Ziemlich genau vor dreißig Jahren suchte der Dekan der
geisteswissenschaftlichen Fakultät der technisch ausgerichteten Oregon State University
(OSU) in Corvallis, Dean Gordon Gilkey, in Süddeutschland einen Ort, an dem ein
Junior Year Abroad Program für Studierende der OSU eingerichtet werden
könnte.
Dean Gilkey traf bei seiner Suche auf den damaligen Rektor der Universität Stuttgart,
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Fritz Leonhardt, und den damaligen Kanzler, Hans Kammerer.
Beide schlugen der amerikanischen Seite vor, statt einen isolierten amerikanischen Campus
ohne Kontakte zur deutschen Studierendenschaft und Bevölkerung einzurichten, die
amerikanischen Studierenden als Gäste an der Universität Stuttgart aufzunehmen und sie
so in eine deutsche Universität einzubinden.
Aus der Einseitigkeit wurde bald ein Austauschprogramm. Die in Deutschland weilenden
amerikanischen Studierenden zahlten weiter ihre Studiengebühren an der OSU, die deutschen
Studierenden studierten sozusagen auf Kosten ihrer amerikanischen Partner gebührenfrei in
den USA.
30 Jahre Partnerschaft mit Oregon: Unser Foto zeigt beim
Festakt im
Stuttgarter Haus der Wirtschaft von links Tom Imeson (Vizepräsident des
Oregon State Board of Higher Education), Rudolf Böhmler (Ministerialdirektor
im baden-wüttembergischen Wissenschaftsministerium), Russel Ray, der
1.000. Austauschstudent, Dr. Joseph Cox (Kanzler des Oregon University
System), em. Prof. Dr.-Ing. Fritz Leonhardt, der das Programm mit aus der
Taufe gehoben hat, und Uni-Rektor Prof. Dr.-Ing. Günter Pritschow.
(Foto: Schwarz) |
Inzwischen wurde das Programm zunächst auf die
Universität Tübingen, seit einigen Jahren auf alle Universitäten in Baden-Württemberg
ausgeweitet.
Anläßlich des Jubiläums besuchte eine hochrangige Delegation von Vertreter(inne)n der
Universitäten des Staates Oregon baden-württembergische Universitäten.
Im Rahmen eines Festaktes im Haus der Wirtschaft wurde am 23. Juni 1998 das 30-jährige
Jubiläum der Partnerschaft gefeiert. Ministerialdirektor Dr. Rudolf Böhmler vom
Wissenschaftsministerium würdigte das Programm ebenso wie der Rektor der Universität
Stuttgart, Prof. Dr.-Ing. Günter Pritschow. Von amerikanischer Seite wurde die Bedeutung
des Programms von Tom Imeson, Vice President, Oregon State Board of Higher Education, und
von Dr. Joseph Cox, Chancellor, Oregon University System - beinahe vergleichbar unserem
Wissenschaftsminister -, herausgehoben.
Von Oregon aus wurden inzwischen 1000 Studierende nach Baden-Württemberg vermittelt.
Russel Ray, der 1000. Austauschstudent, wurde während der Feier geehrt.
Von deutscher Seite aus dürften inzwischen mehr als 1200 Studierende am Austauschprogramm
teilgenommen haben. Dieses Ungleichgewicht ist und bleibt ein Problem für die Zukunft.
Der Rektor hat darauf deutlich hingewiesen. Offenbar sind weniger amerikanische
Studierende geeignet und gewillt, einen Teil ihrer Ausbildung in Deutschland
durchzuführen. Es bleibt eine gemeinsame Aufgabe, auf amerikanischer Seite das Interesse
an einem Studium in Deutschland zu fördern und auf deutscher Seite die Attraktivität zu
erhöhen, zum Beispiel durch ein englischsprachiges Lehrangebot oder durch die Einbindung
einer Praxisphase in deutschen Betrieben vor oder während des Studienaufenthaltes.
Im Rahmen des Festaktes wurden Medaillen und Urkunden ausgetauscht. Besonders erfreulich
war, daß der Mit-Initiator des Programms, Prof. Leonhardt, anwesend sein konnte.
Nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit schied Marlene Klein als Program Associate beim
Oregon Study Program in Germany at Stuttgart aus. Sie erhielt auch die Ehrenmitgliedschaft
in der Oregon Alumni Association. Den Aufgabenbereich als Program Associate hat im Herbst
1997 Annette Baumann übernommen.
Dieselbe Ehrung wurde dem letzten Resident Director, Chris Lou, PhD, zuteil. Damit gibt es
jetzt vier Ehrenmitglieder der Oregon Alumni Association, die sich um den Zusammenhalt der
Ehemaligen aber auch um die Betreuung der derzeitigen Austauschstudierenden kümmert.
Ein anschließender Empfang gab Gelegenheit, alte Bekannt- und Freundschaften
aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen.
Die amerikanische Delegation besuchte zwischen dem 21. und 27. Juni 1998 alle
baden-württembergischen Universitäten, um sich ein Bild von der Qualität und
Leistungsfähigkeit dieser Universitäten in Lehre und Forschung zu machen.
Informationen zum Studierendenaustausch mit Oregon gibt es beim Akademischen Auslandsamt
(Marion Peyk-Stenzel, Tel. 0711/121-2108) oder im Oregon Study Center (Prof. Annette
Jolin/Resident Director, Tel. 0711/121-3072).
Mitglieder des Lehrkörpers, die an einem Austausch interessiert sind, wenden sich an
David Phillips, Ph.D., Tel. 0711/121-2274.
W. Nohlen
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