Professor Hubig Am 1. April 1997 hat
Prof. Dr. phil. Christoph Hubig die C4-Professur für Wissenschaftstheorie und
Technikphilosophie und die gleichnamige, neugegründete Abteilung am Institut für
Philosophie, Pädagogik und Psychologie übernommen. Im Rahmen der
Philosophie-Studiengänge können nun neue Schwerpunkte gewählt werden. Besondere
Bedeutung kommt den entsprechenden Lehrangeboten für die Wahl- und Zusatzfächer vor
allem für die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge sowie für das Studium Generale
zu; diese Lehrangebote sollen im Rahmen des Programms Virtuelle Hochschule
teilweise auch als Internet-Lehrmodule entwickelt werden.
Christoph Hubig, 1952 in Saarbrücken geboren, studierte
Philosophie, Soziologie, Germanistik und Musikwissenschaft in Saarbrücken und Berlin.
1976 wurde er mit einer Arbeit Dialektik und Wissenschaftslogik an der TU
Berlin promoviert, 1983 habilitierte er sich mit einer Grundlagenstudie zur
Handlungstheorie. Nach Lehrstuhlvertretungen in Braunschweig und Hamburg berief ihn die TU
Berlin 1986 auf eine Professur für praktische Philosophie/Technikphilosophie. Aufgrund
der Beschäftigung mit Fragen der Handlungs- und Entscheidungstheorie wurde er mit
einschlägigen Projekten im ingenieurwissenschaftlichen Bereich betraut: beim VDI in den
Ausschüssen Technikbewertung sowie Technik und Philosophie, am
Wissenschaftszentrum Berlin mit den Projekten Finalisierung der Forschung?
sowie Ethik institutionellen Handelns und im Rahmen der DFG-Forschergruppe
Konstruktionshandeln an der TU Berlin mit der Leitung des Teilprojekts
Philosophie (1986 -1992). 1991 bis 1992 baute er die Arbeitsstelle Technik und
Wissenschaftsethik für die Fachhochschulen Baden-Württembergs in Karlsruhe auf.
1992 bis 1997 war Hubig Gründungsprofessor für Praktische Philosophie an der
Universität Leipzig und erster Dekan der dort neu gegründeten Fakultät für
Sozialwissenschaften und Philosophie. Er konzipierte den interdisziplinären Studiengang
Ethik mit Einheiten zur ökologischen Ethik, Technikethik und Kulturphilosophie für
andere Studiengänge.
1993 leitete Hubig das ARD-Funkkolleg Technik:
Einschätzen-Beurteilen-Bewerten, seit 1994 Projekte zur angewandten Technikethik
(DFG) sowie zur Nachhaltigen Entwicklung (Hessisches Umweltministerium) und ist seit 1996
Gründungsdirektor des Wissenschaftszentrums Campus Espenhain/Leipzig. 1994 wurde Hubig
mit der Geschäftsführung der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie betraut, deren
Geschäftsstelle nun an der Universität Stuttgart angesiedelt ist. Seit 1996 ist er
Vorsitzender der Bereichsvertretung Mensch und Technik des VDI und in dieser
Eigenschaft Mitglied des Berufspolitischen Beirats sowie des Vorstandes. 1996 wurde er in
die Kommission Technikbewertung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
berufen.
In Stuttgart plant Hubig die Intensivierung der Kooperation
mit der Akademie für Technikfolgenabschätzung, deren Kurator er von 1991-1996 war;
technik- und kulturphilosophische Beiträge aus der Abteilung sollen in die Arbeit des
Zentrums für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie sowie des
Alcatel-SEL-Stiftungskollegs an der Universität Stuttgart eingebracht werden.
Schließlich soll, neben der Mitarbeit in interuniversitären Forschergruppen zu den
Themen Kommunikation und Wissen sowie Klugheit: Das Problem des
Abwägens, die Vorbereitung eines neuen SFB mit dem Arbeitstitel Konstruktion
und Kreativität in Angriff genommen werden.
