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Stuttgarter unikurier Nr.79/Juni 1998
Podiumsdiskussion des Studium Generale:
Internationalisierung des Studiums
 

Ansätze für eine Internationalisierung seien an der Stuttgarter Universität schon vorhanden, aber durch gekürzte finanzielle Mittel und Stellenstreichungen gefährdet. Diese Ansicht haben Lehrende und Studierende am 30. Januar bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Studium Generale geäußert.

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„Ein paar Vorlesungen oder Kurse in englischer Sprache zu halten, das allein wäre für mich keine Internationalisierung", sagte Dr. Anita Fetzer vom Institut für Linguistik/Fachrichtung Anglistik. Dies sei zwar die kostengünstigste Variante, doch deren Nutzen sei ihrer Meinung nach fraglich. Fetzer schlug vor, den Austausch von Methoden, Inhalten und Organisation der Lehre zwischen verschiedenen Ländern zu fördern. Für Studierende beispielsweise bringe ein Auslandsaufenthalt nicht nur vertiefte Sprachkenntnisse, er motiviere sie auch. Wer das Studium aus einer ganz anderen Perspektive kennengelernt habe, sei viel besser in der Lage, seine Hochschulausbildung in Deutschland strukturiert und damit schneller zu Ende zu führen.

 

Auch Professoren austauschen
„Der einjährige Aufenthalt in Frankreich war eine Horizonterweiterung für mich", berichtete Martin Renner, Student der Mathematik, Philosophie und Geschichte. Um Deutschland für Studierende aus aller Welt attraktiver zu machen, müßten sich „die Universitäten bewegen und beispielsweise Leistungen anerkennen, die im Ausland erbracht wurden. Daneben sollten nach Ansicht des Studierenden auch Professoren ausgetauscht werden, damit sie „andere Strukturen und andere didaktische Rahmen" kennenlernen.

Die deutschen Universitäten seien charakterisiert durch die Einheit von Forschung und Lehre, sagte der Prorektor für Lehre, Prof. Eckart Olshausen. Weil diese so typisch in anderen Ländern nicht ausgeprägt sei, kämen ausländische Studierende vielleicht auch aus diesem Grund hierher. In der Forschung sei die Internationalisierung schon alltäglich. „Daß bei diesem Thema der wirtschaftliche Aspekt vorherrscht", störe ihn aber im Hinblick auf die Lehre. Vielmehr sei die Internationalisierung an sich wünschenswert und müsse auch dann beibehalten werden, wenn nach der Wirtschaft andere politische Themen im Vordergrund stünden.

 

Vorbereitung auf den internationalen Arbeitsmarkt
Daß die Studierenden auf den internationalen Arbeitsmarkt vorbereitet sind, hält Dr. Wolf Wölfel vom Physikalischen Institut für einen wichtigen wirtschaftlichen Aspekt. Die Hochschulen sollten durch ein erweitertes Angebot die Weltoffenheit der deutschen Studierenden fördern, so Wölfel. Für die studierenden Ausländer müßten Sprachbarrieren abgebaut und Abschlüsse standardisiert werden. Wichtig sei aber auch, daß Bevölkerung und Behörden ihnen offener gegenüberträten: „Wir müssen Brükken bauen".

 

Hoher Lehrstandard
Da Studierende weltweit zwischen allen Hochschulen wählen könnten, sei für die deutschen Universitäten ein besseres Marketing erforderlich, meinte Michael Lateier, Student der Politikwissenschaft. Der Standard der Lehre sei hoch, was aber vielfach nicht anerkannt werde.

„Wir legen allen Studierenden nahe, ein Semester im Ausland zu verbringen", berichtete Prof. Monika Auweter-Kurtz vom Institut für Raumfahrtsysteme. Sie betonte, daß für einen solchen Austausch persönliche Kontakte der Mitarbeiter zu Instituten im Ausland besonders hilfreich seien. Programme und Betreuung im Einzelfall erforderten jedoch viel Arbeit. „Viele Aktivitäten waren bisher nur möglich, weil sich die Kräfte an unserer Fakultät so engagieren", so die Wissenschaftlerin. Statt neue Kapazitäten für eine Internationalisierung zu schaffen, müsse in Zukunft aber Personal abgebaut werden.

 

Keine Schmalspurstudiengänge
„Das ist in meinen Augen nicht zur Deckung zu bringen", meinte Auweter-Kurtz. Sie sehe die Aufgabe der Universitäten darin, einer Elite eine breite Wissensbasis und selbstverantwortliches Lernen zu vermitteln. Verschulte Systeme aus anderen Ländern oder „Schmalspurstudiengänge wie in Amerika" könnten das Niveau der Ausbildung hier senken. Daher sollten sie ihrer Ansicht nach den deutschen Hochschulen nicht als Beispiel dienen, wenn über internationale Studiengänge diskutiert wird.     /op

 

KONTAKT
Markus Lion, Sekretariat des Studium Generale, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3583, -4165, Fax 0711/3582

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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