Das Kollegiengebäude I in Stuttgart-Stadtmitte
Klare Konzeption der Kollegiengebäude, rechts das K I.
(Foto: Planck) |
Um die durch Hochrechnungen belegte, rapide steigende
Anzahl der Architektur- und Bauingenieurstudenten unter einem Dach zu vereinen, blieb der
Planungs- und Hochschulbau in Anbetracht des zur Verfügung stehenden, relativ kleinen
Grundstücks an der Keplerstraße im Grunde keine andere Wahl, als ein Hochhaus
vorzuschlagen. Der Plan der Hochschulprofessoren Rolf Gutbier, Günter Wilhelm und Curt
Siegle stieß auf Zustimmung sämtlicher Gremien und konnte in den Jahren 1956 bis 1960
realisiert werden.
War die Hochhausscheibe damals in Stuttgart noch ein Novum, so war der dort angewandte
Schnitt-Trick 3 : 2 nicht minder frappierend. Nach letzterem entsprechen zehn
Geschossen auf der Nordseite 15 Geschosse auf der Südseite, wodurch insgesamt 2.000 m2
Nutzfläche ohne Erhöhung des Baukörpers gewonnen werden konnten. Günter Wilhelm
äußerte sich zu den Gestaltungsmerkmalen: Roh sichtbarer Beton, kein Verputz und
keine Pinselstriche auf den tragenden und raumbildenden Gerippen und Wandflächen - ein
rauhes und rohes Tun! - knappste Formen und Farben bei den wenigen zusätzlichen Teilen
und Elementen wie Fensterrahmen, Türrahmen usw. ...Wir wollten ablesbar machen, mit
welchen Mitteln ein solcher Bau in unserer Gegenwart gebaut ist und haben Oberflächen und
Materialien gewählt, die bei dem harten Gebrauch durch die 1.200 Menschen, die fast
täglich darin ein- und ausgehen und darin arbeiten, nicht schmuddelig werden und allzu
rasch wieder überstrichen werden müßten. Eine fast asketische Zurückhaltung im
formalen wie im materiellen charakterisiert das Gebäude; nichts Unnötiges und nichts
Übertriebenes ist festzustellen. Die vollkommen klare und rationale Konzeption verleiht
dem Gebäude dauernden Wert.
E. Szymczyk
Die drei Fertigungsinstitute in
Stuttgart-Stadtmitte
Als ein kluger Schachzug bei der Durchsetzung eines eigenen
Gebäudes erwies sich der Zusammenschluß der Institute für Maschinenelemente, für
Werkzeugmaschinen, für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb im Jahr 1955 nach dem
Motto: gemeinsam sind wir stärker. Nachdem die Institutsdirektoren Wewerka, Ehrhardt und
Dolezalek mit Unterstützung führender Maschinenfabrikanten immer wieder mit großem
Nachdruck auf ihre Raumnot aufmerksam machten, erreichten sie schließlich die Genehmigung
eines eigenen Institutsgebäudes am Hegelplatz. Der von Hugo Berger im damaligen
Hochschulbauamt konzipierte Neubau wurde von1960 bis 1963 errichtet.
Die Fertigungsinstitute: Vorne der Hallentrakt, dahinter der
Büroturm. (Foto: Pfeiffer) |
Das Gebäude gliedert sich in zwei unterschiedliche
Baukörper: den flachen, teils zweigeschossigen Hallentrakt und den darüber
schwebenden viergeschossigen Büroturm. Die Verbindung zwischen diesen beiden
Bauteilen übernimmt der Turmkern als Verkehrselement mit Aufzügen und Treppe. Als
besonders markant erweist sich die gestaffelte, gezackte Form des Hallentrakts entlang der
Hegelstraße.
Hier wird bereits die Abkehr vom Kubus deutlich, wie er - ob liegend oder stehend plaziert
- in den übrigen Universitätsgebäuden um den Stadtgarten zu finden ist. Gut ablesbar
ist eine Architekturströmung der frühen sechziger Jahre, die auf plastische Ausformung
einzelner Teile des Bauwerks und die Verwendung einer aus Einzelkuben zusammengesetzten
Struktur zielte.
