Schon der Anlauf war wuchtig und entschlossen. Peter Esenwein jagte den Speer
in die Luft. Nach genau 81,37 m bohrte sich das Gerät zitternd in den Stadionrasen. Der
Student von der FH Nürtingen wurde damit nicht nur studentischer Hochschulmeister,
sondern schaffte mit dem Wurf zum zweiten Mal hintereinander die Qualifikationsweite zur
Europameisterschaft. Die anwesende Leichtathletikprominenz auf der Sommersportwoche,
darunter der ehemalige Stabhochspringer Günter Lore und WLV-Präsident Lebherz,
quittierten den Wurf wie auch die 55,91 Sekunden über 400 m Hürden von Gesine Schmidt
(Uni Hannover) mit großem Beifall. Eine ausgezeichnete Atmosphäre und spannende
Wettkämpfe, lobte der Generalsekretär des Europäischen Leichtathletikverbandes,
Till Luft, die Leichtathletikentscheidungen. Der ehemalige Hürdensprinter Jürgen
Hubbert, heute im Vorstand der Daimler Benz AG und zuständig für den LKW-Bereich, ließ
es sich nicht nehmen, die Siegerehrung im 110 m Hürdensprint durchzuführen. 1700
Teilnehmer von 125 Hochschulen aus sieben Nationen bildeten den Rahmen für die größte
studentische Sportveranstaltung, die je in der Landeshauptstadt Stuttgart durchgeführt
wurde. In sieben Sportarten und 69 Einzelentscheidungen wurden Deutsche Hochschulmeister
oder Pokalsieger ermittelt. Eine nationale Mini-Universiade mit hervorragendem
Spitzenleistungen und dem Flair des Dabei-sein-ist-alles, resümierte
Prof. Hans Wieland, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft, das die Wettkämpfe
ausrichtete.
Die Sommersportwoche vom 10. bis 14. Juni war die sportliche Hauptveranstaltung in einer
ganzen Reihe von Events, die aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des allgemeinen
deutschen Hochschulsports (adh) in diesem Jahr in Deutschland veranstaltet wurden und noch
werden. Die große Bandbreite der Leistungsniveaus machte den besonderen Reiz der
Stuttgarter Veranstaltung aus. Einige Aktive der Spitzenklasse überprüften ohne großen
Druck unter Wettkampfbedingungen ihre Form, die normalen Studierenden hatten
Gelegenheit, sich mit den Größen ihrer Disziplin zu messen.
Bereits am Eröffnungstag unterstrich Staatssekretär Dr. Christoph-E. Palmer (Ministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst) auf einem Empfang des Rektors das klare Profil des
Hochschulsports in Baden-Württemberg. Insbesondere der Bildungsauftrag des
Hochschulsports, der von keiner anderen Institution erfüllt werden kann, wurde von Palmer
hervorgehoben. Für die hohe sozialintegrative Funktion des Sports innerhalb der
Hochschule, seine gesundheitliche Bedeutung als Ausgleich zum Studium und als vielseitiges
Erfahrungsfeld für Werte wie Leistung, Regeln und Selbstverantwortung stelle das
Ministerium die finanziellen Mittel gerne bereit. Das Stuttgarter Sportfest sei, so Palmer
weiter, ein akademisches Sportereignis von besonderem Rang und
beglückwünschte das Institut für Sportwissenschaft zur gelungenen Konzeption. Die
Mixtur aus klassischen und neuen Sportarten garantiert ein abwechslungsreiches und für
Sportler und Publikum attraktives Sportfest. Rektor Prof. Dr. Günter Pritschow hob
in seiner Ansprache die besondere Rolle von sportlichen Meisterschaften hervor, bei denen
sich immer die Auswahl der Besten treffe. Weiter sagte Pritschow: Es freut mich
besonders, die sportliche Elite der Studierenden auf dem Campus willkommen zu heißen,
denn die Heranbildung und Förderung der Besten stellt eine originäre Aufgabe der
Universitäten dar."
