Die Staatssekretärin des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie (BMBF), Elke Wülfing, war in ihrer Eröffnungsrede noch voll
Euphorie. Schließlich waren die Spitzen der deutschen Forschungslandschaft nach Leipzig
gekommen: mehr als 40 Max-Planck-Institute, die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und
Raumfahrt (DLR), 24 Fraunhofer-Institute, die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren sowie zahllose Institute deutscher Hochschulen. Die Universität
Stuttgart allein war mit rund 15 Instituten vertreten, die auf ihren Ständen Innovatives
und für die industrielle Praxis Verwertbares präsentierten.
Den Forschergruppen war viel versprochen worden, wie etwa die
angekündigten Synergieeffekte mit der Wirtschaft, die sowohl vom Forschungsforum als auch
von der zeitgleich stattfindenen Innovations-messe erwartet wurden. Ein Tag der Jugend
sollte den Nachwuchs für die Forschung begeistern und die erhofften Zuschauermassen
sollten für ein Klima neuer Forschungseuphorie in Deutschland sorgen.
Zu den Ausstellern der Uni Stuttgart zählten beispielsweise
der Sonderforschungsbereich 259 Hochtemperaturprobleme rückkehrfähiger
Raumtransportsysteme mit Exponaten zu Hochtemperatur-Werkstoffen und deren Belastung
oder auch die Versuchseinrichtung für Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) mit
einer Demonstration faseroptischer Meßverfahren und einem neu entwickelten
Probennahmegerät für Grundwasser. Das Institut für Aero- und Gasdynamik bot
Hochtechnologie für den Bau lärmarmer Hubschrauber und das Labor für Bildschirmtechnik
beteiligte sich mit Arbeiten zur Entwicklung flacher Bildschirme. Diese Beispiele zeigen,
wie wichtig eine Messe sein könnte, die die Universitäten mit geeigneten Produzenten und
Unternehmen in Kontakt bringt. Doch diese Hoffnungen wurden enttäuscht.
Die Uni Stuttgart hat nach der Veranstaltung dem BMBF einige
Vorschläge unterbreitet, wie ein Flop beim nächsten Forschungsforum vermieden werden
kann. Die Stuttgarter Forscher hatten in Leipzig gleich mehrere Mängel zu rügen. So war
einerseits die Werbung und Marketingplanung ihrer Meinung nach nicht professionell genug
gelaufen, um dem Aufwand entsprechend genügend Forumsbesucher, vor allem aber kleine und
mittlere Unternehmen nach Leipzig zu locken. Auch wurde das Fehlen des zuständigen
Bundesministers bei der Eröffnung negativ vermerkt. Insgesamt ist man in Stuttgart der
Meinung, daß die Messe zu kurzfristig und daher mangelhaft geplant war und daß der
Zeitpunkt künftig besser mit anderen Messen im Bundesgebiet koordiniert werden müsse.
Unter diesen Konditionen hätte Leipzig auch schon im ersten Anlauf ein Glanzpunkt der
Präsentation von Wissenschaft und Forschung in Deutschland sein können.
ck
Kommentar
Die großen Erwartungen, die von den Ausstellern der
Universität Stuttgart an das Forschungsforum in Leipzig gestellt waren, wurden leider
enttäuscht. Vor allem aus der Industrie waren mehr Messebesucher erwartet worden.
Gespenstisch war die gähnende Leere, die sich zwischen Forschung und Öffentlichkeit
auftat. Die Forscher der Uni Stuttgart haben viel Geld und Arbeitskraft investiert, um der
Veranstaltung zum Erfolg zu verhelfen. Doch dieser blieb leider aus. Unprofessionell und
zu kurzfristig war leider die Messeplanung, unzureichend das Marketing und die Public
Relations-Arbeit. Es bleibt zu hoffen, daß die Veranstalter die gute Idee das nächste
Mal zum Nutzen der Forschung besser umsetzen.
Gertrud Kneuer
Beauftragte für Technologietransfer der Uni Stuttgart
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