Die Befragungsergebnisse weisen darauf hin, daß der Uni-Tag als Bestandteil
eines Gesamtkonzepts zur Studieninformation und -beratung der Universität und anderer
Anbieter (zum Beispiel der Berufsberatung des Arbeitsamtes) gesehen werden muß und in
erster Linie der Informationsvermittlung und weniger der konkreten Studienentscheidung
dient. Erstaunlich ist, daß zusätzliche Informations- und Beratungsangebote, nach denen
in der Untersuchung gefragt wurde, von mehr SchülerInnen gewünscht als tatsächlich
genutzt werden, obwohl einige dieser Angebote bereits seit langer Zeit bekannt sein
müßten.
Angebote zu wenig genutzt
Auch in anderen Zusammenhängen wurde darüber geklagt, daß bestehende Informations- und
Beratungsangebote nicht ausreichend genutzt werden. Wenn man gleichzeitig bedenkt, daß
die Anzahl der StudienabbrecherInnen oder StudiengangwechslerInnen in manchen Fächern
nach wie vor zu hoch ist und diese Situation bei einer Großzahl der Betroffenen
sicherlich aufgrund mangelnder Vorinformation oder fehlender Beratung bei der
Studienentscheidung entstanden ist, dann muß die Frage gestellt werden, an welcher Stelle
Änderungen erforderlich sind. Reichen die bestehenden Angebote doch nicht aus? Sind sie
nicht mehr zeitgemäß? Sind sie nicht genug bekannt?
Gut aufeinander abgestimmte Informationsangebote gibt es genügend. Das an der
Universität inzwischen etablierte und bewährte Konzept zur Studieninformation und
-beratung sieht den Tag der offenen Tür für SchülerInnen der elften Klasse als ersten,
wenig gegliederten Kontakt mit der Universität vor. Als zweiter Schritt findet für die
Klassenstufe 12 der Uni-Tag statt. Dieser ist strukturierter, eine Voranmeldung ist
notwendig und BerufsberaterInnen und LehrerInnen bereiten die SchülerInnen vor. Im
Anschluß daran können diese bei der Zentralen Studienberatung (ZSB) in Kleingruppen
Konkreteres zu den Studiengängen und unter anderem über Bewerbungs- und
Zulassungskriterien erfahren. In weiterführenden Einzelberatungen geben die BeraterInnen
Hilfestellungen auf dem individuellen Weg zur Studienentscheidung.
Die Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler des Arbeitsamtes bietet zudem
jedes Jahr im Oktober ein FORUM Studium und Beruf", das in Kooperation mit den
Zentralen Studienberatungen der Universitäten Stuttgart und Hohenheim als
Vorbereitungsmaßnahme für die Uni-Tage gedacht ist. Zudem bieten in letzter Zeit
vermehrt Uni-Institute und verschiedene außeruniversitäre Organisationen
Informationsveranstaltungen und -messen zum Studium an.
Multiplikatoren an einen Tisch
Ein Weg zu einer Verbesserung der Situation könnte sein, die MultiplikatorInnen -
LehrerInnen, DozentInnen, Studien- und BerufsberaterInnen und Eltern - in regelmäßigen
Abständen an einen Tisch zu bringen. Dies bewirkt beispielsweise, daß LehrerInnen
aktuelle Hochschulinformationen erhalten und ihre SchülerInnen besser auf
Informationstage oder Beratungsangebote vorbereiten können.
Es geht also nicht darum, noch mehr Informationsveranstaltungen anzubieten, sondern
neue Wege in der institutionenübergreifenden Kooperation und Kommunikation zu gehen. Es
gilt, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen alle beteiligten MultiplikatorInnen am
Studienwahl-prozeß und den ersten Studienschritten in Dialog treten und sich zu
regelmäßigem Gedanken- und Informationsaustausch treffen können. Dies müßte
einerseits zu einer besseren Abstimmung der Informationen zwischen HochschullehrerInnen,
Berufs- und StudienberaterInnen, LehrerInnen und Eltern führen und andererseits zu einer
besseren Annahme der Angebote durch die SchülerInnen. Auf diese Weise kann ein
wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Entscheidungsfähigkeit bzw. Verminderung von
Fehlentscheidungen geleistet werden.
Institutionenübergreifende Zusammenarbeit
Mit persönlichem Engagement findet dies bereits statt. Einige Ansätze seien hier
aufgeführt. An einem Symposium zum Thema Abitur = Studierfähigkeit?", das von
der Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler veranstaltet wurde und in
Kooperation mit den Zentralen Studienberatungen Stuttgart und Hohenheim im Oktober letzten
Jahres stattfand, nahmen 60 LehrerInnen, etwa 20 HochschullehrerInnen und 15
Beratungskräfte teil.
Aus dieser Veranstaltung gingen viele neue Kontakte, Anstöße und Kooperationsideen
hervor. Einige LehrerInnen haben individuell Kontakt zur ZSB gesucht und spezielle
Veranstaltungen für SchülerInnen oder Eltern an ihren Schulen organisiert. Ein neues
Beratungskonzept für SchülerInnen, das vom MWK und Landesarbeitsamt gefördert wird,
heißt Zielorientierungsseminare zur Studien- und Berufswahl".
