Stuttgarter
unikurier Nr.80/November 1998 |
Nach Redaktionsschluß:
Physik-Nobelpreisträger hat an der Universität
Stuttgart promoviert |
Einer der drei diesjährigen Nobelpreisträger für Physik, Prof. Dr. Horst
L. Störmer, Columbia University, New York, hat an der Universität Stuttgart promoviert.
Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften zeichnete ihn gemeinsam mit den
Amerikanern Daniel C. Tsui und Robert Laughlin für die Entdeckung einer neuen Art von
Quantenflüssigkeit aus, die - wie die Akademie am 13. 0ktober mitteilte - zu
einem weiteren Durchbruch in unserem Verständnis der Quantenphysik geführt
habe. - In seiner 1977 eingereichten Dissertation hat Störmer die
Magnetolumineszenz von Elektron-Loch-Tropfen in Germanium untersucht. Dies war
damals ein in der Grundlagenforschung hochaktuelles Thema, betonte Prof. Dr.
Manfred Pilkuhn, Geschäftsführender Direktor des Physikalischen Instituts der
Universität, der die Arbeit als Mitberichter an der Universität Stuttgart betreut hat. |
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Störmer befaßte sich in seiner Dissertation mit
Vielteilchen-Wechselwirkungen bei sehr hohen Ladungsdichten, was zur Ausbildung von
Elektron-Tröpfchen und -Flüssigkeit führt. Hauptberichter war Prof. Dr.
Hans-Joachim-Queisser, emeritierter Direktor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts und
Honorarprofessor der Universität Stuttgart.
Am 6. April 1949 in Frankfurt geboren, legte Horst L. Störmer 1967 am Goethe-Gymnasium in
Neu-Isenburg das Abitur ab, begann 1967/68 ein Architekturstudium an der TH Darmstadt,
ging im Sommersemester 1968 an die Universität Frankfurt/Main, um dort Mathematik zu
studieren und entschied sich letztlich für das Physikstudium. 1970 legte er an der
Universität Frankfurt das Vordiplom ab und begann 1972 seine Diplomarbeit am dortigen
Physikalischen Institut unter Leitung von Professor Martienssen. In dieser Arbeit ging es
um die Untersuchung der Anisotropie der magnetischen Suszeptibilität von FE2+ in
Magnesium. Nach der Diplomprüfung im Juli 1974 beschäftigte er sich mit
Untersuchungen der temperaturabhängigen magnetischen Suszeptibilität von Hämoglobin mit
einem SQUID-Magnetometer in der gleichen Arbeitsgruppe und begann im Dezember 1974 mit den
Arbeiten für seine Dissertation im Hochfeldmagnetlabor in Grenoble, das als schönes
Beispiel deutsch-französischer Zusammenarbeit des Conseil National de la Recherche
Scientifique (CNRS) und der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam betrieben wird. An der
Universität Stuttgart reichte er seine mit der Note 1 bewertete Dissertation am 24.
Januar 1977 ein, das Rigorosum war am 15. Februar 1977. Die Ergebnisse von Störmers
Doktorarbeit wurden damals international beachtet; die Bell Laboratories in New Yersey
boten ihm daraufhin trotz der restriktiven Einstellungspolitik eine Postdoc-Stelle an.
Störmer machte dort Karriere, bis er kürzlich an die Columbia Universität in New York
berufen wurde.
Rektor: Hohes Niveau der Lehre
Prof. Störmer hat in Stuttgart und Grenoble gute Kontakte knüpfen können: Insbesonders
lernte er Klaus von Klitzing kennen, der heute am Stuttgarter Max-Planck-Institut für
Festkörperforschung und ebenfalls an der Universität Stuttgart als Honorarprofessor
lehrt (siehe den Bericht auf der vorhergehenden Seite). Prof. von Klitzing war 1985 der
Nobelpreis für die Entdeckung des Quanten-Hall-Effekts zuerkannt worden.
Der Nobelpreis für Horst Störmer war und ist natürlich ein Grund zur Freude für die
Stuttgarter Physiker der Universität und des Max-Planck-Instituts, zeigt es doch die
Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung. Und man kann den Nobelpreis letztlich
auch als Anerkennung für das hohe Niveau der wissenschaftlichen Lehre in Stuttgart
insbesondere in den Grundlagen werten, betonte der Uni-Rektor Prof. Dr.-Ing. Günter
Pritschow. zi
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