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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Kurz vorgestellt:
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Professor Hubig

Prof. HubigAm 1. April 1997 hat Prof. Dr. phil. Christoph Hubig die C4-Professur für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie und die gleichnamige, neugegründete Abteilung am Institut für Philosophie, Pädagogik und Psychologie übernommen. Im Rahmen der Philosophie-Studiengänge können nun neue Schwerpunkte gewählt werden. Besondere Bedeutung kommt den entsprechenden Lehrangeboten für die Wahl- und Zusatzfächer vor allem für die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge sowie für das Studium Generale zu; diese Lehrangebote sollen im Rahmen des Programms „Virtuelle Hochschule“ teilweise auch als Internet-Lehrmodule entwickelt werden.

Christoph Hubig, 1952 in Saarbrücken geboren, studierte Philosophie, Soziologie, Germanistik und Musikwissenschaft in Saarbrücken und Berlin. 1976 wurde er mit einer Arbeit „Dialektik und Wissenschaftslogik“ an der TU Berlin promoviert, 1983 habilitierte er sich mit einer Grundlagenstudie zur Handlungstheorie. Nach Lehrstuhlvertretungen in Braunschweig und Hamburg berief ihn die TU Berlin 1986 auf eine Professur für praktische Philosophie/Technikphilosophie. Aufgrund der Beschäftigung mit Fragen der Handlungs- und Entscheidungstheorie wurde er mit einschlägigen Projekten im ingenieurwissenschaftlichen Bereich betraut: beim VDI in den Ausschüssen „Technikbewertung“ sowie „Technik und Philosophie“, am Wissenschaftszentrum Berlin mit den Projekten „Finalisierung der Forschung?“ sowie „Ethik institutionellen Handelns“ und im Rahmen der DFG-Forschergruppe „Konstruktionshandeln“ an der TU Berlin mit der Leitung des Teilprojekts Philosophie (1986 -1992). 1991 bis 1992 baute er die Arbeitsstelle „Technik und Wissenschaftsethik für die Fachhochschulen Baden-Württembergs“ in Karlsruhe auf. 1992 bis 1997 war Hubig Gründungsprofessor für Praktische Philosophie an der Universität Leipzig und erster Dekan der dort neu gegründeten Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie. Er konzipierte den interdisziplinären Studiengang Ethik mit Einheiten zur ökologischen Ethik, Technikethik und Kulturphilosophie für andere Studiengänge.

1993 leitete Hubig das ARD-Funkkolleg „Technik: Einschätzen-Beurteilen-Bewerten“, seit 1994 Projekte zur angewandten Technikethik (DFG) sowie zur Nachhaltigen Entwicklung (Hessisches Umweltministerium) und ist seit 1996 Gründungsdirektor des Wissenschaftszentrums Campus Espenhain/Leipzig. 1994 wurde Hubig mit der Geschäftsführung der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie betraut, deren Geschäftsstelle nun an der Universität Stuttgart angesiedelt ist. Seit 1996 ist er Vorsitzender der Bereichsvertretung „Mensch und Technik“ des VDI und in dieser Eigenschaft Mitglied des Berufspolitischen Beirats sowie des Vorstandes. 1996 wurde er in die Kommission „Technikbewertung“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften berufen.

In Stuttgart plant Hubig die Intensivierung der Kooperation mit der Akademie für Technikfolgenabschätzung, deren Kurator er von 1991-1996 war; technik- und kulturphilosophische Beiträge aus der Abteilung sollen in die Arbeit des Zentrums für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie sowie des Alcatel-SEL-Stiftungskollegs an der Universität Stuttgart eingebracht werden. Schließlich soll, neben der Mitarbeit in interuniversitären Forschergruppen zu den Themen „Kommunikation und Wissen“ sowie „Klugheit: Das Problem des Abwägens“, die Vorbereitung eines neuen SFB mit dem Arbeitstitel „Konstruktion und Kreativität“ in Angriff genommen werden.

