Das Symmetrieprinzip, das auch in anderen Bereichen wie etwa in der Kunst und
der Architektur eine wesentliche Rolle spielt, ist in den Naturwissenschaften von
zentraler Bedeutung. Mathematisch betrachtet bilden die Symmetrien irgendeines Objektes
eine Gruppe. In besonders schöner Form stellen sich Symmetrien - etwa als Spiegelungen
oder Drehungen - bei Kristallen dar.
Beim Isomorphieproblem geht es - etwas vereinfacht formuliert - um die Frage, ob die
Struktur einer Gruppe durch solche schönen Darstellungen vollständig bestimmt ist. Schon
viele berühmte Mathematiker haben sich mit dieser grundlegenden Frage beschäftigt;
jedoch konnte bisher lediglich für spezielle Gruppen nachgewiesen werden, daß es keine
anderen Gruppen mit den gleichen Darstellungen gibt. Insbesondere für Gruppen mit nur
endlich vielen Symmetrien gab es für Gegenbeispiele keine Indizien.
Martin Hertweck ist es nun gelungen, zwei Gruppen zu konstruieren, die nicht dieselbe
Struktur besitzen, deren Darstellungen jedoch übereinstimmen. Beide Gruppen bestehen aus
221 x 9728 = 0,9 x 1062 verschiedenen Symmetrien. Im übrigen kommt, obwohl die
Gruppengröße mit einer etwa 61stelligen Zahl immens ist, die Konstruktion völlig ohne
die Verwendung von Computern aus.
Das Resultat wird in die Geschichte der Algebra eingehen. Es ist zu erwarten, daß aus der
Dissertation von Martin Hertweck, die unter Betreuung von Prof. Dr. Wolfgang Kimmerle
entstanden ist, noch viele neue und wertvolle Erkenntnisse für die Strukturtheorie von
Gruppen gewonnen werden.
KONTAKT
Prof. Dr. Wolfgang Kimmerle, Mathematisches Institut B, Pfaffenwaldring 57, 70569
Stuttgart, Tel. 0711/685-5323, Fax 0711/685-5304; e-mail: kimmerle@dosnix.mathematik.uni-stuttgart.de
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