Brennstoffzellen (BZ) sind als elektrochemische Energiewandler in der Lage,
die chemische Energie verschiedener Brennstoffe ohne Umwege direkt in elektrische Energie
umzuwandeln. Brennstoffzellen zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad und eine
immissions- und emissionsarme Arbeitsweise aus und stellen deswegen für viele einen
Königsweg beim Aufbau einer zukünftigen Energieversorgung dar. Obwohl dieses Prinzip
schon seit über 100 Jahren bekannt ist, gelang der Durchbruch als
Energieversorgungssystem bisher nicht. Lediglich in der Raumfahrt und wenigen Bereichen
der Militärtechnik fanden BZ-Systeme Anwendung. Ursachen dafür sind die sehr hohen
Produktionskosten, anspruchsvolle Betriebsbedingungen und Materialien. Aufgrund von
Fortschritten in der Materialentwicklung und der Notwendigkeit, die weltweite
Schadstoffemission zu senken, erlebte und erlebt die Brennstoffzellenforschung seit Ende
der 80er Jahre eine Renaissance. Um den Anforderungen einer steigenden Mobilität bei
gleichzeitig sinkender Schadstoffemission gerecht zu werden, sind neue Antriebskonzepte
für die verschiedenen Verkehrsmittel erforderlich. Als vielversprechendste Variante für
Straßenfahrzeuge gilt dabei der Einsatz von PEM-Brennstoffzellen in Verbindung mit
leistungsfähigen Elektromotoren. Dieses Antriebskonzept kann sich jedoch nur durchsetzen,
wenn es im Vergleich zu den derzeitigen Verbrennungsmotoren einen deutlich höheren
Systemwirkungsgrad bei ähnlichen Produktions- und Betriebskosten aufweist sowie deutlich
zur Schadstoffreduzierung beiträgt. Seitens der Industrie (zum Beispiel Daimler-Benz)
besteht die Zuversicht, innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre über erste
marktreife Systeme zu verfügen.
Der Schwerpunkt der PEM-Brennstoffzellenforschung liegt in der Entwicklung besserer
Membran- und Katalysatormaterialien. Um dieses Thema ging es auch bei dem Kolloquium, bei
dem nach einer kurzen Einführung durch Prof. Emil Roduner Prof. Dieter Birkle und Dr.
Hartmut Frey (beide FH Esslingen) über die Anwendung der Ionenstrahltechnik zur
preiswerteren Erzeugung von protonenleitenden Membranmaterialien berichteten. Dr. Günther
Scherer, Leiter der Niedertemperatur-Brennstoffzellen-Entwicklung des Paul Scherrer
Instituts (PSI) in Villingen, stellte anschließend das PSIBrennstoffzellenprojekt vor. Er
gab dabei einen Überblick über die neuesten Ergebnisse seiner Untersuchungen, die sich
mit der Herstellung von Membranen über das Propfen von Polymerfolien beschäftigen. Er
berichtete ebenfalls über ein gemeinsames Projekt des PSI mit der Firma Siemens, das die
Problematik des Wasserhaushaltes in Brennstoffzellen zum Thema hat.
Prof. Helmut Bönnemann vom Max-Planck-Institut in Mülheim stellte eine neue Methode zur
Herstellung von Katalysatoren vor. Durch die Nutzung der Nanotechnologie gelang es ihm und
seinen Mitarbeitern, Platin-Mehrmetall-Nanokolloide als Vorläufer für
Brennstoffzellenkatalysatoren zu verwenden. Zum Abschluß präsentierte Prof. Martin
Möller von der Universität Ulm die Ergebnisse seiner Arbeiten auf dem Gebiet der
nanostrukturierten anorganisch-organischen Hybridfilme, die als Basis für katalytische
Beschichtungen und ionenselektive Membranen fungieren können.
Einar Möller
KONTAKT
Prof. Dr. Emil Roduner, Dr. Einar Möller, Institut für Physikalische Chemie,
Pfaffenwaldring 55, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-4490, -4481, Fax 0711/685-4495; e-mail:
moeller@indigo01.chemie.uni-stuttgart.de
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