Professor Maas
Am 1. November 1996 hat Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Maas die
C4-Professur für Technische Verbrennung und die Leitung des gleichnamigen Instituts
übernommen. Ulrich Maas wurde 1959 in Heidelberg geboren und studierte von 1979 bis 1985
Chemie an der Universität Heidelberg. Als wissenschaftlicher Angestellter am dortigen
Physikalisch-Chemischen Institut promovierte er 1988 mit einer Arbeit über die
mathematische Modellierung instationärer Verbrennungsprozesse. Nach einem einjährigen
Forschungsaufenthalt an der Cornell University in Ithaca (USA) leitete er am Institut für
Technische Verbrennung der Universität Stuttgart den Bereich Numerische
Verfahren. Nach seiner Habilitation 1994 für das Fach Technische
Verbrennung war er am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin tätig.
Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Untersuchung von
Verbrennungsprozessen (z.B. in Motoren, Feuerungen und Gasturbinen) mit dem Ziel eines
effizienten, umweltfeundlichen Betriebs. Trotz der großen Fortschritte in den letzten
Jahren lassen sich technische Verbrennungssysteme auch heute noch nicht im Detail
qualitativ vorausberechnen. Grund hierfür ist ihre enorme Komplexität, die bewirkt ist
durch das komplizierte Wechselspiel von Strömung, Transportvorgängen (Diffusion,
Wärmeleitung) und chemischer Reaktion. Hauptarbeitsgebiet von Prof. Maas ist daher die
Entwicklung physikalisch-chemischer Modelle zur Beschreibung reaktiver Strömungen und
deren Vereinfachung im Hinblick auf eine Verwendung in Simulationsprogrammen für
technische Verbrennungssysteme. So werden zum Beispiel die Chemie der Verbrennung, die
Verbrennung von Tröpfchen und Sprays, Selbst- und Fremdzündungsvorgänge und die
Wechselwirkung von chemischer Reaktion und turbulentem Strömungsfeld untersucht. Diese
detaillierten Modelle sind für den Einsatz in Programmen zur Berechnung technischer
Verbrennungssysteme jedoch viel zu aufwendig. Ulrich Maas entwickelt daher zuverlässige,
vereinfachte Modelle, die so effizient sind, daß sie eine erhebliche Einsparung an
Rechenaufwand bewirken, und gleichzeitig so genau, daß sie auch kinetisch kontrollierte
Prozesse wie die Schadstoffbildung zuverlässig beschreiben können. Eine am Institut
betriebene Erdgasflamme in halbtechnischem Maßstab ermöglicht die Überprüfung dieser
Modelle zur Simulation turbulenter reaktiver Strömungen. Ein optisch zugänglicher
Versuchsmotor erlaubt die laser-spektroskopische Untersuchung der motorischen Verbrennung.
Verbrennungsforschung erfordert ein sehr hohes Maß an
Interdisziplinarität. Deshalb plant er eine intensive Zusammenarbeit mit weiteren
Uni-Instituten. Durch das Bundesrechenzentrum sind zudem ideale Bedingungen für die
aufwendigen mathematischen Modellierungen reaktiver Strömungen gegeben. Durch enge
Kontakte mit der Industrie will Prof. Maas versuchen, die Forschungsergebnisse konsequent
zur Minimierung der Schadstoffemissionen in technischen Verbrennungsprozessen umzusetzen.
Professor Massone
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Hans-Joachim Massonne hat Anfang Mai 1996 den
Lehrstuhl für Mineralogie und Kristallchemie und die Leitung des gleichnamigen Instituts
übernommen. - Geboren 1953 in Oberhausen/Rheinland, studierte er an der Ruhr-Universität
Bochum von 1971 bis 1977 Chemie (Diplom 1977) und Geologie (Diplom 1978). Anschließend
wechselte er an das mineralogische Institut der Ruhr-Universität, wo er 1981 mit einem
Thema zur Hochdrucksynthese von Mineralen der Glimmergruppe promovierte.
Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und
Hochschulassistent sowie einer einjährigen Unterbrechung als Stipendiat an der Dalhousie
University in Halifax (Kanada) folgte 1991 die Habilitation mit einer Arbeit über die
Veränderung von Mineralvergesellschaftungen in Gesteinen unter hohen Drücken.
In der folgenden Zeit als Hochschuldozent an der
Ruhr-Universität war Hans-Joachim Massonne maßgeblich an der Bochumer Forschergruppe
"Hochdruckmetamorphose in Natur und Experiment" beteiligt.
Seit dieser Zeit sind seine Hauptarbeitsgebiete sowohl die
Erforschung von Hochdruckgesteinen, die an Kontinentalrändern in große Tiefen von 100 km
und mehr versenkt wurden und aus noch nicht geklärten Gründen wieder zur Erdoberfläche
zurückgelangten, als auch die Synthese von Mineralen und die Untersuchung deren
Reaktionen bei hohen Drücken. Aus den experimentellen Untersuchungen sollen in erster
Linie die thermochemischen Eigenschaften gesteinsbildender Silikate erschlossen werden.
Diese sind von Bedeutung, um die Bildungsbedingungen von Hochdruckgesteinen, zum Beispiel
deren Versenkungstiefen, aus den chemischen Zusammensetzungen der sie aufbauenden Silikate
zu ermitteln. Die damit verknüpften gebirgsbildenden Vorgänge untersucht Prof. Massonne
in Fallstudiengebieten. Dies sind zur Zeit neben dem eingerumpften variszischen Gebirge in
Mitteleuropa (Erzgebirge, Schwarzwald, Bretagne) die Küstenkordillere in Chile, das
Dabie-Gebirge in Zentralchina und das Kokchetav-Massiv in NW Kasachstan, wo er kürzlich
ein neues Vorkommen von Mikrodiamanten in Hochdruckgesteinen entdeckte.
Diese Forschungsaktivitäten will Prof. Massone in Stuttgart
fortsetzen. Voraussetzung hierfür ist der Wiederaufbau des mineralogischen Instituts.
Fortschritte hierzu konnten bereits erzielt werden. So wurden beispielsweise neue
Räumlichkeiten in der Azenbergstr. 18 bezogen und der geochemisch-petrologische Abschnitt
innerhalb des Diplomstudiengangs Mineralogie gründlich überarbeitet. In Forschung und
Lehre plant Prof. Massone eine Anbindung an die Materialwissenschaften. Dabei sollen auch
die Erfahrungen in der experimentellen Hochdruckforschung zum Tragen kommen.
Professor Munz
Am 1. Januar 1997 hat Dr. Claus-Dieter Munz die C3-Professur für
Numerische Methoden in der Strömungsmechanik am Institut für Aerodynamik und Gasdynamik
übernommen. Claus-Dieter Munz wurde 1954 in Pforzheim geboren und verbrachte dort seine
Schulzeit. Nach dem Studium der Mathematik mit dem Anwendungsgebiet Physik an der
Universität Karlsruhe nahm er dort 1980 eine Assistenstelle am Mathematischen Institut II
an. Seine Forschungsaktivitäten lagen im Bereich der Konstruktion numerischer Verfahren
für partielle Differentialgleichungen; in diesem Gebiet promovierte er 1983.
