Mit ihrem Börsengang Mitte des vergangenen Jahres erhielt für die
international tätige Stahl AG auch das Thema EURO eine zusätzliche Dringlichkeit. Den
mittelständischen Betrieb, der zwar im Bereich explosionsgeschützter Lampen für
Bohrinseln und chemische Anlagen international eine dominierende Stellung einnimmt,
drückt jedoch wie viele Unternehmen dieser Größenordnung das Personalproblem, im
Management zuwenig Kapazitäten für besondere Aufgaben vorhalten zu können. Da waren
dann auch die Kurzfristigkeit der angesetzten Untersuchung und die Bedenken, ob die
Studierenden im Betrieb Akzeptanz finden würden, kein wirkliches Problem: nach einem
kurzen Warm-up-Meeting von Universität und Unternehmen rückten im Oktober 16 Studierende
in vier Beraterteams in den Betrieb ein. Vertrieb, Fakturierung und Rechnungswesen sowie
das Berichtswesen wurden auf ihre Betroffenheit durch die Einführung des EURO untersucht.
Die Auswirkungen reichen schließlich bis in das Kleingedruckte" der
Geschäftsbedingungen: ab wann etwa werden Verzugszinsen in DM oder EURO berechnet?
Die Akzeptanz der universitären Helfer im Unternehmen war außerorderntlich gut,
berichteten Martin Shomaker und die Studierenden überstimmend. Bereits nach vier Monaten
lag der 250 Seiten starke Abschlußbericht vor, was nach Schätzung von Shomaker eine
Kapazitätsentlastung von ca. drei Mitarbeitern bedeutete. Eine großzügige Spende für
den Förderkreis des Uni-Instituts folgt demnächst, versicherte das Vorstandsmitglied der
Stahl AG.
Bereits im Vorfeld hatten die Studierenden mit einer Befragung der wichtigsten Kunden
des Unternehmens die Rahmenbedingungen für die EURO-Umstellung untersucht und dabei
festgestellt, daß nicht nur die großen Unternehmen, sondern auch mehr als die Hälfte
der Klein- und Mittelständischen Unternehmen mit Umstellungsmaßnahmen befaßt sind. Für
die Stahl AG heißt das konkret, sie muß sich darauf einrichten, ab 1999 mit ihren Kunden
auch über den EURO abzurechnen, um keine Wettbewerbsnachteile erleiden zu müssen.
Im Ergbnis wird die Umstellung des Unternehmens in zwei Schritten geschehen, ab Januar
1999 wird den Kunden die Abrechung mit dem EURO ermöglicht, die Hauswährung bleibt aber
noch die DM; ab 2001 gibt es nur den EURO, alle Personal-, Management- und
Controllingdaten werden über diese Währung abgewickelt. Bei der Umstellung werden unter
Umständen auch wieder Studierende der Universität Stuttgart zum Zuge kommen. Nach den
guten Erfahrungen mit dem Projektteam bot Martin Shomaker den Studierenden an, auch
Diplomarbeiten in seinem Hause durchzuführen, um eventuell den Controller der
Zukunft kennenzulernen".
Der Preis für die EURO-Anpassung wird mit dem Zeitpunkt der Umstellung steigen, sagt
Shomaker. Schon heute seien gute Kräfte für das Controlling und vor allem für die
softwareseitige Umsetzung rar gesät. Wer zu spät kommt, der muß zahlen - vermutlich in
EURO. /eng
KONTAKT
Prof. Dr. Péter Horváth, Lehrstuhl Controlling im Betriebswirtschaftlichen Institut,
Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3169, -3170, Fax 0711/121-3151
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