ordinarius Prof. Dr. h.c. Helmut Kobus, Ph.D.)
das Ziel, den Kontakt zwischen Wissenschaft und Praxis weiter auszubauen.
In den Vorträgen der Gastredner vor den rund 200 Gästen aus
allen Bereichen der Wissenschaft, darunter viele aus dem Ausland, aus Verwaltung und
Politik, wurde deutlich, daß die Ressource Wasser immer stärker unter regionalen,
globalen, vor allem aber auch interdisziplinären Gesichtspunkten betrachtet werden muß.
Für Prof. Torkild Carstens von der Universität Trondheim,
Norwegen, dem früheren Präsidenten der International Association of Hydraulic Research
(IAHR), stand in seinem Vortrag Multiple use of shared waters vor allem die
interdisziplinäre Betrachtungsweise im Vordergrund. Möglichst viele verschiedene Aspekte
- soziale, ökonomische, ökologische, wissenschaftliche etc. - sollten in die
Problemlösungen miteinbezogen werden. So müsse die Ausbildung von Ingenieuren
insbesondere auch Umweltaspekte beinhalten. Angebote zusätzlicher Qualifikationen im
Bereich Umwelt/Environment seien weltweit bereits in vielen ingenieurwissenschaftlichen
Studiengängen etabliert. Dieses Angebot werde von vielen Studenten in großem Maße u.a.
in Norwegen, Japan, den USA und an der Universität Stuttgart genutzt.
Auch Prof. Lothaire Zilliox von der Universität Louis
Pasteur in Strasbourg, Leiter des Institut Franco-Allemand de Recherche sur
lEnvironnement (IFARE), wies in seinem Vortrag Das Euro-Erbe
Rheinhydrosystem - ein Naturschatz in Gefahr ? auf die Notwendigkeit der
interdisziplinären Betrachtungsweise für Problemlösungen im Bereich der Ressource
Wasser hin. Dies sei besonders in einer Region wie dem Rheingebiet nicht nur eine
ingenieurtechnische und wissenschaftliche, sondern auch politische Aufgabe.
Über ein Beispiel gelungener internationaler Zusammenarbeit
berichtete Prof. Hans Mehlhorn vom Zweckverband Bodenseewasserversorgung, Stuttgart, in
seinem Vortrag Bewirtschaftung des Bodenseeraums - eine wasserwirtschaftliche
Herausforderung. Da die Wasserqualität des Bodensees Anfang der 80er Jahre
zunehmend kritischer wurde, konnten nur durch gemeinsame Maßnahmen aller betroffenen
Länder (Schweiz, Österreich, Bayern und Baden-Württemberg) Verbesserungen erreicht
werden. Bis heute konnte die Wasserqualität durch die Verringerung des Eintrags von
Phosphat und Nitrat aus den Anrainerstaaten in den Bodensee deutlich verbessert werden.
Dies sei von zentraler Bedeutung für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für
große Teile Baden-Württembergs, so Mehlhorn.
Den fachlichen Vorträgen folgte ein Rückblick auf das
bisherige wissenschaftliche Lebenswerk von Prof. Kobus anläßlich dessen 60. Geburtstags.
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Giesecke, Geschäftsführender Direktor des Instituts für
Wasserbau, hielt die Laudatio.
Der am 17. Mai 1937 in Stuttgart geborene Helmut Kobus hatte
an der damaligen TH Stuttgart als Student des Bauingenieurwesens begonnen. Nach Abschluß
des Studiums führte sein Weg ins Ausland zu einem Vertiefungsstudium in Technischer
Mechanik und Hydraulik am Institute of Hydraulic Research an der State University of Iowa,
USA.
Wieder zurück in Deutschland, waren Berlin und Karlsruhe
seine weiteren Stationen. 1973 habilitierte er sich am Institut für Hydromechanik an der
Universität Karlsruhe und erhielt die venia legendi für das Fachgebiet
Strömungsmechanik im Bauwesen. Seine hervorragenden wissenschaftlichen
Leistungen wurden vielfach anerkannt. Mit einem Jahresstipendium der Max-Kade-Foundation
ging er erneut in die USA, diesmal an das Calofornia Institute of Technology in Pasadena.
Über Karlsruhe führte dann 1977 sein Weg zurück nach Stuttgart, zunächst an den
Lehrstuhl für Technische Hydromechanik und Wasserbauliches Versuchswesen. Später wurde
er zum Direktor des zwei Lehrstühle und eine Versuchsanstalt einbindenden Instituts für
Wasserbau der Universität Stuttgart bestellt.
Giesecke umriß in seiner Laudatio die Erfolgsbilanz, die
Prof. Kobus in seinem wissenschaftlichen Wirken aufweisen kann. Neben anderen Gebieten
widmete sich Kobus vor allem der Grundwasserforschung, sowohl im Labor als auch in
Felduntersuchungen. Im Zuge dieser Forschungsarbeiten wurde sein Lehrstuhl 1988 mit der
neuen Widmung Hydraulik und Grundwasser ausgestattet. Sein Wissen und seine
Erfahrungen nutzte er später in der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und
Altlastensanierung mit dem einprägsamen Namen VEGAS.
Seit 1996 ist Prof. Kobus Präsident der weltweit
hochangesehenen wissenschaftlichen Vereinigung International Association for Hydraulic
Research (IAHR). Dieser Organisation ist die Idee zum Aufbau einer European Graduate
School of Hydraulics zu verdanken. Kobus ist es auch gelungen, an der Stuttgarter
Universität den einzigartigen deutsch- und englischsprachigen Studiengang Water
Resources Engineering and Management (WAREM) einzurichten, der die Attraktivität
der Uni Stuttgart vor allem für Studierende aus dem Ausland erhöht. Ähnliche bedeutsame
Impulse für die Wasserforschung hat Kobus auch außerhalb Stuttgarts gegeben, vor allem
seit 1982 als Mitglied, ab 1989 als Vorsitzender der Senatskommission für Wasserforschung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Mehlert/Giesecke/uk
KONTAKT
Institut für Wasserbau, Lehrstuhl für Hydraulik und Grundwasser, Pfaffenwaldring
61, 70550 Stuttgart; Tel.0711/685-4715; Fax 0711/685-7020
e-mail: Kobus@iws.uni-stuttgart.de
WWW: http://www.uni-stuttgart.de/UNIuser/iws
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