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Stuttgarter unikurier Nr. 77/78 Februar 1998
Fit für den europäischen Markt:
„Doppeldiplomler“ sind gefragt
 

Die gerade in jüngster Zeit ständig zitierte Globalisierung stoppt nicht vor den Toren der Universitäten. Eine gute Möglichkeit, sich das erforderliche Know how - über die Fachkenntnisse der jeweiligen Disziplin hinaus - vom Teamwork auf internationaler Ebene bis zu Sprach- und Kulturverständnis schon während des Studiums anzueignen, sind integrierte Studiengänge, die mit dem Doppeldiplom abschließen. Diese Möglichkeit haben Studierende der Uni Stuttgart in Elektrotechnik an der Ecole Nationale Supérieure des Télécommunications (ENST) in Paris, innerhalb des TIME-Programms (TIME = Top Industrial Managers for Europe) in Natur- und Ingenieurwissenschaften an der Ecole Centrale Paris und bald auch in Sozialwissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Bordeaux.

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Sehr positive Resonanz gibt es auf das Doppeldiplom in Natur- und Ingenieurwissenschaften mit der Ecole Centrale des Arts et Manufactures , Paris (ECP). Das Programm läuft bereits seit 1986. Die 1829 - übrigens im gleichen Jahr wie die Uni Stuttgart - gegründete ECP war die erste, ausschließlich der Ingenieurausbildung gewidmete Grande Ecole; sie gilt nicht nur in Frankreich als „erste Adresse“. Wissenschaftliche und technologische Multidisziplinarität kennzeichnen die Ausbildung ebenso wie die Einbeziehung humanistischer, kultureller und ethischer Dimensionen. 25 Prozent der jährlich 400 Absolventen verlassen die ECP, die in ein Netzwerk von 34 europäischen und 20 nordamerikanischen und japanischen Universitäten eingebunden ist, mit einem Doppelabschluß und sind damit sozusagen „bi-kulturell“. Die „Centraliens“, wie man sie in Frankreich nennt, gelten als die Entscheidungsträger der Zukunft.

38 Stuttgarter und 21 französische Studentinnen und Studenten haben dieses Doppeldiplom bereits erworben oder stehen kurz vor dem Abschluß. Das von der Europäischen Union innerhalb des TIME-Programms geförderte Auslandsstudium bietet neben dem Doppeldi-plom auch die Möglichkeit eines kürzeren Studienaufenthalts. Die „Doppeldiplomler“ gehen nach dem Vordiplom an der Universität Stuttgart für zwei Jahre an die ECP, absolvieren dort eine multidisziplinäre Grundausbildung mit einer Vertiefung in den theoretischen Fächern, fertigen eine Studienarbeit an und kehren anschließend für das Hauptfachstudium und die Diplomarbeit an die Uni Stuttgart zurück. Die französischen Studierenden durchlaufen das Programm sozusagen „spiegelverkehrt“. So haben die Absolventen in sechs Jahren die Diplome beider Länder in der Tasche. Beteiligt sind die Studiengänge Chemie, Mathematik, Physik, Informatik, Maschinenbau, Technische Kybernetik und Verfahrenstechnik.

Um auch nach der Einführung von SOKRATES das Programm im europäischen TIME-Netzwerk eigenständig weiterführen zu können, haben die 29 beteiligten europäischen Universitäten in Paris die TIME-Association gegründet. Programmbeauftragte an der Universität Suttgart sind Prof. Dr. Wolfgang Weidlich für Naturwissenschaften (Tel. 0711/685-4927, Fax 0711/685-4902; e-mail: office@theo2.physik.uni-stuttgart.de) sowie Prof. Dr.-Ing. Heinz Stetter (Tel. 0711/685-3598, Fax 0711/685-3280; e-mail: stetter@istm.uni-stuttgart.de) und Prof. Dr.-Ing. Michael Zeitz (Tel. 0711/685-6313, Fax 0711/685-6371; e-mail: zeitz@isr.uni-stuttgart.de) für Ingenieurwissenschaften.