E. Szymczyk
Die Universitätsbibliothek in Stuttgart-Stadtmitte
Freundliche Atmosphäre im Lesesaal
(Foto: Faigle) |
Dies ist der durchdachteste, der schlüssigste Bau
einer Bücherei, den wir vorläufig in der Bundesrepublik haben, heißt es in einem
Bericht der Stuttgarter Zeitung anläßlich der Einweihung des Gebäudes am 27. November
1961. Drei Jahre zuvor, 1958, wurde mit dem Neubau begonnen. Als Architekt zeichnete Hans
Volkart, zu jener Zeit Professor für Gebäudekunde und Entwerfen, verantwortlich; sein
engster Mitarbeiter war der nachmalige Rektor der Fachhochschule für Technik in
Stuttgart, Jürgen Zabel. Zu den Planern gesellte sich ein außerordentlich engagierter
Nutzer, Dr. Manfred Koschlig. Diese drei Personen unternahmen 1957 auf Einladung von Max
Kade, der ein Drittel der Gesamtbaukosten übernahm, eine Studienreise nach Amerika. Das
Ergebnis der Reise schlug sich in folgenden Planungsprinzipien nieder:
1. Abkehr von der bis dato gültigen, strikten
Dreizonenteilung in Magazin, Lesesaal und Verwaltung. Dagegen Einführung einer
Freihandbibliothek, der open shelves, mit dem Ziel, den Leser an das Buch
heranzuführen.
2. Anwendung der baulichen flexibility, einer
Planungsart, die spätere Umstellungen innerhalb des Hauses ohne bauliche Veränderungen
offen läßt. Der Bau faßt über 500 Lese- und Arbeitsplätze. Hohe, lichte Räume
erzeugen eine freundliche Atmosphäre im Innern. Nach außen wirkt das Gebäude durch das
klassische Motiv der Säulenreihe - hier modern interpretiert - sehr nobel.
E. Szymczyk
Das Hörsaalprovisorium am Stadtgarten - ein
Klassiker in jeder Hinsicht
Langlebig: Das Provisorium
(Foto: Planck) |
Das Hörsaalgebäude am Stadtgarten - besser bekannt als
Hörsaalprovisorium - ist ein echter Klassiker. Nicht nur wegen seiner so
einfachen wie stimmigen Konzeption von Raum - Hülle - Tragwerk und Baukörper in
Miesscher Strenge und Klarheit, sondern auch als Musterbeispiel für die Regel, daß
nichts länger dauert als ein Provisorium. 1962 errichtet - in weniger als einem Jahr und
zu Kosten von rund einer Mio DM -, sollte es nur als Notbehelf bis zur Fertigstellung der
Tiefenhörsäle beim K II dienen. Seit 1969 sind diese in Betrieb, das Hörsaalprovisorium
aber - nur für sieben Jahre genehmigt - steht immer noch, wird immer noch gebraucht, und
ist immer noch gut brauchbar. Der ursprüngliche Grundriß mit zwei Hörsälen mit 350
bzw. 700 Plätzen wurde 1990 dem geänderten Bedarf angepaßt: aus dem großen wurden zwei
kleinere (226 / 454) gemacht. Auch Aggregate der Klimaanlage waren nach 35 Jahren zu
erneuern, und im Raumtragwerk der Dachkonstruktion mußte eine Anzahl Knoten und Stäbe
ausgewechselt werden. Damit ist der Bau wieder soweit ertüchtigt, daß er klaglos noch
einmal die gleiche Standzeit absolvieren kann. - Daß Provisorien überdauern, verdanken
sie deutschem Perfektionismus. Im Baurecht gibt es für beschränkte Nutzungszeit keine
Ausnahmen von den Vorschriften für Sicherheit, Standfestigkeit, Brand-schutz. Der Planer
ging deshalb schon damals davon aus, daß der Bau - wenn die Hörsäle ausgedient hätten
- weiter verwendbar sein sollte. Der Element- und Montagebau garantierte kurze Bauzeit und
ermöglichte auch Abbau und Wiederverwendung an anderer Stelle. Während man ringsum für
die Ewigkeit betonierte, wurde hier bereits ein Fall von Nachhaltigkeit exerziert - 30
Jahre vor dem Ökotrend.
