Noch in diesem Jahr startet der Bau für drei Institute der Fakultät
Konstruktions- und Fertigungstechnik. Die Institute für Industrielle Fertigung und
Fabrikbetrieb, für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement und für
Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (IFKB) sind zwar bereits in Vaihingen, jedoch
nur in provisorischen Unterkünften.
Neuerdings werden auch wieder Anstrengungen unternommen, die Informatik auf den Campus
umzusiedeln. Ziel soll sein, einen Neubau spätestens im Jahre 2004 einzuweihen: zur
175-Jahr-Feier der Universität.
Auch die Bibliotheksfrage kann wieder auf die Tagesordnung kommen: Der Umzug nach
Vaihingen setzte gerade ein, als die neue Bibliothek in der Stadtmitte im Bau war. Im
Pfaffenwald besitzt die Bibliothek bisher kein eigenes Gebäude. Sie hat im NWZ I Quartier
bezogen, wo man versucht, den Platzbedarf durch Einverleibung immer neuer Räume zu decken
- ein recht und schlecht funktionierendes Provisorium, das auf Dauer so nicht bleiben
kann. Hinzu kommt das Thema neue Medien und Telekommunikation.
Wandel und Anpassung
Mag auch die räumliche Ausdehnung der Universität an einen Endpunkt kommen, weil die
Mittel zum Betrieb begrenzt sind - Wissenschaft hört nicht auf zu wachsen. Forscher
werden sich immer neuen Aufgaben zuwenden, mit neuen Methoden arbeiten und mit neuen
Techniken experimentieren. Selten geht das ohne Eingriffe in bauliche Gegebenheiten ab.
Dafür sind die Gebäude aber konzipiert: die Baustruktur ist auf Wandel und Anpassung
ausgelegt.
40 Jahre nach Bezug der ersten Institute richtet sich schon die zweite Generation von
Hochschullehrern darin ein. Bei Neuberufungen geht es um mehr als das Auswechseln von
Türschildern. Wären der Stellenvermehrung nicht auch Grenzen gesetzt, müßte überall
noch angebaut und aufgestockt werden.
Aber Flächenvermehrung - jahrzehntelang Erfolgsnachweis in Politik und Wirtschaft -
findet so nicht mehr statt. Effizienz erweist sich jetzt im wirtschaftlichen Umgang mit
vorhandenen Ressourcen. An die Stelle von Erbhofhaltung wird
Flächenbewirtschaftung treten. In erster Linie eine Aufgabe der Universität, aber wohl
nicht ohne Folgen für das Bauamt. Ein weiteres Mal wird sich die variable Baustruktur
bewähren können.
Neuer Schwerpunkt: Bauunterhaltung
In den 40 Jahren seit Errichtung der ersten Bauten sind für Reparaturen und
Instandsetzungen bereits rund 500 Mio DM ausgegeben worden. In Vaihingen verfügt die
Universität inzwischen über mehr als 50 Gebäude - vom NWZ bis zum Bienenhaus - mit
einer Hauptnutzfläche von circa 200.000 m2 . Mit wachsendem Baubestand und zunehmendem
Alter beanspruchen die Aufwendungen für den Erhalt und für Wertverbesserungen stetig
steigende Haushaltsmittel. Technische Anlagen sind spätestens nach 20 bis 25 Jahren
veraltet, Baukonstruktionen je nach Verarbeitung und Beanspruchung früher oder später.
Beton - als Baustoff für die Ewigkeit gepriesen - muß überall aufwendig saniert werden,
um ihn vor ruinöser Korrosion zu retten.
Baustart mit einem Baggerbiß war am 12. Oktober.
Wenn alles nach Plan läuft,
sollen die Institute für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (oben) und für
Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb/Arbeitswissenschaft und
Technologiemanagement (Modellfoto darunter) die Neubauten am Allmandring
Ende 2000 beziehen können. An den rund 40 Millionen Mark Baukosten beteiligt
sich das Land im Rahmen der Zukunftsoffensive Junge Generation und der Bund
nach dem Hochschulbauförderungsgesetz.
(Fotos: Unibauamt)
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Technischer Fortschritt hat auch im Bauwesen vieles
verändert; nur bei der Lebensdauer der Gebäude und Anlagen waren im Sinne größerer
Nachhaltigkeit bisher kaum Fortschritte zu verzeichnen. Im Gegenteil - die Intervalle der
Erneuerungszyklen werden immer kürzer: sei es zur Beseitigung nachträglich erkannter
Gefahren - Thema Schadstoffe -, sei es zur Nutzung wirtschaftlicher Vorteile; Meß-,
Steuer-, Regeltechnik und das Kommunikationswesen fangen erst an, den Gebäudebetrieb zu
verändern.
Der erste Fall einer Gesamtsanierung bei der Chemie ist vor kurzem abgeschlossen worden,
auf den nächsten bereitet man sich gerade vor, die Kollegiengebäude am Stadtgarten.
Anders als beim NWZ kann hier nicht bei laufendem Hochschulbetrieb saniert werden. Die
Räumung des Gebäudes bringt auch für die Universität nicht geringe Probleme mit sich.
Hier zeigt sich, daß die Aspekte der Sanierbarkeit - insbesondere von Hochhäusern - bei
der Gebäudeplanung nicht vorausschauend berücksichtigt worden sind - oder einst
geltenden Sparzwängen zum Opfer fielen - mit teuren Folgen!
