Die Universität Stuttgart war vom 1. bis zum 3. April 1998
Gastgeber der 4. Internationalen Fachtagung Broadband Communications" der IFIP
(International Federation for Information Processing). Über 160 Teilnehmer aus aller Welt
hatten Gelegenheit, sich mit Fachkollegen auszutauschen und Perspektiven und Problematiken
der Breitbandkommunikation zu diskutieren.
Gegenstand der Tagung waren Planung und Management neuer Informationsdienste, System-
und Netzentwurf, Verkehrssteuerung samt zugehörigen Protokollen sowie die Themen
Qualität und Sicherheit; angeschnitten wurden außerdem Fragen der Entgeltbestimmungen.
Die Tagung selbst wurde bereits am 31. März mit vier gut besuchten Tutorien
eingeleitet, in denen Grundsätzliches zur Breitbandkommunikation in Netzwerken, zur
kabellosen Übertragung sowie zu den künftigen Entwicklungen des Internets besprochen
wurden.
Die Breitbandtechnik, so Tagungsleiter Professor Paul J. Kühn vom Institut für
Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung der Universität Stuttgart, werde in den
nächsten Jahren eine herausragende Bedeutung bei der Datenübertragung bekommen. Hatten
herkömmliche Übertragungstechniken für die derzeit üblichen Kommunikations- und
Informationssysteme wie Telefon, Fax, Fernsehen und E-Mail noch genügt, so fordern
datenintensive Anwendungen wie Multimedia-Kommunikation, Videokonferenzen oder verteiltes
rechnerunterstütztes Arbeiten effizientere, breitbandige Informationskanäle.
Daß schon heute die herkömmlichen Übertragungstechniken mit der Entwicklung etwa im
PC-Bereich kaum Schritt halten können, davon weiß jeder Internet-Surfer ein Lied zu
singen. Mit dem weiteren Zusammenwachsen heute noch weitgehend getrennt arbeitender
Gerätetypen wie Computer, Telefon und Fernsehen wird sich diese Entwicklung noch
verstärken; immer datenintensivere Anwendungen fordern eine um ein Vielfaches höhere
Übertragungsrate. Dazu sind verschiedene Lösungsansätze denkbar, von verbesserter
Nutzung herkömmlicher Kupferleitungen bis zur photonischen Datenübertragung. Wie aktuell
die auf der Stuttgarter Tagung diskutierten Themen sind, ist nicht zuletzt an den
jüngsten Versuchen der Telekom zu erkennen, mit Hilfe der ADSL-Technologie (Asymmetrical
Digital Subscriber Line) die Übertragungsraten bei den herkömmlichen Telefonleitungen
bis zum 100-fachen zu steigern. Der Datenverkehr auf den weltweiten
Telekommunikationsnetzen, so die Telekom, nehme bereits ein größeres Volumen als
Telefongespräche ein. Doch: ADSL ermöglicht nur in eine Richtung wirklich hohe
Datenraten, eine Lösung, die, so Professor Kühn, von anderen Entwicklungen überholt
werden wird. Kühn prophezeit der Branche insgesamt ein enormes Wachstum, ein Umstand
übrigens, dem die Absolventenzahlen überhaupt nicht gerecht würden. In Deutschland
herrsche ein dramatischer Mangel an Elektroingenieuren, wie auch der Vertreter des die
Tagung mit organisierenden Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) bestätigte. Die
Krise in einigen ingenieurwissenschaftlichen Bereichen habe zu einer allgemeinen
Distanzhaltung bei den Studienanfängern geführt - eine Situation, die der Entwicklung
schon jetzt entgegenläuft. So gut das Angebot der Universität Stuttgart mit ihrer
jahrelangen Erfahrung im Bereich der breitbandigen Netztechniken, der
Multimedia-Anwendungen und der Supercomputer ist, gefragt ist die Motivation der
Schulabgänger, dieses Angebot auch zu nutzen.
C. Rabe
KONTAKT
Prof. Paul J. Kühn, Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung,
Pfaffenwaldring 47, 70569 Stuttgart, Tel: 0711/ 685-8027, Fax: 0711/685-7983
e-mail: text@inue.uni-stuttgart.de.