Inzwischen gehört das Provisorium neben der Bibliothek und den Kollegiengebäuden so
selbstverständlich zum Ensemble am Stadtgarten, daß es schwerfällt, es wegzudenken.
Sollten Hörsäle je entbehrlich werden, man wäre nicht lange um neue Nutzungen verlegen.
Wenn man dabei dem Bau an der Stadtgartenseite eine Fassade aus Glas geben könnte und die
Plakatwand endlich verschwände, wäre das sogar für den Park eine Wohltat. Architekt des
Provisoriums ist Prof. Friedrich Wagner. 1962 war er noch Mitarbeiter des
Universitätsbauamtes, gerade aus Chicago zurückgekehrt, nach drei Jahren im Büro Mies
van der Rohes.
K. Schmiedek
Institut für Aero- und Gasdynamik -
Gründerzeitbau der Pfaffenwaldetappe
Bei der Standortwahl für die Auslagerung der Universität
nach Vaihingen hatte auch die Nähe zu Echterdingen eine zunehmend wichtige Rolle
gespielt. Stuttgart sollte zu einem Süddeutschen Zentrum der Luft- und Raumfahrtforschung
ausgebaut werden, wozu auch ein Flugplatz gebraucht wurde. Und so waren es neben der
Forschungs- und Materialprüfungsanstalt für das Bauwesen (FMPA) in erster Linie
Luftfahrtinstitute, mit denen das Bauen im Pfaffenwald begann. Das erste war das Institut
für Aero- und Gasdynamik (IAG), das in den Jahren 1957 bis 1959 errichtet wurde.
Funktionelle Gliederung: Das Institut für Aero- und
Gasdynamik. (Foto: Planck) |
Für den Entwurf technischer Institute mit komplexen
Nutzungsanforderungen gibt es im Pfaffenwald eine Anzahl beispielhafter Lösungen.
Gemeinsam ist ihnen die Trennung in ein Institutsgebäude für den Büro- und Lehrbetrieb
und einen Laborbau für die experimentelle Forschung. Unterschiede gibt es bei der
Behandlung weiterer Programmteile, die entweder integriert werden oder sich in
Nebengebäuden selbständig machen, zum Beispiel Hörsäle. Prof. Wilhelm als Architekt
entwarf für das IAG eine stark gegliederte Anlage. Abgesetzt vom Institutsgebäude steht
eine 85 Meter lange Versuchshalle, der ein Werkstattgebäude vorgelagert ist und die auf
der Rückseite einen Anbau für die Meßwarte hat, Bestandteil des 120 Meter langen
Stoßwindkanals, der im Freien auf einer Schienenbahn steht.
Der Tendenz des Architekten, einzelne Funktionen sichtbar zu machen, kam entgegen, daß
die Anlagen zur Erzeugung der Luftströmungen nicht umbaut werden mußten: große
Kugelbehälter und Zylinder aus Stahl für Druckluft und Vakuum. Zusammen mit dem hohen
Turm des Schalldämpfers, mit dem Laminarwindkanal und einem Wasserbecken für Kühlzwecke
bilden sie ein wohlgeordnetes Ensemble technischer Einrichtungen von großem Reiz.
