Das Potential der Kleinwasserkraft ist in Deutschland bei weitem noch nicht
ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kam ein Seminar des Instituts für Strömungsmechanik
und Hydraulische Strömungsmaschinen der Universität Stuttgart (IHS) im Oktober 1997, bei
dem über hundert Wissenschaftler, Ingenieure und Kraftwerksbetreiber sowie
Turbinenhersteller Praxis und aktuelle Entwicklungen beim Einsatz der
Kleinwasserkraft diskutierten. Kleine Wasserkraftanlagen können, wenn sie nach dem Stand
der Technik gebaut und betrieben werden, durchaus wirtschaftlich arbeiten, sofern
entsprechende politische Rahmenbedingungen vorhanden sind. |
Zur Zeit werden in Deutschland knapp fünf Prozent des elektrischen Stroms
durch regenerative Energie erzeugt, rund neunzig Prozent davon liefert die Wasserkraft.
Obwohl heute bereits sechzig Prozent des Wasserkraftpotentials in Deutschland genutzt
werden, herrschte Einigkeit unter den Teilnehmern, daß ein weiterer Ausbau der
Wasserkraft notwen-dig sei. Da Wasserkraft die sauberste Energieform bezüglich der
Schadstoffemissionen sowohl beim Bau als auch im Betrieb darstellt, sei es auch möglich,
einen Kompromiß zwischen Ökonomie und Ökologie zu finden. Ein Teil des Seminars
beschäftigte sich mit konkreten technischen Einzelprojekten. So wurde unter anderem die
Weiterentwicklung einer einfachen Durchströmturbine für den Einsatz in
Entwicklungsländern, ein gemeinsames Projekt des IHS und SKAT (Schweizer Komitee für
angepaßte Technologie), und die erfolgreiche Reanimierung einer stillgelegten
Kleinwasserkraftanlage mit ca. 100 kW Leistung vorgestellt.
Auch zwei neuartige Turbinen wurden während des Seminars
präsentiert. Bei einer am IHS entwickelten Entspannungsturbine handelt es sich um eine
Axialmaschine, die ohne aufwendigen Umbau in Rohrleitungssysteme eingeflanscht werden
kann. Als Einsatzgebiet für die Turbine eignen sich vor allem Wasserversorgungen und
chemische Anlagen. Die Firma KSB, Frankenthal, präsentierte eine spezielle Pumpturbine,
die sowohl im Pumpen- als auch im Turbinenbetrieb gleiche Drehrichtung hat. Da besonders
bei Kleinanlagen die Kosten oft das entscheidende Kriterium darstellen, kann meist kein
großer Engineering-Aufwand getrieben werden. Dennoch müssen viele Bauteile individuell
gestaltet und den örtlichen Gegebenheiten angepaßt werden. Mit den modernen Werkzeugen
der Strömungssimulation des IHS läßt sich eine gute, maßgeschneiderte Gestaltung der
Konturen kostengünstig durchführen. - Die Tagungsbeiträge können beim IHS zum Preis
von DM 30,- erworben werden. /eng
KONTAKT
Institut für Strömungsmechanik und Hydraulische Strömungsmaschinen,
Pfaffenwaldring 10, 70550 Stuttgart, Dr.-Ing. Albert Ruprecht, Tel: 0711/685-3256; Fax:
0711/685-3255
e-mail: ruprecht@ihs.uni-stuttgart.de
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