Der Einladung von Prof. Dr. Hans J. Tiziani folgten ca. 330
in- und ausländische Fachleute aus Hochschulen, Wirtschaft und Industrie, das Auditorium
war vollbesetzt. Prof. Tiziani gab eine Übersicht über neue Methoden und Verfahren der
optischen Meßtechnik, insbesondere über adaptive Verfahren. Klassische
interferometrische Meßmethoden haben sowohl durch rechnergestützte Auswertung als durch
Formanpassung mit neuen verfügbaren Bauelementen neuartige Anwendungen gefunden.
Insbesondere besteht ein wachsender Bedarf für Prüfsysteme, bei denen ein Form- oder
Positionsvergleich bei hohen Taktzeiten möglich ist und die sich schnell an wechselnde
Prüfaufgaben anpassen können. Hier bieten elektrisch adressierte graustufenfähige
Matrix-LCDs (Flüssigkristalle), optisch adressierte Flüssigkristalle sowie digitale
Mikrospiegel neue Möglichkeiten der Echtzeitbildverarbeitung.
Zum Thema optische Speichertechnik standen drei Vorträge im Programm. Prof. Joseph
Braat vom Philips Research Lab., Eindhoven, hielt einen Übersichtsvortrag über Stand und
Zukunft der CD-Technik. Prof. Braat, einer der Väter" der CD, führte aus,
daß neue Materialien, angepaßte Kodierungsverfahren und Konstruktion notwendiger
Schnittstellen hoffen ließen, daß die Optik die Engpässe elektronischer Systeme
überwinden helfe.
Prof. Theo Tschudi, IAP, TH Darmstadt, sprach über optische Speicher für die
Informationsverarbeitung. Er machte deutlich, daß die holographischen Speicher in letzter
Zeit wieder sehr attraktiv würden, insbesondere weil die parallelen
Zugriffsmöglichkeiten neue Anwendungsmöglichkeiten in der Meßtechnik und
Bildverarbeitung erschließen. Auch in der Rechentechnik wird ein optischer Massenspeicher
gebraucht.
Von Andreas Wappelt, Institut für Technische Optik der Universität Stuttgart, und von
Peter Kümmel, Susanne Orlic und Prof. Hans Joachim Eichler, Optisches Institut,
Technische Universität Berlin, wurde ein neuartiges holografisches Speicherverfahren
vorgestellt, bei dem die Information ähnlich wie bei der CD und DVD in Spuren auf einer
optischen Disk gespeichert ist. Dabei sind die von einer CD/DVD her bekannten Pits durch
mikroskopisch kleine Bragg-Reflektoren in einer photoempfindlichen Schicht ersetzt.
Insgesamt kann damit die Speicherkapazität gegenüber herkömmlichen
Flächenspeicherverfahren wie CD oder DVD-Technologie entscheidend verbessert werden.
Die Meßgenauigkeit in der höchstauflösenden, quantitativen Mikroskopie"
kam im gleichnamigen Beitrag von Dr. M. Totzeck, Dr. H. Jacobsen und Prof. H. J. Tiziani
zur Sprache. In Zusammenarbeit mit der PTB (Braunschweig) wurde anhand der Breitenmessung
topographischer Mikrostrukturen in Silizium demonstriert, daß im Bereich höchster
Auflösung und Genauigkeit keine unmittelbare Bildinterpretation mehr möglich ist,
sondern bereits vor der Bildauswertung eine profunde Kenntnis der
Struktur-Licht-Wechselwirkung vorliegen muß. Erste Ergebnisse wurden vorgestellt, mit
Hilfe einer phasenschiebenden Ellipsometrie" den Polarisationseffekt zur
optischen Mikrostrukturanalyse auszunutzen.
Neuartige Laserdioden mit dem Namen Vertical cavity surface emitting laser"
( VCSL) wurden von Dr. Michael Moser und Mitarbeitern des CSEM, Zürich, vorgestellt.
Diese Halbleiterlaser emittieren im Bereich von 760 bis 980 nm bei niedrigem Schwellstrom
(< 3 mA) mit einer bereinigten Single-Mode Emission und einem rotationssymmetrischen
Gaußprofil und sind für viele neue Aufgabenstellungen interessant.
Die bei der Herstellung hochpräziser optischer Bauteile benutzte hochgenaue
interferometrische Meßtechnik in der Produktion wurden von Dr. Bernd Dörband und die
Meßtechnik für State-of-the-Art-Lithographieobjektive von Paul Gräupner von der Firma
Carl Zeiss, Oberkochen, ausführlich vorgestellt und bewertet.
Auch der Vortrag von Dr. Bernd Breuckmann, Breuckmann GmbH, Meersburg, gab einen
Überblick über den Stand der Technik der photogrammetrischen und topometrischen
3D-Meßverfahren.
Prof. Charles Joenathan, Rose-Hulman-Institut, USA, Gastprofessor am ITO, trug
Ergebnisse seiner hiesigen Arbeiten über Formmessung mittels zeitlicher
Fourier-Speckle-Interferometrie vor. Diese Methode ist geeignet, die absolute Höhe des
Objektes mit von der Größe des Objektes abhängiger variabler Auflösung zu bestimmen.
Das nächste Optikkolloquium findet im Februar 1999 in Stuttgart statt.
C. Budzinski
KONTAKT
Prof. Hans Tiziani, Institut für Technische Optik, Pfaffenwaldring 9, 70569 Stuttgart,
Tel.: 0711/ 685 - 6075, Fax: 0711/ 685-6586.