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Stuttgarter unikurier Nr.79/Juni 1998
12. Trinkwasserkolloquium:
Wirtschaftlichkeit der Wasserversorgung
 

Das vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft organisierte 12. Trinkwasserkolloquium an der Universität Stuttgart befaßte sich mit Fragen der Wirtschaftlichkeit von Wasserversorgungssystemen. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr.-Ing. Ulrich Rott diskutierten Vertreter aus Wissenschaft, Industrie und Versorgungsunternehmen über Planung, Bau, Betrieb und technische Ausstattung von Wasserversorgungsanlagen.

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Dipl.-Ing. Rüdiger Haas von der vedewa, Stuttgart, zeigte in seinem Vortrag zur Qualitätssicherung, daß die partnerschaftliche Festlegung von Ziel und Umfang der Ingenieurleistungen von Wasserversorgungsanlagen zwischen Auftraggeber und Ingenieur das Fundament für ein zufriedenstellendes Ergebnis bildet.

Dipl.-Ing. Gerhard Drescher vom Zweckverband Landeswasserversorgung, Stuttgart, berichtete über die Möglichkeiten der Kostensenkung beim Bau von Wasserversorgungsanlagen. Gelegenheiten hierzu bieten sich in allen Phasen der Bauplanung und Bauausführung, besonders aber in den frühen Leistungsphasen von Konzeption und Vorplanung.

Einen Wirtschaftlichkeitsvergleich von zentralen Enthärtungsverfahren stellte Dr.rer.nat. Klaus Hagen, WABAG GmbH, Kulmbach, vor. Das CARIX-Verfahren zählt zu den Ionenaustauschverfahren und eignet sich vor allem zur Aufbereitung salzarmer Wässer, die hauptsächlich Karbonathärte besitzen, sowie für eine Aufbereitungsleistung von über 100 m³/h.

Als Vertreter der wissenschaftlichen Seite behandelte Dipl.-Ing. Matthias Friedle vom Institut für Siedlungswasserbau der Universität Stuttgart Fragen der Wirtschaftlichkeit von subterrestrischen Anlagen zur Grundwasseraufbereitung. Diese sind wie auch oberirdische Aufbereitungsanlagen besonders von den spezifischen Standortbedingungen abhängig. Generell läßt sich jedoch sagen, daß die Investitionskosten vergleichsweise gering sind. Filteranlagen, Rückspülungen und Schlammentsorgung entfallen völlig.

Dipl.-Ing. (FH) Kurt Elsenhans vom Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, Sipplingen, erläuterte die Optimierung der Wirtschaftlichkeit im Wasserwerksbetrieb. Rund 90 Prozent des Energiebedarfs wird in den Wasserwerken zum Pumpen von Roh- und Reinwasser benötigt, so daß hier auch das größte Energieeinsparpotential vorhanden ist. Durch betriebstechnische Optimierungen in der öffentlichen Wasserversorgung können pro Jahr 20 Mio. DM an Energiekosten eingespart werden.

Im Referat von Dr.-Ing. Conrad Hubele wurde deutlich, daß die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Ozon im wesentlichen von dessen Herstellungskosten abhängt. Mit Hilfe der „Advanced Technology"-(AT)-Dielektrika können bei niedrigem spezifischem Energieverbrauch und geringen Anlagengrößen sehr hohe Ozonkonzentrationen im Einsatzgas Sauerstoff erzeugt werden.

Gegenstand des Beitrags von Dipl.-Ing. Jörg Schmidt, CT Umwelttechnik, Butzbach, war die Ultrafiltration in der Trinkwasseraufbereitung. Einsparmöglichkeiten in diesem Bereich bieten sich zum Beispiel durch Verringerung der anfallenden Spülwassermengen durch Aufkonzentration in der Membrananlage, vor allem in Hinsicht auf neue Abfallvorschriften. Dem steht eine hohe Effizienz der Partikelentfernung gegenüber.

Dipl.-Ing. Sönke Jungjohann, Kemira Chemie GmbH, Hanau, sprach über Fällmitteleinsatz in der Wasseraufbereitung. In der Trinkwasseraufbereitung ist das Hauptziel der Fällung die Reduktion von Partikeln. Durch die Umstellung von herkömmlichen Fällmitteln wie Eisensalzen oder Aluminiumsulfat zu einem Polyaluminiumchlorid können Vorteile erzielt werden, beispielsweise Verbesserung der Ablaufwerte, Erhöhung der Kapazität der Anlage und Fällungsmöglichkeit in einem breiteren pH-Spektrum.

Abschließend berichtete Dr.-Ing. Michael Beckereit, Eurawasser Aufbereitungs- und Entsorgungs GmbH, Berlin, über die Privatisierung von Wasserversorgungsanlagen unter Kostengesichtspunkten. Deutschland ist nach dem Weltbankbericht 1996 bei den Wasserpreisen unangefochtener Spitzenreiter. Sie stiegen im Schnitt um 2,8 Prozent pro Jahr und sind damit doppelt so hoch wie in Großbritannien und dreimal so hoch wie in den USA. Grund hierfür sei die Tatsache, daß sich die deutsche Wasserwirtschaft überwiegend in kommunaler Hand befindet. Private Dienstleister sind zu ca. 12 Prozent in der Wasserversorgung und vier Prozent in der Abwasserentsorgung vorhanden. Dies steht im Gegensatz zu Großbritannien, wo per Gesetz die zehn größten regionalen Wasserversorger privatisiert wurden, oder zu Frankreich, wo 80 Prozent der Trinkwasserversorgung und 30 Prozent der Abwasserentsorgung in privater Hand liegen und die Wasserpreise um 25 Prozent geringer als in Deutschland sind.

Alle Vorträge des Kolloquiums sind im Band 148 der Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft, Oldenbourg Verlag 1998, ISBN 3-486-26424-9, nachzulesen.

 

KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Rott, Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, Bandtäle 2, 70569 Stuttgart.

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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