Auch die Teilnehmer lobten das Organisationskomitee des Instituts. Das war das erste
Turnier, bei dem die Schlafzelte schon aufgebaut waren, als wir kamen, urteilten
Konstanzer Friesbeespieler. Ein halbes Jahr Vorbereitung waren notwendig, damit die
Organisatoren Tilmann Hepp und Hubert Wiedenmann mit ihren sechs studentischen
Praktikanten das Sportspektakel fest im Griff hatten und mit 150 studentischen Helfem
erfolgreich über die Bühne bringen konnten. Gefreut hatte die Organisatoren vor allem
die lockere und dennoch spannende Atmosphäre, die während den fünf Veranstaltungstagen
über dem Campus lag.
Besonders bei den Kunstturnern herrschte geradezu eine ausgelassene Festivalstimmung auf
der Tribüne. Die Highlights in den Gerätefinals zeigten der Rumäne Florentin Petrescu
und Michael Comelius (Uni Heidelberg) unter den Augen von Exweltmeister Eberhard Gienger.
Ungeachtet ihrer erst wenigen Tage alten schweren Knieverletzung ließ es sich das
deutsche Turn-As Gabi Weller nicht nehmen, an Krücken auf ihrer geliebten
Hochschulmeisterschaft wenigstens die Siegerehrung bei den Herren vorzunehmen.
Die ungewollte Pause der zehnmaligen Hochschulmeisterin nutzten am Balken und Boden Maike
Salewski und im Sprung Silvie Schneider (beide DSHS Köln) sowie am Barren und mit
Gesamtsieg Cordula Würschig (Uni Leipzig) zu Titelehren. Der Wettkampf,
urteilte die adh-Disziplinchefin für Kunsturnen, Dr. Svantje Scharrenberg (Uni
Göttingen), war ein Paradebeispiel erster Klasse, wie Sportwissenschaft und
Hochschulsport zusammenarbeiten können und sollen.
Mit einem souveränen Finish holte sich der Lokalmatador Mark Weichert (Uni Stuttgart) den
Meistertitel im Mountainbiking. In dem mit 60 Startern besetzten Feld, darunter der
ehemalige Weltklassefahrer Klaus Ja cobsmeier (Mannheim), dominierte das Bike-As
sowohl das 22 km lange Campus-Kriterium wie auch die 27 km lange
Cross-Country-Entscheidung und verwies Clemens Mühsinger (TU Dresden) auf den zweiten und
Oliver Kircher (WG Mainz) auf den dritten Platz.
Hochkarätig auch die Fe.htmleisterschaften. 250 Teilnehmer, darunter der Zweite der
deutschen Ranglisten im Herrendegen, Fabian Schmidt (Uni Würzburg), kreuzten die Klingen.
Meisterehren erfochten sich die Teams aus Heidelberg (Herrenflorett), Würzburg
(Damenflorett), Freiburg (Herrendegen und Herrensäbel) und München (Damendegen). In
einem spannenden und technisch anspruchsvollen Endspiel gewann im Damenfußball das Team
aus München gegen den Altmeister Deutsche Sporthochschule Köln mit 1:0. Zwei Paare der
Humboldt-Universität Berlin holten sich im Rock'n' Roll den Pokal für Fortgeschrittene
und Anfänger. Unbeeindruckt durch teilweise heftig niedergehende Wolkenbrüche zeigten
sich die Friesbeespieler. Den Siegespokal, der wie die übrigen 68 Pokale von Studierenden
der Akademie für Bildende Künste in Stuttgart speziell für diese Veranstaltung
gestaltet worden war, erspielte sich das Team der WG Mainz vor der Uni Marburg und der Uni
Karlsruhe.
Ein Erfolg war auch die Abschlußfete: 2500 Tanzwütige feierten auf zwei Ebenen bis in
den frühen Morgen.
KONTAKT
Institut für Sportwissenschaft, Allmandring 28, 70569 Stuttgart, Tel.: 685 - 3152, Fax:
685 - 3165, e-mail: ifs@info3.rus.uni-stuttgart.de.
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