Carl von Bach |
Der 150. Geburtstag
dieses Pioniers der Ingenieurwissenschaften, dessen gesamtes wissen-schaftliches Wirken
von der Universität Stuttgart ausging, wurde in diesem Jahr sowohl in seiner Geburtsstadt
Stollberg wie auch an unserer Universität mit festlichen Veranstaltungen gewürdigt. Mit
dem Schwerpunktthema Carl von Bach - Pionier der Ingenieurwissenschaften
möchte auch der Uni-Kurier seinen Beitrag zur Würdigung der Person von Bachs leisten und
dabei einen Seitenblick auf das durch sein Wirken veränderte Selbstverständnis der
Technischen Wissenschaften werfen. Zahlreiche
Faktoren haben dazu beigetragen, daß den technischen Disziplinen in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts eine wachsende Bedeutung zuteil wurde, die schließlich in die
Gleichstellung der Technischen Hochschulen mit den Universitäten mündete. |
Die praktische Entwicklung der Technik war zur Mitte des 19.
Jahrhunderts soweit fortgeschritten, daß sie mit den herkömmlichen Methoden der
Produktion und des Wissens weder zureichend beherrscht noch ausreichend weiterentwickelt
werden konnte. Die Häufung von Dampfkesselexplosionen oder Zugunglücken zählen zu den
bekanntesten Beispielen. Zugleich war die Technik aber zur bestimmenden Lebenswirklichkeit
geworden, von der Mobilität, industrielle und landwirtschaftliche sowie die bauliche
Produktion bestimmt wurden. Erste Weltausstellungen waren Zeichen beginnender
Globalisierung und das Gütesiegel Made in Germany hatte hier zunächst noch
einen schlechten Ruf.
Überspitzt formuliert, war die technisch bestimmte
industrielle Praxis als Herstellungsprozeß (mit eigenen Verfahren) und als selber
hergestelltes Produkt (eben Technik, nicht Natur) bis weit in das 19. Jahrhundert noch
kein selbständiger Gegenstand einer eigenen Wissenschaft. Vor allem durch die Arbeit von
Carl von Bach ist der neue Gegenstandsbereich und mit ihm die dazugehörige Wissenschaft
und damit wieder die dazugehörige Art der Wissensvermittlung mit Methode durchdrungen
worden. Für die von Bach geprägten Ingenieurwissenschaften war der Anwendungsbezug kein
von außen herangetragener Anspruch, sondern ihre alles bestimmende Grundeigenschaft.
Der wissenschaftsgeschichtlichen Aufwertung der Technik und
der Ingenieurwissenschaft folgte mit gleicher Geschwindigkeit der
institutionengeschichtliche Aufstieg der Polytechnischen Schulen zu forschenden
Technischen Hochschulen mit Promotionsrecht und dem Anspruch auf Gleichstellung mit den
Universitäten.
Das historische Schwerpunktthema setzt sich zusammen aus
einem Bericht über den Festakt an der Universiät Stuttgart, größeren Auszügen aus der
dort gehaltenen Festrede sowie einem Abschnitt eines in Stuttgart entstandenen Buches
über die Entwicklung der Ingenieurausbildung in Württemberg im 19. Jahrhundert.
/eng
|