Das Entwurfskonzept funktioneller Gliederung setzt sich konsequent fort in der Behandlung
der einzelnen Baukörper und Konstruktionselemente, etwa bei den Dachformen zur Erzielung
von Oberlicht oder dem geschoßweisen Auskragen zur verdeckten Anordnung des
Sonnenschutzes. Bedachte Materialwahl und sorgfältige Detaillierung tragen in Profil,
Struktur und Farbton das ihre zur Qualität bei, die sich auch am Zustand der
Schadensfreiheit ablesen läßt: nach 40 Jahren gibt es kaum Anzeichen von
Materialermüdung und Verfall.
Heute sind auch die Rodungen vergessen, mit denen das Bauen im Pfaffenwald begann. Junge
Bäume und Gebüsch säumen die Lichtungen um die Gebäude. Dieses Bild mag denen
vorgeschwebt haben, die den Pfaffenwald als Hochschulstandort wollten: die Idylle
ungestörter Waldesruh. Leider machte das Waldgebiet nur etwa ein Drittel der
Campusfläche aus. Zur Abwehr weiterer Baupläne wurde der Pfaffenwald unter Naturschutz
gestellt. Man kann sich fragen, ob der aufs freie Feld gelenkte Weiterbau die bessere
Gesamtlösung bewirkte.
K. Schmiedek
Hauptnutzfläche: |
3.580 m2 |
Umbauter Raum: |
32.875 m3 |
Gesamtbaukosten: |
7,92 Mio DM |
Bauzeit: |
1957 - 1960 |
Architekt: |
Prof. Wilhelm / Rösemann |
NWZ - nicht nur Naturwissenschaftliches Zentrum
Das NWZ ist das erste große Bauvorhaben nach dem Beschluß
von 1961, die Universität vollständig nach Vaihingen zu verlegen. Auf dem Masterplan von
1964 besteht das Projekt noch aus drei Hochhäusern: Anorganische Chemie und Geologie /
Organische Chemie / Physik.
Der Bau des NWZ markiert das Ende einer Planungsphase, bei der man sich an
angloamerikanischen und skandinavischen Hochschulbauten orientiert hatte. Für die jetzt
gestellte Aufgabe der Massenuniversität gab es auch im internationalen Raum keine
Vorbilder mehr. Ein vergleichbares Vorhaben war die 1963 projektierte, neue Universität
Bochum: Eine Phalanx von dreizehn Hochhausscheiben in zwei Reihen beiderseits eines
zentralen Bereichs angeordnet, zu einem Komplex verbunden durch einen Sockel von
Flachbauten.
Bochum als Leitbild ist unschwer im NWZ wiederzuerkennen: Länge, Höhe und Breite der
Hochhäuser sind fast identisch. Aber es gibt auch Unterschiede: die 117 Meter langen
Baukörper erhielten hier betonte Gliederung durch Vertikalelemente: Schächte und
Erschließungskerne. In Stuttgart entschied man sich im Richtungskampf der Modulfrage:
DIN-Normmaß 12,5 cm, 25 cm.... contra Euro-Norm: 10 cm, 30 cm ... für letztere und
plante mit Achsmaßen 1,20.... 7,20 Meter. Dafür wählten die Bochumer das bessere
Installationssystem zur Medienversorgung und Lüftung: den Einzelschacht. Im NWZ läuft
die Versorgung über horizontale Sammelschächte im Deckenhohlraum. Hier wie dort galt
für den Innenausbau größtmögliche Variabilität, erreicht durch Skelettbauweise und
flexible Trennwandelemente. In die Bauzeit des NWZ fiel die erste Ölkrise mit ihren
Folgen: Rezession und Sparhaushalte. Das Bauvolumen des NWZ wurde um 30 Prozent gekürzt,
von den drei Hochhäusern eines gestrichen.
Leitbild Bochum: Das Naturwissenschaftliche Zentrum.
(Foto: Luftbild Brugger) |
Später ging man im Hochschulbau andere Wege: statt
Großeinheiten wurden erweiterbare Strukturen gebaut, die sowohl unterschiedlichen
Nutzungsanforderungen wie wechselnden Haushaltslagen leicht anpaßbar sein sollten.
