Noch vor wenigen Jahren wurden die schnellsten verfügbaren Rechner einzeln im
Supercomputing für Klimaprognosen, Modellrechnungen der Hochenergiephysik und aufwendige
Ingenieuraufgaben wie der Berechnung von Crash-Tests eingesetzt. Heute versucht man
darüber hinaus, die Rechenleistung noch weiter zu steigern, indem man solche
Supercomputer zu Metacomputern verbindet.
Das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) kooperiert in
diesem Zusammenhang mit den Sandia National Laboratories (SNL) und dem Supercomputing
Center in Pittsburgh (PSC). (Vgl. Uni-Kurier Nr. 75/76, S. 32f.)
Bei der Zusammenarbeit der größten Rechenzentren in den Vereinigten Staaten und
Europa steht nicht allein die Hardware der einzelnen Rechner im Mittelpunkt. Von gleicher
Bedeutung sind die Software sowie die Vernetzung der verschiedenen Supercomputer, die
einen Metacomputer überhaupt erst ermöglichen. Für die Verbindung der Computer wurde
erstmals eine transatlantische ATM-Leitung verwendet. Bei dem internationalen
Zusammenschluß haben die Netzwerkexperten unterschiedlichste Probleme zu bewältigen, wie
die Verbindung verschiedener Netzwerke, unterschiedliche Regulierungen der Netzprovider,
gesetzliche Regelungen zur Verschlüsselung und nicht zuletzt die Zusammenarbeit über
neun Zeitzonen hinweg.
Kometeneinschlag simuliert
Zur softwareseitigen Verbindung wurde PACX-MPI eingesetzt, eine Bibliothek, die am HLRS
entwickelt wurde. Sie erweitert den MPI (Message Passing Interface)-Standard, um damit
mehrere Rechner verbinden zu können. Zum Beweis der Leistungsfähigkeit dieses
Metacomputing-Projektes fanden während der Konferenz Supercomputing '97 mehrere
Live-Demonstrationen statt. So wurde beispielsweise der Einschlag eines ein Kilometer
großen Kometen auf der Erde simuliert. Der Eintritt des Kometen in die Erdatmosphäre
wurde von URANUS berechnet, einem Code, der am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS)
entwickelt und am HLRS parallelisiert wurde. Der Aufschlag wurde dann von Experten des SNL
berechnet.
Weltrekorde des ICA 1
Am 19. und 20. November 1997 wurde ein weiterer Meilenstein des Metacomputing gesetzt, als
Simulationsprogramme des Institutes für Computeranwendungen 1 (ICA 1) gleichzeitig auf
der CRAY T3E der Universität Stuttgart und der CRAY T3E am Supercomputing Center von
Pittsburgh gestartet wurden. Sowohl die Simulation eines Kristalls von 1.399.440.000
Atomen mit Molekulardynamik und eines granularen Gases von 1.759.165.695 Teilchen mit
Direct Simulation Monte Carlo stellen einen Weltrekord dar. Beide Programme verwenden P3T,
ein objektorientiertes Design für Teilchensimulationen, das am ICA 1 entwickelt wird. Die
hohe Flexibilität dieses Designs machte die Anpassung der Programme an die Anforderungen
des Metacomputings erst möglich.
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