 

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Professor Maas

Prof. MaasAm 1. November 1996 hat Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Maas die C4-Professur für Technische Verbrennung und die Leitung des gleichnamigen Instituts übernommen. Ulrich Maas wurde 1959 in Heidelberg geboren und studierte von 1979 bis 1985 Chemie an der Universität Heidelberg. Als wissenschaftlicher Angestellter am dortigen Physikalisch-Chemischen Institut promovierte er 1988 mit einer Arbeit über die mathematische Modellierung instationärer Verbrennungsprozesse. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt an der Cornell University in Ithaca (USA) leitete er am Institut für Technische Verbrennung der Universität Stuttgart den Bereich „Numerische Verfahren“. Nach seiner Habilitation 1994 für das Fach „Technische Verbrennung“ war er am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin tätig.

Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Untersuchung von Verbrennungsprozessen (z.B. in Motoren, Feuerungen und Gasturbinen) mit dem Ziel eines effizienten, umweltfeundlichen Betriebs. Trotz der großen Fortschritte in den letzten Jahren lassen sich technische Verbrennungssysteme auch heute noch nicht im Detail qualitativ vorausberechnen. Grund hierfür ist ihre enorme Komplexität, die bewirkt ist durch das komplizierte Wechselspiel von Strömung, Transportvorgängen (Diffusion, Wärmeleitung) und chemischer Reaktion. Hauptarbeitsgebiet von Prof. Maas ist daher die Entwicklung physikalisch-chemischer Modelle zur Beschreibung reaktiver Strömungen und deren Vereinfachung im Hinblick auf eine Verwendung in Simulationsprogrammen für technische Verbrennungssysteme. So werden zum Beispiel die Chemie der Verbrennung, die Verbrennung von Tröpfchen und Sprays, Selbst- und Fremdzündungsvorgänge und die Wechselwirkung von chemischer Reaktion und turbulentem Strömungsfeld untersucht. Diese detaillierten Modelle sind für den Einsatz in Programmen zur Berechnung technischer Verbrennungssysteme jedoch viel zu aufwendig. Ulrich Maas entwickelt daher zuverlässige, vereinfachte Modelle, die so effizient sind, daß sie eine erhebliche Einsparung an Rechenaufwand bewirken, und gleichzeitig so genau, daß sie auch kinetisch kontrollierte Prozesse wie die Schadstoffbildung zuverlässig beschreiben können. Eine am Institut betriebene Erdgasflamme in halbtechnischem Maßstab ermöglicht die Überprüfung dieser Modelle zur Simulation turbulenter reaktiver Strömungen. Ein optisch zugänglicher Versuchsmotor erlaubt die laser-spektroskopische Untersuchung der motorischen Verbrennung.

Verbrennungsforschung erfordert ein sehr hohes Maß an Interdisziplinarität. Deshalb plant er eine intensive Zusammenarbeit mit weiteren Uni-Instituten. Durch das Bundesrechenzentrum sind zudem ideale Bedingungen für die aufwendigen mathematischen Modellierungen reaktiver Strömungen gegeben. Durch enge Kontakte mit der Industrie will Prof. Maas versuchen, die Forschungsergebnisse konsequent zur Minimierung der Schadstoffemissionen in technischen Verbrennungsprozessen umzusetzen.

 

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Professor Massone

Prof. MassonePriv.-Doz. Dr. rer. nat. Hans-Joachim Massonne hat Anfang Mai 1996 den Lehrstuhl für Mineralogie und Kristallchemie und die Leitung des gleichnamigen Instituts übernommen. - Geboren 1953 in Oberhausen/Rheinland, studierte er an der Ruhr-Universität Bochum von 1971 bis 1977 Chemie (Diplom 1977) und Geologie (Diplom 1978). Anschließend wechselte er an das mineralogische Institut der Ruhr-Universität, wo er 1981 mit einem Thema zur Hochdrucksynthese von Mineralen der Glimmergruppe promovierte.

Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent sowie einer einjährigen Unterbrechung als Stipendiat an der Dalhousie University in Halifax (Kanada) folgte 1991 die Habilitation mit einer Arbeit über die Veränderung von Mineralvergesellschaftungen in Gesteinen unter hohen Drücken.

In der folgenden Zeit als Hochschuldozent an der Ruhr-Universität war Hans-Joachim Massonne maßgeblich an der Bochumer Forschergruppe "Hochdruckmetamorphose in Natur und Experiment" beteiligt.

Seit dieser Zeit sind seine Hauptarbeitsgebiete sowohl die Erforschung von Hochdruckgesteinen, die an Kontinentalrändern in große Tiefen von 100 km und mehr versenkt wurden und aus noch nicht geklärten Gründen wieder zur Erdoberfläche zurückgelangten, als auch die Synthese von Mineralen und die Untersuchung deren Reaktionen bei hohen Drücken. Aus den experimentellen Untersuchungen sollen in erster Linie die thermochemischen Eigenschaften gesteinsbildender Silikate erschlossen werden. Diese sind von Bedeutung, um die Bildungsbedingungen von Hochdruckgesteinen, zum Beispiel deren Versenkungstiefen, aus den chemischen Zusammensetzungen der sie aufbauenden Silikate zu ermitteln. Die damit verknüpften gebirgsbildenden Vorgänge untersucht Prof. Massonne in Fallstudiengebieten. Dies sind zur Zeit neben dem eingerumpften variszischen Gebirge in Mitteleuropa (Erzgebirge, Schwarzwald, Bretagne) die Küstenkordillere in Chile, das Dabie-Gebirge in Zentralchina und das Kokchetav-Massiv in NW Kasachstan, wo er kürzlich ein neues Vorkommen von Mikrodiamanten in Hochdruckgesteinen entdeckte.

Diese Forschungsaktivitäten will Prof. Massone in Stuttgart fortsetzen. Voraussetzung hierfür ist der Wiederaufbau des mineralogischen Instituts. Fortschritte hierzu konnten bereits erzielt werden. So wurden beispielsweise neue Räumlichkeiten in der Azenbergstr. 18 bezogen und der geochemisch-petrologische Abschnitt innerhalb des Diplomstudiengangs Mineralogie gründlich überarbeitet. In Forschung und Lehre plant Prof. Massone eine Anbindung an die Materialwissenschaften. Dabei sollen auch die Erfahrungen in der experimentellen Hochdruckforschung zum Tragen kommen.

 

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Professor Munz

Prof. MunzAm 1. Januar 1997 hat Dr. Claus-Dieter Munz die C3-Professur für Numerische Methoden in der Strömungsmechanik am Institut für Aerodynamik und Gasdynamik übernommen. Claus-Dieter Munz wurde 1954 in Pforzheim geboren und verbrachte dort seine Schulzeit. Nach dem Studium der Mathematik mit dem Anwendungsgebiet Physik an der Universität Karlsruhe nahm er dort 1980 eine Assistenstelle am Mathematischen Institut II an. Seine Forschungsaktivitäten lagen im Bereich der Konstruktion numerischer Verfahren für partielle Differentialgleichungen; in diesem Gebiet promovierte er 1983. Anschließend wechselte er auf die Stelle eines wissen-schaftlichen Mitarbeiters innerhalb des DFG-Schwerpunktprogramms „Finite Approximationen in der numerischen Strömungsmechanik“. Bei dieser Tätigkeit entwickelte er in enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren numerische Methoden für kompressible Strömungen. Gerade diese interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Physikern faszinierte ihn. Drei Jahre später nahm er ein Angebot des Forschungszentrums Kalrsruhe an, um dort im Bereich der Konstruktion numerischer Methoden, deren Implementierung auf Hochleistungsrechnern und Anwendungen auf praktische physikalische und ingenieurwissenschaftliche Probleme tätig zu sein. Gleichzeitig erfüllte er einen Lehrauftrag Höhere Mathematik für Ingenieure an der Fakultät Feinwerktechnik der Fachhochschule Karlsruhe und später für numerische Methoden bei partiellen Differentialgleichungen an der Universität Karlsruhe. Im Forschungszentrum Karlsruhe baute er die Forschungsgruppe Wissenschaftliches Rechnen auf, die Rechenprogrammentwicklung in der numerischen Strömungsmechanik und der Plasmaphysik betreibt. 1992 habilitierte sich Dr. Munz an der Universität Karlsruhe und wurde Privatdozent mit dem Lehrgebiet Mathematik. In den Forschungsverbund Wissenschaftliches Rechnen Baden-Württemberg wurde er 1996 aufgenommen.