Nach diesem Muster wurde dann das IWZ gebaut: Trotz der notgeborenen Überbelastung haben
sich auch die Baustrukturen des NWZ in vielen Jahren bewährt, zuletzt beim Einzug der
Biologie in das NWZ 2 im Jahre 1990.
Nur der Beton, bevorzugter Baustoff der 60er und 70er Jahre, erfreut sich nicht mehr der
einstigen Beliebtheit. Trotzdem sind die Kolosse des NWZ zum Wahrzeichen der Universität
in Vaihingen geworden - so wie das Zwillingspaar der Kollegiengebäude den Campus am
Stadtgarten markiert.
K. Schmiedek
Hauptnutzfläche: |
52.000 m2 |
Umbauter Raum: |
483.000 m3 |
Gesamtbaukosten: |
114,5 Mio DM |
Bauzeit: |
1968 - 1974 |
Planung: |
Universitätsbauamt |
Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik Stuttgart:
High Tech - High Light
In den 80er Jahren entstanden in Vaihingen in rascher Folge
zahlreiche Neubauten, die für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Marke
High-Tech bestimmt waren: das Institut für Mikroelektronik, der
Höhenprüfstand beim Institut für Luftfahrtantriebe, die Windkanalanlage beim Institut
für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen, das Mikrostrukturlabor beim Physikalischen
Institut, Hysolar, die Lasertechnik beziehungsweise das Institut für Strahlwerkzeuge, das
Laborgebäude für Bildschirmtechnik beim Institut für Netzwerk- und Systemtheorie und
schließlich das Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik (FBS).
Wo wissenschaftliches Neuland zu erkunden ist, zumal im Forschungsbereich der
Mikrostrukturen, müssen auch bei der Planung der Gebäude neue Wege gegangen und neue
Lösungen gefunden werden.
Und wo man am Beginn einer Entwicklung steht, kann man noch nicht auf bewährte Vorbilder
zurückgreifen: Reiz und Risiko des Hochschulbaus!
Nobles Gebäude mit technischem Understatement:
Das Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik.
(Foto: Walser) |
Im Fall der Bioverfahrenstechnik kamen noch weitere für
die Planung erschwerende Umstände hinzu: Das Gentechnikgesetz, das maßgeblichen Einfluß
auch für den Bau erwarten ließ, war noch nicht verabschiedet, sondern im
parlamentarischen Verfahren. Ebenso unklar waren die Zuständigkeiten der
Aufsichtsbehörden. Folglich mußte mit Annahmen, Optionen und viel Sicherheitsspielraum
operiert werden.
Erst im Laufe des Planungsprozesses wurde das Team der Nutzer berufen, solange übernahmen
Berater ihre Rolle - was nicht ohne nachträgliche Änderungen abging. Das Vorhaben stand
unter hohem politischen Realisierungsdruck ohne Rücksicht auf die genannten Probleme, die
alles andere als beschleunigend wirkten. Als die Planung schließlich stand, gab es neue
Schwierigkeiten: die Kostenberechnung schloß mit Werten, die 100 Prozent über den
Schätzkosten lagen. Eigentlich kein Wunder, trotzdem mußte noch einmal gründlich
untersucht werden, wie die Kosten zu senken wären. Die Folge der genauen Prüfung hatte
leider die umgekehrte Wirkung...
Mit Kosten von rund 99 Mio DM ist das FBS bei einem Quadratmeterpreis (HNF) von 16.500,--
DM das bislang teuerste Institutsgebäude auf dem Campus. Das Verhältnis der Kosten von
Bau zu Technik beträgt fast 40:60 - normalerweise ist das Verhältnis umgekehrt. Ähnlich
sehen die Relationen der Flächen von Labors, Büros zu den Räumen der technischen
Anlagen und Installationen aus. Das Technikgeschoß im UG hat ein größeres Volumen als
der oberirdische sichtbare Teil des Zentrums.