 

Elektrotechnik: Integriertes Studium mit der ENST
Seit bald sieben Jahren wird das integrierte Auslandsstudium Elektrotechnik in Zusammenarbeit mit der Ecole Nationale Supérieure des Télécommunications (ENST) in Paris erfolgreich praktiziert. Die ENST ist die angesehenste Grande Ecole in Frankreich auf dem Gebiet der Nachrich-ten- und Informationstechnik.

Das Deutsch-Französische Hochschulkolleg koordiniert diesen Studiengang und vergibt Stipendien. Mit nur ein bis zwei Semestern über der Regelstudienzeit erwerben die Studierenden die Diplome beider Universitäten, wobei in einer Gesamtstudienzeit von maximal elf Semestern eineinhalb bis zwei Jahre an der Partnerhochschule absolviert werden. Für die deutschen Studierenden beginnt das integrierte Studium nach Abschluß des achtsemestrigen Grund- und Hauptstudiums, in dem die Pflichtfächer, ein Teil der Wahlpflichtfächer, ein Praktikum und eine Studienarbeit absolviert worden sind. Die restlichen Teile des deutschen Studiums (Wahlpflicht- und Wahlfächer, ein Projekt und die abschließende Diplomarbeit) sowie eine Vertiefungsrichtung des französischen Studiums laufen an der Partnerhochschule. Für die französischen Studierenden gilt ein symmetrisch aufgebauter Studienverlauf an der Uni Stuttgart.

In das Studium als Pflichtteil integriert ist eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung und das Erlernen von Fremdsprachen. Das dreimonatige Industriepraktikum läuft in Frankreich; so lernen die Studierenden das Arbeitsumfeld des Gastlandes kennen. Die Diplomarbeit wird gemeinsam von beiden Partnerhochschulen betreut.

Das integrierte Studium ermöglicht das intensive Kennenlernen eines anders aufgebauten Studiensystems sowie des industriellen und gesellschaftlichen Umfelds des Gastlandes, und es schafft die Profile, die zu wissenschaftlichen und technischen Führungskräften qualifizieren.

Das Programm sieht vor, daß pro Jahr etwa zehn Studierende aus beiden Ländern aufgenommen werden; die Nachfrage steigt. Den Absolventinnen und Absolventen stehen - wie die Erfahrungen zeigen - in Deutschland und Frankreich viele Möglichkeiten offen. Etwa ein Drittel strebt die Promotion an, während die anderen in der Industrie in Forschung, Entwicklung oder Management tätig sind.

Koordinator ist Prof. Dr.-Ing. Paul J. Kühn, Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung (Tel. 0711/685-8026, Fax 0711/685-7983; e-mail: kuehn@ind.uni-stuttgart.de).

 

Gemeinsamer Abschluß mit Bordeaux in Sozialwissenschaften
Voraussichtlich zum Wintersemester 1998/99 wird ein weiterer Stuttgarter Doppeldiplomstudiengang im Fach Sozialwissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Bordeaux starten.

Stärker integriert als vergleichbare Studiengänge werden jeweils acht bis zehn deutsche und acht französische Studierende das erste und das dritte Studienjahr gemeinsam in Bordeaux, das zweite und das vierte an der Uni Stuttgart absolvieren. Vor Beginn des ersten Auslandsjahres besuchen die Studierenden an der Gastuniversität einen vierwöchigen Intensivsprachkurs. Obligatorisch sind zudem Praktika von mindestens vier Wochen im Gastland.

Die Institute für Politikwissenschaft der Universitäten Bordeaux und Stuttgart pflegen seit langer Zeit eine intensive Forschungskooperation. Auch das Deutsch-Französische Institut in Ludwigsburg, mit dem beide Institute bereits kooperieren, will sich an dem neuen Studiengang beteiligen. Längerfristig könnte das neue Angebot Teil der geplanten Deutsch-Französischen Hochschule werden.

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Oscar W. Gabriel, Institut für Politikwissenschaft (Tel. 0711/121-3430, Fax 0711/121-2333; e-mail: oscar.w.gabriel@po.pol.uni-stuttgart.de).      /zi

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998