Schwerpunkt seiner Arbeiten ist der Einsatz mathematischer Methoden zur Entwicklung leistungsfähiger numerischer Werkzeuge bei der Simulation komplexer Strömungsvorgänge. Mathematische Denkweisen gehen dabei sowohl bei der Entwicklung geeigneter numerischer Algorithmen als auch bei deren Implementierung auf Hochleistungsrechern ein. Ein Arbeitsgebiet ist die numerische Modellierung von Mehrskalenproblemen, bei denen physikalische Vorgänge verschieden schnell oder auf verschiedenen Wellenlängen ablaufen und sich gegenseitig beeinflussen können. Erkenntnisse aus asymptotischen Mehrskalenanalysen werden dabei zur Konstruktion der numerischen Methoden eingesetzt.

 

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Professor Wunderlich

Prof. WunderlichZu Beginn des Wintersemesters 1996/97 hat Prof. Dr. rer. nat. Hans-Joachim Wunderlich den Ruf auf die Professur für Technische Informatik an der Universität Stuttgart angenommen, mit der die Leitung der neugegründeten Abteilung für Rechnerarchitektur im Institut für Informatik verbunden ist. Er studierte Mathematik und Philosophie an den Universitäten Konstanz und Freiburg von 1975 bis 1981; anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fakultät für Informatik der Universität Karlsruhe, wo er 1986 promoviert wurde. Er habilitierte sich dort im Jahr 1990 mit einer Arbeit über Test und Synthese digitaler Schaltungen und Systeme. Im selben Jahr wurde er auf eine Hochschuldozentur für Informatik an der Universität Karlsruhe berufen und übernahm eine Lehrstuhlvertretung für Technische Informatik an der Universität-Gesamthochschule Duisburg. 1991 folgte Prof. Wunderlich einem Ruf auf den Lehrstuhl für Technische Informatik an der Universität-Gesamthochschule Siegen und baute dort - bis zu seinem Wechsel nach Stuttgart - das Fachgebiet Rechnerstrukturen auf. Zu seinen aktuellen Forschungsinteressen gehören der Entwurf und die Synthese digitaler Systeme unter besonderer Berücksichtigung des Tests, der Zuverlässigkeit und der Fehlertoleranz. Die Forschungsarbeiten laufen in enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern aus Universitäten, Forschungs- einrichtungen und der Industrie. Die DFG finanziert zur Zeit ein Kooperationsvorhaben mit der Firma Mentor Graphics (Portland) über die Synthese und den Test schneller digitaler Systeme. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie unterstützt ein gemeinsames Projekt mit der Universität Minsk zur Entwicklung selbsttestbarer Speichersysteme, und im Rahmen der Forschungsprogramme der NATO wird eine Kooperation mit der Universität von Kalifornien in San Diego gefördert, die Verfahren zur Synthese fehlertoleranter Systeme aus Verhaltensbeschreibungen untersucht.

 


last change: 09.06.98 / eng
Pressestelle der Universität Stuttgart 1998