Sehr positive Resonanz gibt es auf das Doppeldiplom in Natur- und
Ingenieurwissenschaften mit der Ecole Centrale des Arts et Manufactures , Paris (ECP). Das
Programm läuft bereits seit 1986. Die 1829 - übrigens im gleichen Jahr wie die Uni
Stuttgart - gegründete ECP war die erste, ausschließlich der Ingenieurausbildung
gewidmete Grande Ecole; sie gilt nicht nur in Frankreich als erste Adresse.
Wissenschaftliche und technologische Multidisziplinarität kennzeichnen die Ausbildung
ebenso wie die Einbeziehung humanistischer, kultureller und ethischer Dimensionen. 25
Prozent der jährlich 400 Absolventen verlassen die ECP, die in ein Netzwerk von 34
europäischen und 20 nordamerikanischen und japanischen Universitäten eingebunden ist,
mit einem Doppelabschluß und sind damit sozusagen bi-kulturell. Die
Centraliens, wie man sie in Frankreich nennt, gelten als die
Entscheidungsträger der Zukunft.
38 Stuttgarter und 21 französische Studentinnen und
Studenten haben dieses Doppeldiplom bereits erworben oder stehen kurz vor dem Abschluß.
Das von der Europäischen Union innerhalb des TIME-Programms geförderte Auslandsstudium
bietet neben dem Doppeldi-plom auch die Möglichkeit eines kürzeren Studienaufenthalts.
Die Doppeldiplomler gehen nach dem Vordiplom an der Universität Stuttgart
für zwei Jahre an die ECP, absolvieren dort eine multidisziplinäre Grundausbildung mit
einer Vertiefung in den theoretischen Fächern, fertigen eine Studienarbeit an und kehren
anschließend für das Hauptfachstudium und die Diplomarbeit an die Uni Stuttgart zurück.
Die französischen Studierenden durchlaufen das Programm sozusagen
spiegelverkehrt. So haben die Absolventen in sechs Jahren die Diplome beider
Länder in der Tasche. Beteiligt sind die Studiengänge Chemie, Mathematik, Physik,
Informatik, Maschinenbau, Technische Kybernetik und Verfahrenstechnik.
Um auch nach der Einführung von SOKRATES das Programm im
europäischen TIME-Netzwerk eigenständig weiterführen zu können, haben die 29
beteiligten europäischen Universitäten in Paris die TIME-Association gegründet.
Programmbeauftragte an der Universität Suttgart sind Prof. Dr. Wolfgang Weidlich für
Naturwissenschaften (Tel. 0711/685-4927, Fax 0711/685-4902; e-mail: office@theo2.physik.uni-stuttgart.de)
sowie Prof. Dr.-Ing. Heinz Stetter (Tel. 0711/685-3598, Fax 0711/685-3280; e-mail: stetter@istm.uni-stuttgart.de) und Prof.
Dr.-Ing. Michael Zeitz (Tel. 0711/685-6313, Fax 0711/685-6371; e-mail: zeitz@isr.uni-stuttgart.de) für
Ingenieurwissenschaften.
Elektrotechnik: Integriertes Studium mit der ENST
Seit bald sieben Jahren wird das integrierte Auslandsstudium Elektrotechnik in
Zusammenarbeit mit der Ecole Nationale Supérieure des Télécommunications (ENST) in
Paris erfolgreich praktiziert. Die ENST ist die angesehenste Grande Ecole in Frankreich
auf dem Gebiet der Nachrich-ten- und Informationstechnik.
Das Deutsch-Französische Hochschulkolleg koordiniert diesen
Studiengang und vergibt Stipendien. Mit nur ein bis zwei Semestern über der
Regelstudienzeit erwerben die Studierenden die Diplome beider Universitäten, wobei in
einer Gesamtstudienzeit von maximal elf Semestern eineinhalb bis zwei Jahre an der
Partnerhochschule absolviert werden. Für die deutschen Studierenden beginnt das
integrierte Studium nach Abschluß des achtsemestrigen Grund- und Hauptstudiums, in dem
die Pflichtfächer, ein Teil der Wahlpflichtfächer, ein Praktikum und eine Studienarbeit
absolviert worden sind. Die restlichen Teile des deutschen Studiums (Wahlpflicht- und
Wahlfächer, ein Projekt und die abschließende Diplomarbeit) sowie eine
Vertiefungsrichtung des französischen Studiums laufen an der Partnerhochschule. Für die
französischen Studierenden gilt ein symmetrisch aufgebauter Studienverlauf an der Uni
Stuttgart.
In das Studium als Pflichtteil integriert ist eine
wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung und das Erlernen von Fremdsprachen. Das
dreimonatige Industriepraktikum läuft in Frankreich; so lernen die Studierenden das
Arbeitsumfeld des Gastlandes kennen. Die Diplomarbeit wird gemeinsam von beiden
Partnerhochschulen betreut.
Das integrierte Studium ermöglicht das intensive
Kennenlernen eines anders aufgebauten Studiensystems sowie des industriellen und
gesellschaftlichen Umfelds des Gastlandes, und es schafft die Profile, die zu
wissenschaftlichen und technischen Führungskräften qualifizieren.
Das Programm sieht vor, daß pro Jahr etwa zehn Studierende
aus beiden Ländern aufgenommen werden; die Nachfrage steigt. Den Absolventinnen und
Absolventen stehen - wie die Erfahrungen zeigen - in Deutschland und Frankreich viele
Möglichkeiten offen. Etwa ein Drittel strebt die Promotion an, während die anderen in
der Industrie in Forschung, Entwicklung oder Management tätig sind.
Koordinator ist Prof. Dr.-Ing. Paul J. Kühn, Institut für
Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung (Tel. 0711/685-8026, Fax 0711/685-7983;
e-mail: kuehn@ind.uni-stuttgart.de).
Gemeinsamer Abschluß mit Bordeaux in
Sozialwissenschaften
Voraussichtlich zum Wintersemester 1998/99 wird ein weiterer Stuttgarter
Doppeldiplomstudiengang im Fach Sozialwissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Politikwissenschaft der Universität Bordeaux starten.
Stärker integriert als vergleichbare Studiengänge werden
jeweils acht bis zehn deutsche und acht französische Studierende das erste und das dritte
Studienjahr gemeinsam in Bordeaux, das zweite und das vierte an der Uni Stuttgart
absolvieren. Vor Beginn des ersten Auslandsjahres besuchen die Studierenden an der
Gastuniversität einen vierwöchigen Intensivsprachkurs. Obligatorisch sind zudem Praktika
von mindestens vier Wochen im Gastland.
Die Institute für Politikwissenschaft der Universitäten
Bordeaux und Stuttgart pflegen seit langer Zeit eine intensive Forschungskooperation. Auch
das Deutsch-Französische Institut in Ludwigsburg, mit dem beide Institute bereits
kooperieren, will sich an dem neuen Studiengang beteiligen. Längerfristig könnte das
neue Angebot Teil der geplanten Deutsch-Französischen Hochschule werden.
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Oscar W. Gabriel,
Institut für Politikwissenschaft (Tel. 0711/121-3430, Fax 0711/121-2333; e-mail: oscar.w.gabriel@po.pol.uni-stuttgart.de).
/zi
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