Daß das Gebäude kein vor Technik strotzendes Erscheinungsbild bietet, sondern sich
cool mit Understatement präsentiert, ist das Verdienst der Architekten
Ackermann + Partner, München. Die Projektierung der komplexen technischen Anlagen
besorgte das IB Krebs, Ditzingen. Für die Tragwerksplanung waren Prof. Schlaich -
Bergermann und Partner verantwortlich. Die Skulpturen vor der gläsernen Rotunde sind
Werke des Bildhauers Lothar Fischer. Mit ihrer archaischen Figürlichkeit und ihrem rohen
Rost stehen sie in wirkungsvollem Kontrast zu dem Silbergrau der technoiden Fassade. Der
Hugo Häring Architektur-Preis war eine verdiente Auszeichnung für sicher eines der
besten Gebäude auf dem Campus!
K. Schmiedek
Hauptnutzfläche: |
5.903 m2 |
Umbauter Raum: |
90.019 m3 |
Gesamtbaukosten: |
98,31 Mio DM |
Bauzeit: |
1990 - 1993 |
Planung: |
Prof. Ackermann + Partner |
Die Hochschulsportanlagen - Erfreuliches am Rande
Ganz im Westen, möglichst weit entfernt vom Zentrum, doch
dem Besucher freundlich zugewandt, liegen am Rand des Campus die Sportanlagen. Der
Baukomplex aus Institut und Halle und die Abfolge der Freisportflächen von Stadion und
Kleinspielfeldern sind zwischen Allmandring und Talgrund so eingebettet, daß ein ganz
sanfter Übergang in den Landschaftsraum entsteht. Hier macht sich alles flach und leicht.
Kein massiges Volumen dominiert, auskragende Dächer lassen die Wände zurücktreten, die
- wo immer möglich - gläserne Flächen sind, Durchblick gewährend, Tageshelligkeit im
Inneren erzeugend. Schlanke Stahlprofile, weiß gestrichen, frei vor der Fassade stehend,
ihnen vorgelagert filigraner Sonnenschutz. Überall Variationen desselben Themas:
Schwerelosigkeit. Das Haus ist Botschaft seines Zwecks: Erweckung heiterer Empfindungen
beim Übertreten seiner Schwelle. Nirgends wird man einnehmender empfangen!
Es scheint leicht hingestellt und empfängt den Besucher mit
heiterer Freundlichkeit. Doch ist der
Gebäudekomplex des Instituts für Sportwissenschaft das Ergebnis von Zähigkeit und
Kraftanstrengung.
(Foto: Elsner) |
Was so leicht hingestellt und locker ausgebreitet scheint,
ist - wie so oft - Ergebnis von Zähigkeit und Kraftanstrengung. Mehr als zehn Jahre
vergingen zwischen Wettbewerb und Fertigstellung - und daran trug nicht nur der
Bauhaushalt die Schuld. Man verfolgte erst ein anderes Konzept: im Wiesengrund des Tales
sollte die Anlage entstehen, bis man sich auf Druck des Landschaftsschutzes an die
Hangkante zurückzog. Und Ironie des Schicksals: erst mit dem Verkauf der Sportanlagen im
Degerlocher Wald, die 1939 geschaffen wurden, als erster - und auch letzter - Schritt beim
Vorkriegsversuch, einen neuen Campus außerhalb der Stadt zu gründen, und dem dabei
erzielten Erlös wurde der Baubeginn in Vaihingen möglich.
Was heute steht, ist immer noch nur Torso. Schon im Wettbewerb vor zwanzig Jahren
gehörten noch eine Gymnastik- und eine Schwimmhalle dazu. Aber anders als beim Torso, der
die Vollkommenheit des Ganzen nur erahnen läßt, müßte man hier um die Schönheit der
Anlage besorgt sein, falls doch noch mehr gebaut würde.
K. Schmiedek
Architekt: |
Prof. Dieter Faller |
Gartenarchitekten: |
Eppinger + Schmid |
Kosten: |
16,3 Mio DM |
Bauzeit: |
1986 - 1989 |
|