In seiner Eröffnungsrede betonte SüdwestLB-Chef Werner Schmidt, wie wichtig
die Ressource Wissen für die Region sei: Die facettenreiche Bildungslandschaft in
der Region ist ein zentraler Standortfaktor". Der Kuratoriumsvorsitzende des Forums,
Hans Peter Stihl, hob die Notwendigkeit hervor, das Studium an die aktuellen
wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen. Den Luxus einer langen Schulzeit und eines
langen Studiums könne man sich nicht mehr leisten. Mit 30 Jahren oder noch älter ins
Berufsleben zu treten, so Stihl, sei entschieden zu spät. Die Bedeutung des
Humankapitals" hob auch Jenoptik-Chef Lothar Späth hervor, der ebenfalls die
zu langen Studienzeiten kritisierte. Nicht die Dauer des Studiums und die Zahl der
Veröffentlichungen sei entscheidend. Vielmehr müßten sich die Hochschulen künftig
daran messen: Wieviel Forscher und Unternehmer bringt Ihr aus Euren
Hochschulen?" Späth forderte von der Hochschulpolitik den Mut zum
Experiment" und zum konstruktiven Wettbewerb.
Für mehr Attraktivität durch englischsprachige und multimediale Studienangebote
plädierte der Hohenheimer Uni-Präsident Prof. Dr. Klaus Macharzina. Neben fachlichem
Detailwissen müßten die Hochschulen stärker als bisher auch Schlüsselqualifikationen
vermitteln und berufliche Weiterbildung anbieten, die sich nicht nur an den Anforderungen
der großen Arbeitgeber orientiere.
Auch Prof. Dr.-Ing. Günter Pritschow, Rektor der Uni Stuttgart, hält die Studierenden
im internationalen Vergleich für zu alt. Damit die Absolventen jünger werden, müsse mit
sechs statt mit sieben Jahren eingeschult und die Schulzeit auf zwölf Jahre verkürzt
werden. Sogenannte Freischußregelungen könnten die Studierenden zu schnellerem Abschluß
bewegen. Gebühren für Langzeitstudierende träfen im wesentlichen die Falschen, sagte
Pritschow. Wie im Ausland üblich, sollte künftig zwischen Teilzeit- und
Vollzeitstudierenden unterschieden werden. Um die internationale Wettbewerbssituation zu
verbessern, forderte Prof. Pritschow, einen ersten berufsqualifizierenden Abschluß in
Form eines Bachelors sowie weiterführende Masterprogramme einzuführen.
Die staatliche Finanzierung der einzelnen Hochschulen müsse laut Wissenschaftsminister
Klaus von Trotha auch von den erbrachten Leistungen in Forschung und Lehre abhängig sein.
In einer Experimentierklausel würden die Hochschulen ermuntert, effizientere
Leistungsstrukturen zu erproben, die sie jedoch kaum nutzten, erklärte der Minister.
In der anschließenden Diskussion begrüßten einige Studierende zwar die
Schulzeitverkürzung; dies sei jedoch nur sinnvoll, wenn gleichzeitig ein
Orientierungsjahr an den Hochschulen angeboten werde.
Die Vorträge des zweiten Veranstaltungstages thematisierten die gegenseitigen
Erwartungen und Anforderungen von Jungakademikern und Wirtschaft. Das
Steinbeis-Transferzentrum und der Verband der Metallindustrie Baden-Württemberg warben
für ihre praxisorientierten Modelle, die den Einstieg ins Berufsleben erleichtern sollen.
Über den Business-Plan-Wettbewerb für Existenzgründer berichtete Dr. Walter Rogg,
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Stuttgart.
Fortsetzung mit modifiziertem Programm geplant
Parallel zu den Vorträgen lief an beiden Tagen eine Kontaktbörse, an der sich mehr als
30 Institutionen aus der Region vorstellten: große Wirtschaftsunternehmen,
Fachhochschulen, die beiden Universitäten und andere Bildungseinrichtungen. Doch nur
wenige interessierte Hochschulabsolventen und Schulabgänger kamen, um sich Ratschläge zu
holen und Kontakte zu knüpfen. Entsprechend enttäuscht zeigten sich die Teilnehmer an
ihren Ständen und äußerten Kritik am Konzept der Veranstaltung. Insbesondere hätte die
Wer-bung nicht die Zielgruppe erreicht, die vom Veranstalter als künftiger
Führungsnachwuchs der Region" bezeichnet wurde.
Matthias Schönherr von der Kunstakademie Stuttgart bezeichnete die optische Botschaft
der Plakate als irreführend. Tanja Triebe von der Landesgirokasse schlug vor, die
Zielgruppe genauer zu definieren und das Forum nicht am Wochenende und nicht während der
Prüfungszeit zu veranstalten. Als zu diffus, um tiefergehend zu informieren, fand
Albrecht Eckl von Daimler Benz das Angebot. Für Walter Nohlen, Dezernent für
Studentische Angelegenheiten der Universität Stuttgart, war auffällig, daß viele
Schulabgänger ihre Eltern vorschickten, um sich über das Studienangebot der Region zu
informieren. Dr. Andreas Levermann von der Fraunhofer Technologie-Entwicklungsgruppe
wartete vergeblich mit seinen Angeboten auf mögliche Praktikanten und Diplomanden.
Ralf Jochen Schmid vom Forum Region Stuttgart wertete die Veranstaltung dennoch als
Erfolg. Über eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe mit modifiziertem Programm werde
gemeinsam mit den Partnern nachgedacht. /as