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Stuttgarter unikurier Nr. 77/78 Februar 1998
Proteste, Aktionen, Streik:
Stuttgarter Studierende aktiv
 

„Proteste der Studierenden sind eine Respektlosigkeit gegenüber allen Steuerzahlern“, meinte Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder anläßlich der Protestwelle der Studierenden, die im Dezember auch Baden-Württemberg erfaßt hatte. Dennoch (oder gerade deswegen) entschieden sich die fast 2.500 Studierenden bei der Vollversammlung am 3. Dezember 1997 mit überwältigender Mehrheit für einen Streik, da es entgegen der Meinung unseres Finanzministers genügend Gründe für Proteste gibt.

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Die Studierenden wenden sich damit gegen die stetige Unterfinanzierung der Universitäten, die mangelhafte Ausbildungsförderung, gegen Studiengebühren, Numerus clausus auf das Lehramtsreferendariat etc. Neben den pekuniären Motiven wandten sich die Studierenden vor allem aber gegen die Tendenz, Bildung allein der ökonomischen Verwertbarkeit zu unterwerfen und die Hochschulen als reine Dienstleistungsunternehmen zu sehen.

Ebenso vielfältig wie die Gründe für die Proteste waren auch die Aktionen. Gleich am ersten Tag nach der Vollversammlung bildete sich eine Menschenkette vom Hauptbahnhof bis zum Rathaus. Eine Mathematikvorlesung wurde auf den Fernsehturm verlegt, damit die Studierenden ihren Horizont erweitern konnten. Besonderen Kontakt suchten die Studierenden mit den Stuttgarter Passanten, die sie mit öffentlichen Vorlesungen auf dem Kleinen Schloßplatz beglückten. Neben dem Vergnügen (!?) sollten solche Aktionen vor allem dazu dienen, die Bevölkerung auf Probleme der Studierenden aufmerksam zu machen. Den vorläufigen Höhepunkt vor Weihnachten bildete die zweite Bonner Großdemonstration am 18. Dezember. Leider hat der Protest bisher aber außer ein paar völlig deplazierten Lippenbekenntnissen vieler Politiker keine vorzeigbaren Ergebnisse gebracht! Allerdings wurde immerhin eine Diskussion innerhalb der Hochschulen und in der Bevölkerung ausgelöst, wie sie seit langem nicht mehr stattgefunden hat.

U. Schwidtal

 


last change: 09.06.98 / eng
Pressestelle der Universität Stuttgart 1998