Der Wandel wird von der traditionellen Form des Studiums mit viel
Frontalunterricht wegführen, vermutete Prof. Wolfgang Rucker vom Institut für
Theorie der Elektrotechnik. Moderne Medien spielten eine immer größere Rolle, so Rucker,
und über das Internet seien viele Informationen auch außerhalb von Lehrveranstaltungen
zugänglich. Allerdings müßten auch die Studierenden diesen Wandel mitmachen und die
neuen Möglichkeiten in ihr Studium mit einbeziehen.
Prof. Hans Paus vom Physikalischen Institut äußerte sich
beunruhigt über die heutigen Studierenden, die weniger interessiert und diskussionsbereit
seien als ihre Vorgänger. Die Studierenden konsumieren heute eine Vorlesung wie
einen Krimi. Am Ende eines Experimentes muß der Student nicht mehr verstehen, sondern
klatschen, und zappt dann zur nächsten Veranstaltung, beschrieb Paus seine
erschreckenden Erfahrungen.
Wenn ich nach sechs Semestern mein Vordiplom machen
will, habe ich schon jetzt keine Zeit, um nach einer Vorlesung zu diskutieren, sagte
Ulrike Schwidtal, Studentin des Bauingenieurwesens. Damit das von Gesellschaft und
Arbeitsmarkt angestrebte Ziel möglichst kurzer Studienzeiten erreicht wird, rechnet sie
mit einer fortschreitenden Verschulung des Studiums und mit mehr Leistungsnachweisen. Sie
vermutet auch, daß zukünftig durch strengere Zulassungsbedingungen eine Wahl des
Studienfaches nach der Neigung kaum noch möglich sein wird und die Studieninhalte
insgesamt stärker am Arbeitsmarkt orientiert sein werden. Für den Fall, daß die Mittel
für die Ausbildungsförderung gekürzt und Studiengebühren erhoben werden, befürchtet
sie außerdem, daß die Zahl der Studierenden aus ärmeren Familien zurückgeht.
Studiengebühren hält Rektor Prof. Günter Pritschow für
sinnvoll, sofern keine Nachteile für Studierende entstünden. Jemand, der nach dem
Studium mehr als der Durchschnitt verdiene, könne aber einen Teil der Kosten
zurückzahlen, die der Gesell-schaft durch seine Ausbildung entstanden seien. Als Ziele
für den zukünftigen Wandel nannte der Rektor den vermehrten Einsatz der neuen Medien und
mehr Austausch mit ausländischen Universitäten. Es gibt viele Möglichkeiten, das
Studium 2000 in positivem Licht erscheinen zu lassen, faßte Pritschow seinen
Standpunkt zusammen.
Für eine Internationalisierung des Studiums nach dem Vorbild
zum Beispiel holländischer oder dänischer Universitäten sprach sich auch Prof. Rainer
Schönhaar vom Institut für Literaturwissenschaft aus. Um mehr Platz für eine bessere
Fremdsprachenausbildung an der Universität zu schaffen, sollten die Studiengänge
entrümpelt werden. Daneben schlug Schönhaar vor, das Angebot an der Universität so zu
gestalten, daß es den Anforderungen von Vollzeitstudenten genauso Rechnung trage wie
denen der Teilzeitstudenten. Wer außerhalb der Uni in einen Arbeitsrhythmus
eingebunden ist, kann sich nicht einfach für eine Stunde daraus entfernen, sagte
Schönhaar. Daher sei es sinnvoll, wenn beispielsweise eine Bibliothek 24 Stunden am Tag
zugänglich wäre.
Neben den finanziellen und organisatorischen Problemen ist
die Demoralisierung der Studierenden für Susanne König ein wichtiges Thema. Die
Studentin der Philosophie und Kunstgeschichte wünscht sich angesichts voller Hörsäle
mehr motivierende Worte von den Professoren. Statt zu fragen Du tust zu wenig. Was
willst Du hier überhaupt? solle auch mal jemand sagen Es ist richtig, was Du
machst , meinte König. Für Studierende, die schon nach der Zwischenprüfung den
Schritt in die Arbeitswelt vollziehen könnten, wünscht sie sich einen
berufsqualifizierenden Abschluß ohne den bisherigen Makel des abgebrochenen
Studiums. Wie die Prüfungstermine möglichst vorteilhaft gelegt werden könnten, um
die Semesterferien für eine Tätigkeit im zukünftigen Berufsfeld zu nutzen, wie ein
neuer berufsqualifizierender Abschluß nach der Zwischenprüfung aussehen könnte und wie
man den Kontakt zu den Schülern, den zukünftigen Studierenden aufnehmen könnte, wurde
nur kurz angesprochen. So war am Ende der Veranstaltung das erreicht, was Moderator Dr.
Martin Bauer vom Institut für Philosophie, Pädagogik und Psychologie als Ziel
beschrieben hatte: das Thema Studium 2000 von möglichst verschiedenen Seiten
zu betrachten. /op
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