Anschließend wechselte er auf die Stelle eines wissen-schaftlichen Mitarbeiters innerhalb
des DFG-Schwerpunktprogramms Finite Approximationen in der numerischen
Strömungsmechanik. Bei dieser Tätigkeit entwickelte er in enger Zusammenarbeit mit
Ingenieuren numerische Methoden für kompressible Strömungen. Gerade diese
interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Physikern faszinierte ihn. Drei
Jahre später nahm er ein Angebot des Forschungszentrums Kalrsruhe an, um dort im Bereich
der Konstruktion numerischer Methoden, deren Implementierung auf Hochleistungsrechnern und
Anwendungen auf praktische physikalische und ingenieurwissenschaftliche Probleme tätig zu
sein. Gleichzeitig erfüllte er einen Lehrauftrag Höhere Mathematik für Ingenieure an
der Fakultät Feinwerktechnik der Fachhochschule Karlsruhe und später für numerische
Methoden bei partiellen Differentialgleichungen an der Universität Karlsruhe. Im
Forschungszentrum Karlsruhe baute er die Forschungsgruppe Wissenschaftliches Rechnen auf,
die Rechenprogrammentwicklung in der numerischen Strömungsmechanik und der Plasmaphysik
betreibt. 1992 habilitierte sich Dr. Munz an der Universität Karlsruhe und wurde
Privatdozent mit dem Lehrgebiet Mathematik. In den Forschungsverbund Wissenschaftliches
Rechnen Baden-Württemberg wurde er 1996 aufgenommen.
Schwerpunkt seiner Arbeiten ist der Einsatz mathematischer
Methoden zur Entwicklung leistungsfähiger numerischer Werkzeuge bei der Simulation
komplexer Strömungsvorgänge. Mathematische Denkweisen gehen dabei sowohl bei der
Entwicklung geeigneter numerischer Algorithmen als auch bei deren Implementierung auf
Hochleistungsrechern ein. Ein Arbeitsgebiet ist die numerische Modellierung von
Mehrskalenproblemen, bei denen physikalische Vorgänge verschieden schnell oder auf
verschiedenen Wellenlängen ablaufen und sich gegenseitig beeinflussen können.
Erkenntnisse aus asymptotischen Mehrskalenanalysen werden dabei zur Konstruktion der
numerischen Methoden eingesetzt.
Professor Wunderlich
Zu Beginn des Wintersemesters 1996/97 hat Prof. Dr. rer. nat.
Hans-Joachim Wunderlich den Ruf auf die Professur für Technische Informatik an der
Universität Stuttgart angenommen, mit der die Leitung der neugegründeten Abteilung für
Rechnerarchitektur im Institut für Informatik verbunden ist. Er studierte Mathematik und
Philosophie an den Universitäten Konstanz und Freiburg von 1975 bis 1981; anschließend
arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fakultät für Informatik der
Universität Karlsruhe, wo er 1986 promoviert wurde. Er habilitierte sich dort im Jahr
1990 mit einer Arbeit über Test und Synthese digitaler Schaltungen und Systeme. Im selben
Jahr wurde er auf eine Hochschuldozentur für Informatik an der Universität Karlsruhe
berufen und übernahm eine Lehrstuhlvertretung für Technische Informatik an der
Universität-Gesamthochschule Duisburg. 1991 folgte Prof. Wunderlich einem Ruf auf den
Lehrstuhl für Technische Informatik an der Universität-Gesamthochschule Siegen und baute
dort - bis zu seinem Wechsel nach Stuttgart - das Fachgebiet Rechnerstrukturen auf. Zu
seinen aktuellen Forschungsinteressen gehören der Entwurf und die Synthese digitaler
Systeme unter besonderer Berücksichtigung des Tests, der Zuverlässigkeit und der
Fehlertoleranz. Die Forschungsarbeiten laufen in enger Zusammenarbeit mit nationalen und
internationalen Partnern aus Universitäten, Forschungs- einrichtungen und der Industrie.
Die DFG finanziert zur Zeit ein Kooperationsvorhaben mit der Firma Mentor Graphics
(Portland) über die Synthese und den Test schneller digitaler Systeme. Das
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie unterstützt ein
gemeinsames Projekt mit der Universität Minsk zur Entwicklung selbsttestbarer
Speichersysteme, und im Rahmen der Forschungsprogramme der NATO wird eine Kooperation mit
der Universität von Kalifornien in San Diego gefördert, die Verfahren zur Synthese
fehlertoleranter Systeme aus Verhaltensbeschreibungen untersucht.
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