Bei der Unterzeichnung der Vereinbarung in Anwesenheit von Minister Klaus von
Trotha erteilten die Rektoren der drei Universitäten einer Fusion eine klare Absage.
Kooperation sei effektiver als Fusion. Die Universität der Zukunft werde, so der
Präsident der Universität Hohenheim, Prof. Klaus Macharzina, keine das gesamte
Fächerspektrum vorhaltende Volluniversität, sondern die mit anderen kooperierende
Profiluniversität sein.
Mit der Zusammenarbeit innerhalb der Wissenschaftsregion Stuttgart/Tübingen
(Macharzina) soll unter anderem eine Verbesserung des Lehrangebots erreicht werden.
Grundsätzlich stehen jedem Studierenden, der an einer der drei Universitäten
eingeschrieben ist, alle Lehrveranstaltungen der anderen beteiligten Universitäten offen.
Prüfungs- und Studienleistungen werden nach Maßgabe der Prüfungsordnungen anerkannt.
Darüber hinaus können in Fächern ohne Zulassungsbeschränkung ganze Studiengänge oder
Teile derselben an den anderen Universitäten belegt werden. Nach Bedarf werden die
Universitäten außerdem weitere gemeinsame Studiengänge einrichten. Mit Hohenheim
existieren beispielsweise bereits seit längerem Kooperationsvereinbarungen bei fünf
Studiengängen und bei der wissenschaftlichen Weiterbildung. Auch manche Dozenten werden -
über das bisherige Maß hinaus - künftig einen Teil ihres Lehrdeputats an den
Nachbaruniversitäten erbringen.
Grund zur Freude: Minister von Trotha (zweiter von links)
und die Uni-Chefs Prof. Ludwig (Tübingen),
Prof. Macharzina (Hohenheim) und Prof. Pritschow (Stuttgart) bei
der Unterzeichnung des
Kooperationsvertrages. (Foto: Eppler) |
In der Forschung sollen fachliche Kontakte ausgebaut und
nachhaltig intensiviert werden. Gemeinsame Arbeitsgruppen, Forschungsschwerpunkte und
Sonderforschungsbereiche sollen dies gewährleisten. Zwischen Stuttgart und Hohenheim ist
beispielsweise ein Vorhaben zur Ökosystemtraverse projektiert, mit Tübingen
wird in drei Sonderforschungsbereichen zusammengearbeitet. Themen sind die
sprachtheoretischen Grundlagen der Computerlinguistik, Verfahren und Algorith-men zur
Simulation physikalischer Prozesse auf Höchstleistungsrechnern sowie adaptive Strukturen
im Flugzeug- und Leichtbau.
Auch bei Berufungen werden sich die drei Universitäten künftig abstimmen beziehungsweise
gegenseitig Vertreter in die Kommissionen entsenden. Durch eine solche Abstimmung können
bei Lehrstuhlbesetzungen Schwerpunkte an den Instituten gebildet werden, ohne daß
Konkurrenzsituationen zu den anderen Universitäten entstehen.
Schließlich stehen künftig alle Einrichtungen der jeweiligen Universitäten wie
Bibliotheken, Rechen- und Sprachenzentrum den Studierenden und dem Personal der
Partneruniversitäten offen.
Die Rahmenvereinbarung wurde allgemein begrüßt. Minister von Trotha nannte sie einen
beachtlichen Schritt zur Neustrukturierung der Hochschullandschaft
Baden-Württembergs und ein Beispiel für die Reformfähigkeit der
Hochschulen. Zugleich lehnte auch von Trotha eine Zusammenlegung der Universitäten
ab. Die jetzt entwickelte modulare Lösung auf der Basis gegenseitiger Ergänzung habe
Modellcharakter über unsere Landesgrenzen hinaus.
Konkrete Auswirkungen der Vereinbarung zeigen sich jetzt schon beispielsweise bei der
Förderung von Existenzgründungen: Die Koordinierungsstellen für wissenschaftliche
Weiterbildung in Hohenheim und Stuttgart haben ein dreistufiges Angebot für potentielle
Existenzgründer entwickelt. Damit sollen innovative und technologieorientierte
Unternehmensneugründungen angeregt und gefördert werden.
Früchte beginnt die Zusammenarbeit der drei Universitäten zudem bereits beim gemeinsam
mit der Wirtschaft initiierten Stuttgart Institute of Management and Technology (SIMT) zu
tragen (siehe dazu den Bericht "Stuttgart
Institute of Management and Technology auf gutem Wege").
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