Auf eine Ausschreibung des DAAD Anfang 1997 zu internationalen
Studienprogrammen waren insgesamt 240 Bewerbungen aus ganz Deutschland eingereicht worden,
von denen 66 in die engere Wahl kamen. Bei den nun bundesweit dreizehn geförderten
Projekten kam als einzige Universität in Baden-Württemberg die Uni Stuttgart zum Zug.
Dies fügt sich, sagte Prof. Pritschow, in hervorragender Weise in die Planung der
Universität ein, die Internationalisierung über alle Fakultäten hinweg voranzutreiben.
Die Internationalisierung des Studiums an der Uni Stuttgart beinhalte zwei Aspekte,
betonte er: langfristig solle jeder Stuttgarter Studierende ein Semester im Ausland
verbringen und etwa zehn Prozent der Studierenden sollten künftig aus dem Ausland kommen.
Dazu werde sich die Universität an das angelsächsische System anpassen und Teile ihres
Studienangebots in englischer Sprache anbieten.
Studienplätze zur Hälfte an Ausländer
Besonderheit des neuen, zweisprachigen Studienangebots mit zunächst 40, später 60
Plätzen ist, daß jeweils die Hälfte der Studierenden von Partnerunis aus dem Ausland
kommt und die deutschen Teilnehmer ein Auslandssemester absolvieren müssen. Ausländische
Studierende, die für die Zulassung einen Bachelor-Abschluß vorweisen müssen, schließen
das viersemestrige Studium mit dem Master of Science ab, der sowohl berufsqualifizierend
ist als auch den Zugang zu internationalen Ph.D.-Programmen ermöglicht. Deutschen
Kandidaten eröffnet WAREM nach dem fünften Semester (Vordiplom und Abschluß der
Grundfächer im Wasserwesen) die Möglichkeit, in vier weiteren Semestern (davon eines im
Ausland) ebenfalls den Master of Science Grad zu erwerben. Alle Studierenden müssen
ausreichende englische Sprachkenntnisse mitbringen. Die Vorlesungen des ersten Jahres
können in Englisch gehört werden; auch im zweiten Jahr gibt es noch englischsprachige
Veranstaltungen. Das Hauptangebot sind jedoch deutschprachige Vorlesungen. Ein
sechswöchiger Deutsch-Intensivkurs vor Studienbeginn und begleitender Sprachunterricht
während der ersten beiden Semester ermöglicht den ausländischen Gästen einen
fließenden Übergang.
Weltweit positive Resonanz
In den Ingenieurwissenschaften vollziehe sich die Internationalisierung schon seit vielen
Jahren, sagte Prof. Kobus; allein im Institut für Wasserbau geben es neun internationale
Austauschprogramme. Ein Problem sei allerdings häufig noch die Sprachbarriere. Auf die
Einrichtung von WAREM habe es weltweit positive Resonanz gegeben: 27 Hochschulen, unter
anderem aus Kanada, Südafrika, Hongkong, Singapur, China oder Japan, unterstützten diese
Initiative mit letters of support. Angesichts der überall stark zunehmenden
Belastung der natürlichen Wasserressourcen und der damit steigenden Anforderungen an
Ingenieure und Planer in der Wasserwirtschaft treffe der Studiengang auf wachsenden
Bedarf.
Der Pilotstudiengang ist an der Fakultät Bauingenieur- und
Vermessungswesen angesiedelt, die unter anderem die Studiengänge
Bauingenieurwesen und Umweltschutztechnik
(fakultätsübergreifend) trägt. In diesen, weiterhin unverändert bestehenden
Studiengängen bildet der Bereich Wasserwirtschaft schon jetzt eine von mehreren
Vertiefungsrichtungen. Durch WAREM wird das vorhandene, umfassende Lehrangebot aus allen
Bereichen der Wasserwirtschaft sehr viel intensiver genutzt, als dies innerhalb der
existierenden, wesentlich breiter angelegten Studiengänge möglich ist. Das
Vorlesungsangebot wird von deutschen und englischsprachigen Wissenschaftlern bestritten.
Auch Lehrangebote aus anderen Bereichen werden einbezogen. Wir möchten mit WAREM in
vielen Punkten von den traditionellen Pfaden abweichen, meinte Kobus.
Intensive Betreung
Die drei beteiligten Institute für Wasserbau, für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und
Abfallwirtschaft und für Raumordnung und Entwicklungsplanung haben, wie Prof. Kobus
hervorhob, in Forschung und Praxis ein sehr starkes Fundament. Dies biete
nicht zuletzt eine gute Basis für Diplomarbeiten und Praktikantenplätze. Und die
fachliche Breite werde auch an den aus sechs Fachdisziplinen stammenden Professoren und
Dozenten deutlich. Eine intensive fachliche und soziale Betreuung werde den Studierenden
ermöglichen, WAREM in der Regelstudienzeit von zwei Jahren erfolgreich abzuschließen.
Jeder Studierende erhält einen Betreuer, der bei der Erstellung des Studienplans hilft,
es gibt gemeinsame Arbeitsräume für Deutsche und Ausländer sowie Fachexkursionen in
Zusammenarbeit mit Industriepartnern. Um die werdenden WAREM-Ingenieurinnen und
-Ingenieure kümmern sich ein Koordinator sowie jeweils halbtags dreiTutoren und eine
Fremdsprachensekretärin.
In Rekordzeit vorbereitet
Die uniinterne Vorbereitungszeit für WAREM sei in Rekord-Zeit erfolgt, berichtete Kobus.
Vom Eintreffen der Bewerbungsunterlagen Anfang Januar über die Bewerbungsfrist am 24.
Januar bis zur Ausarbeitung des Programms am 12. März hätten alle beteiligten
Uni-Gremien rasch und einstimmig die Vorschläge akzeptiert. Anfang April habe das
Wissenschaftsministerium seine Zustimmung signalisiert. Inzwischen liegt die offizielle
Genehmigung vor (d.Red.). Probleme bereiteten vielmehr formale Hürden durch das
Universitätsgesetz. So dürften Universitäten den Master of Science nicht
selbständig vergeben. Dann muß das Ministerium eben mit uns zusammen lernen, wie
man international wird , kommentierte dies Prof. Pritschow.
/zi
KONTAKT
Prof. Helmut Kobus, Ph.D., Institut für Wasserbau, Pfaffenwaldring 61, 70569
Stuttgart, Tel. 0711/685-4714,-4715; Fax 0711/685-7020
e-mail: warem@iws.uni-stuttgart.de
WWW: http://uni-stuttgart.de/UNIuser/iws/
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