Nachholbedarf: Freiraumgestaltung
In den Jahren der Gründerzeit ging es in erster Linie um Neubau und die notwendige
Infrastruktur. Wo nicht gebaut wurde, blieb das Gelände als Brachland in Bau-Erwartung
liegen. Nur im Zentrum entstand ein gestalteter Außenbereich: die Lernstraße.
Sie sollte nicht nur Renn-Strecke sein zwischen
S-Bahn und Hörsaal, sondern Verweilort: angefangen bei den Schaalschen Lauben im Osten -
vorbei an der Cafeteria des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums (IWZ) und der
pergolagedeckten Brunnenanlage bei den farbigen Elektrotechnik-Hörsälen - über den
Dachgarten auf dem Flachbau-West bis hin zur Mensa und ihren Freiterrassen.
See in Sicht
Inzwischen haben auch andere Bereiche ihren Endausbau erreicht, so daß die Außenanlagen
folgen können. Zur Zeit wird das Gelände zwischen Gästehaus und Pfaffenhof neu
gestaltet. Dort war von Anfang an ein See geplant, gespeist vom Pfaffenbach. Dem ist das
Wasser zwar längst abgegraben, dafür wird jetzt der Niederschlag von Dächern
aufgestaut. In einem nächsten Schritt wird zwischen Merosteg und Mensa der
Pfaffenwaldring umgebaut. Dabei werden endlich die seit Inbetriebnahme der S-Bahnstrecke
stillgelegten Haltebuchten des Unibusses aufgehoben. Künftig endet die Lernstraße nicht
mehr am Straßenrand, sondern erweitert sich zu einem Platz, der übergeht in die Terrasse
am Seeufer.
Entwicklungszone im Südgebiet
Eine weitere Entwicklungszone ist das Südgebiet, der Campusteil, den der
Allmandring einschließt. In seiner Mitte liegt ein Gelände, dessen Ränder nach und nach
bebaut wurden, zuletzt im Osten mit dem Verfügungsgebäude und der Wohnanlage
Straußäkker 3. Wenn mit dem Neubau für das IFKB der Ring fast geschlossen wird, ist die
Zeit gekommen, das Brachland neu zu formen und wieder eine Allmende entstehen
zu lassen. Ob die Bereiche im Sinne ihrer Planer angenommen werden, bleibt abzuwarten.
Auch die Wandelpfade im Pfaffenwald lassen selbst zur Mittagszeit nicht vermuten, daß in
100-Meter-Entfernung mehr als 10 000 Menschen arbeiten und auch mal Pause machen.
Trotzdem gibt es keinen Zweifel, daß die Pläne für das Zentrum und im Südgebiet
wichtig sind, genauso wie die Maßnahmen, womit den Straßenräumen ein neues Profil
gegeben wird durch Verringerung der Fahrbahnbreite und Baumpflanzungen. Mit dem
Verschwinden unwirtlicher Räume - auch solcher im Umfeld des NWZ - soll nach und nach dem
Eindruck einer Bauweise entgegengewirkt werden, die nicht nur heitere Empfindungen
auslöst.
Versorgungslücke: private Dienstleistungen
Zur Deckung des täglichen Bedarfs an Gütern und Dienstleistungen gibt es auf dem Campus
kaum mehr als eine Handvoll Einrichtungen - zu wenig für 3.000 bis 4.000 Bewohner, die
nicht nur Brot und Buch und Bank zum Leben brauchen, aber anscheinend auch nur so viel,
wie die abschätzbare Kaufkraft hergibt. Die Filiale eines Bürowarenhändlers hat nach
kurzem Gastspiel ihr Feld gerade wieder geräumt. An der Misere kann nicht der Mangel an
Ladenflächen allein schuld sein. Bei zehn Minuten S-Bahn-Fahrtentfernung zur City hat das
Gewerbe im Pfaffenwald kaum Chancen für einträgliche Geschäfte - trotz 20.000
potentieller Kunden.
Nicht anders ist es um das Angebot von Gastronomie und Unterhaltung bestellt. Mensa,
Cafeterien und Kantinen liefern Kost zur Mittagszeit. Was danach und später von drei
kleinen Gaststätten und einer Disco geboten wird, macht nicht in einer Weise von sich
reden, wie man sich Kneipenszenen und Nachtleben einer Universitätsstadt vorstellt.
Vorsorge auf diesem Sektor ist allgemein nicht Aufgabe des Staates. Trotzdem hat es mit
öffentlichen Mitteln einen Ansatz beispielloser Unternehmenslust gegeben: die Mensa wurde
zum Ausgleich der kargen Raumausstattung der Wohnheime als großzügiges Clubhaus
eingerichtet mit Öffnungszeiten rund um die Uhr. Von einem reichen Unterhaltungsangebot
mit Kegelbahn, Billardsaal, Fernseh-Bar und Pub sind einzig Cafe und Restaurant
geblieben...
Aber was vor Jahren scheiterte, weil sich ein BAT-geregelter Betrieb und studentische
Freiheit nicht vertrugen, muß nicht für immer aufgegeben sein. Wo Bedarf ist, findet
sich auch jemand, der ihn deckt - wenn er auf seine Kosten kommt. In Zeiten der
Marktwirtschaft darf man Hilfe nur nicht von Samaritern erwarten.
K. Schmiedek
KONTAKT
Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim, Pfaffenwaldring 32, 70569 Stuttgart, Tel.
0711/685-3934, 3935, Fax 0711/685-3900; e-mail: Gisela.Pilgrim@uba.uni-stuttgart.de
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