Der Sonderforschungsbereich 409 Adaptive Strukturen im
Flugzeugbau und Leichtbau" befaßt sich mit modernen Verbundmaterialien, die
eine erhebliche Gewichtsreduktion bei gleichzeitiger Verbesserung der Steifigkeit einer
Struktur erlauben. Seit einigen Jahren werden neue Materialien untersucht, deren
Eigenschaften durch elektrische, magnetische oder thermische Ansteuerung gezielt zeitlich
veränderbar sind. Hierzu gehören beispielsweise piezoelektrische, elektro- und
magnetostriktive Materialien sowie Formgedächtnislegierungen. Integriert man die als
adaptive Materialien bezeichneten Substanzen in eine mechanische Struktur, so kann diese
mit Sensor- und Aktorfunktionen ausgestattet werden und sich bei geeigneter Steuerung oder
Regelung den Umgebungsbedingungen zeitvariabel anpassen. Solche Strukturen werden als
adaptiv bezeichnet. Ihre Anwendungen vor allem im Bereich Luft- und Raumfahrt dienen zur
Erweiterung des Einsatzbereiches, Steigerung der Leistungsfähigkeit und Optimierung der
Betriebsbedingungen mit dem Ziel der Einsparung von Primärenergie sowie der Verbesserung
der Ökologie. Ziel des Sonderforschungsbereiches ist die Entwicklung adaptiver
Strukturkonzepte für Anwendungen im Flugzeugbau und Leichtbau, längerfristig aber auch
in anderen Bereichen. Besonders das hohe Innovationspotential und die große
wirtschaftliche Bedeutung beeindruckten die Gutachter. Sprecher des SFB, an dem zwölf
Institute aus fünf Fakultäten der Universität Stuttgart sowie Wissenschaftler der
Universität Tübingen und der Industrie beteiligt sind, ist Prof. Dr.-Ing. habil.
Bernd-Helmut Kröplin, Direktor des Instituts für Statik und Dynamik der Luft- und
Raumfahrtkonstruktionen der Universität Stuttgart.
Der Sonderforschungsbereich 514 Aktive Exploration mittels
Sensor/Aktor-Kopplung für adaptive Meß- und Prüftechnik" befaßt sich mit
der optischen Meß- und Prüftechnik, wie sie für industrielle Fertigungsprozesse
benötigt wird. Das Ziel besteht darin, neue Wege aufzuzeigen, um die Anpassungsfähigkeit
dieser Technik sowohl an die gestellten Meß- und Prüfaufgaben als auch an die
Systemkonfiguration durch die Kombination verschiedener Sensoren zu ermöglichen. Die
gegenwärtigen Ansätze zur Lösung des Meß- und Prüfproblems sind dadurch
charakterisiert, daß für den Einzelfall hochspezialisierte Meß- und Prüfeinrichtungen
mit festen Prüfpogrammen ohne Möglichkeit der Anpassung an situationsorientierte
Aufgabenstellungen entwickelt werden. Dies führt jedoch bei geringen Stückzahlen zu
teuren, meist unwirtschaftlichen Einzellösungen. Abhilfe schaffen können nur neue
Ansätze, welche eine Integration vieler Teillösungen in eine globale Lösung anstreben.
Hierbei adaptieren sich einzelne Teillösungen in selbstorganisierter Weise
(Multiagentensystem) an die jeweiligen Meß- und Prüfaufgaben und können dadurch die
Ergebniserfassung optimieren. Diese Vorgehensweise wird als aktive Exploration bezeichnet.
Die Gutachter überzeugte unter anderem auch die bereits bestehende intensive
Zusammenarbeit zwischen Maschinenbau, Optik und Informatik an der Universität Stuttgart.
An dem SFB sind sieben Institute beteiligt, Sprecher ist Prof. Dr. rer. nat. habil. Paul
Levi vom Institut für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner.
Im Sonderforschungsbereich 543 Ultraschallbeeinflußtes Umformen
metallischer Werkstoffe" soll geklärt werden, was, warum und in welchem
Maße bei der ultraschallbeeinflußten Umformung metallischer Werkstoffe zu welchem Effekt
führt. Obwohl bereits Erkenntnisse über die Beeinflussung bestimmter Umformvorgänge
durch Ultraschalleinwirkung vorliegen, steht bislang noch der Nachweis aus, aufgrund
welcher Mechanismen sich Effekte wie die Reduzierung der Umform- und Reibungskräfte sowie
die Beeinflussung der Werkstückeigenschaften ergeben. Ziel des SFB ist es, die hierzu
erforderliche interdisziplinäre Grundlagenforschung zu leisten. Dazu soll ein
Werkstoffmodell zur Beschreibung des Werkstoffverhaltens bei Umformung unter
Ultraschallbeeinflussung erstellt werden. Ferner soll ein Reibungsmodell abgeleitet
werden, das die Reibung in der Wirkfuge zwischen Umformgut und Umformwerkzeug bei
schwingungsbeeinflußter Umformung metallischer Werkstoffe beschreibt. Diese
Grundlagenuntersuchungen werden durch die Entwicklung eines speziellangepaßten
Finite-Element-Prozeßsimulationsprogramms begleitet, in das die genannten Modelle
implementiert werden können. Es sind acht Institute der Universität Stuttgart beteiligt,
Sprecher ist Prof. Dr.-Ing. Klaus Siegert, Direktor des Instituts für Umformtechnik.
/eng