Dazu sollen möglichst flächendeckend (pro Institution eine Person) die künftigen
Veranstalter solcher institutionenübergreifender Seminare, StudienberaterInnen,
BerufsberaterInnen und LehrerInnen, fortgebildet werden. Bereits in der Fortbildungsphase
beginnt dabei der Dialog zwischen den MultiplikatorInnen.
Aufgrund der begrenzten personellen Ressourcen kann die ZSB derartige Kooperationen
nicht aus eigener Kraft ausweiten. Entsprechende Initiativen aus den Schulen sind jedoch
willkommen. MitarbeiterInnen der ZSB werden sich auf Anfrage an solchen Initiativen gerne
beteiligen.
S. Eicken
KONTAKT
Dipl.-Ing.agr. Sigrid Eicken, Zentrale Studienberatung der Universität Stuttgart,
Geschwister-Scholl-Str. 24 C, Tel.: 0711/121- 2169; Fax: 0711/121-2256;
e-mail: Sigrid.Eicken@po.uni-stuttgart.de
1.835 Fragebögen aus insgesamt 108 Schulen waren die Ausbeute" der im
Anschluß an den Uni-Tag 1997 durchgeführten schriftlichen Befragung aller
TeilnehmerInnen. Das waren 65 Prozent der Schulen und rund 37 Prozent der SchülerInnen.
Gefragt wurde nach Themen wie Fächerwahl am Uni-Tag", Bewertung der
Organisation und der Präsentation der Fächer", Inanspruchnahme weiterer
Informationsangebote", Hilfe des Uni-Tags bei der Studienwahl" und
Kriterien bei der Studienfach- und -ortwahl". Im folgenden werden die
wichtigsten Ergebnisse skizziert. Knapp 40 Prozent der Befragten informierten sich beim
Uni-Tag über ein einziges Fach, fast die Hälfte über zwei und elf Prozent über drei
Fächer. Dabei zeigte sich bei den Schülern eine besondere Vorliebe für
ingenieurwissenschafliche Fächer und Kombinationen von ingenieur- und
naturwissenschaftlichen Fächern. Die Schülerinnen interessierten sich eher für
geisteswissenschaftliche Fächer oder Kombinationen von Geisteswissenschaften mit Sozial-
oder Naturwissenschaften. Verglichen mit den Vorjahren war bei den Schülerinnen ein
häufigerer Besuch von naturwissenschaftlichen Fächern (1995: 16 Prozent , 1996: 19
Prozent, 1997: 26 Prozent) und ein Rückgang bei den sozialwissenschaftlichen Fächern
(1995 und 1996: 36 Prozent, 1997: 29 Prozent) zu verzeichnen. Die Präsentationen der
Fächer wurden insgesamt zwischen gut und mittelmäßig bewertet.
Die Organisation des Uni-Tags wurde als insgesamt gut" beurteilt. In der
Rangfolge als letztes, aber etwas besser als mittelmäßig" bewertet, stand die
Vorinformation durch die Studienberatung".
Die Frage, ob der Uni-Tag bei der Fächerwahl insgesamt geholfen habe, bejahten 37
Prozent und verneinten 42 Prozent. Ob sie neue Informationen erhalten haben, beantworteten
hingegen 58 Prozent mit ja und 36 Prozent mit nein.
Um ein genaueres Bild über die Nutzung von zusätzlichen Informationsangeboten zu
bekommen, wurde abgefragt, ob einzelne Angebote bereits wahrgenommen, gewünscht oder
überhaupt nicht gebraucht werden. Dabei zeigte sich, daß die meisten Angebote eher
gewünscht (von 47 bis 67 Prozent der Befragten) als genutzt wurden. Die noch am meisten
genutzten Quellen (jeweils von 30 Prozent) sind schriftliche Informationen und Gespräche
mit Studierenden. Interessanterweise wird die Beratung in kleineren Gruppen von 47 Prozent
gewünscht, von 43 Prozent hingegen nicht gebraucht. 61 Prozent meinen, sie brauchen keine
Informationen über das Internet.
Die für die Beratung zukünftiger Studierender aufschlußreichen Antworten auf eher
allgemeine Fragen zu Entscheidungskriterien bei der Studienfach- und -ortwahl ergaben
folgendes Bild: Am wichtigsten für die Studienfachwahl ist den SchülerInnen der
Spaß am Studieren", das Fachinteresse", gute
Berufsaussichten", die Begabung zu verwirklichen" und ein höheres
Einkommen". Am unwichtigsten ist die Meinung der Eltern". Bei den
Schülern sind die materiellen und fachlichen Kriterien signifikant wichtiger als bei den
Schülerinnen. Bei letzteren hingegen sind dies Selbstverwirklichungs-" und
soziale Kriterien. Bei der Studienortwahl wurden insgesamt die Faktoren
finanzierbare Wohnung", fachpraktische bzw. wissenschaftliche
Ausbildung", Selbständigkeit" sowie wissenschaftlicher Ruf der
Uni" als wichtigste genannt. Weniger wichtig waren finanzielle Aspekte sowie soziale
Kontakte am Ursprungswohnort. Bei diesen Kriterien spielten die Geschlechtsunterschiede
nahezu keine Rolle. - Einen ausführlichen Bericht gibt es bei der Studienberatung (Fax:
0711/121-2256).