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Stuttgarter unikurier Nr.80/November 1998
Workshop:
Wie verhalten sich Werkstoffe bei „Versetzungen“?
 

Die Modellierung von Werkstoffeigenschaften auf der Mesoebene berücksichtigt in besonderem Maße den Einfluß von Versetzungen auf das Werkstoffverhalten. Mit Höchstleistungsrechnern können heute Phänomene, die früher nur aus Experimenten und der Theorie bekannt waren, nachgebildet und simuliert werden. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Siegfried Schmauder, Staatliche Materialprüfungsanstalt (MPA) Universität Stuttgart, traf sich am 22. Juli 1998 eine Forschergruppe zu einem Workshop über „Modelling of Dislocations and their Impact on Materials' Behaviour“ in Stuttgart.

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Im Zentrum der Diskussionen standen theoretische, numerische und experimentelle Aspekte des Einflusses von Versetzungen (das sind eindimensionale Störungen des regelmäßigen Kristallgitters) auf das mechanische Verhalten unterschiedlicher Werkstoffe.
Prof. Ekkehard Kröner und Prof. Alfred Seeger (beide ehemals Universität Stuttgart und Max-Planck-Institut für Metallforschung), Mitbegründer der Versetzungs- und Kontinuumstheorie, hielten vielbeachtete Vorträge zur Einbettung aktueller Fragestellungen in die historische Entwicklung der Versetzungstheorie. Eine wesentliche Erkenntnis der jüngsten Zeit betrifft die Entdeckung, daß sich Versetzungen kollektiv verhalten, so daß die Theorien und Mittel der statistischen Physik anwendbar sind. Die sich ergebenden Trends für Versetzungsanordnungen lassen sich mit Hilfe der Versetzungsdynamik simulieren. Die Theorie liefert gute Übereinstimmung mit Experimenten im Hinblick auf geometrische Effekte, wie zum Beispiel die Annihilation (Auslöschung) von Schraubenversetzungen sowie von Bildungs- und Aktivierungsenergien. Die Simulation von Versetzungsquellen, der Energie von Versetzungsschleifen und der gegenseitigen Abschirmung von Versetzungen umfassen dabei nicht selten mehrere Millionen Atome. Numerische Untersuchungen von Versetzungen auf der atomaren Ebene liefern heute wichtige Beiträge zum Verständnis von experimentell beobachtbaren Versetzungsmustern an Grenzflächen, etwa in Ge/Si-Halbleitern oder unter einem Nanoeindruck bei der Materialprüfung. In ausscheidungsgehärteten Werkstoffen laufen bei äußerer Belastung Versetzungen unter erschwerten Bedingungen durch das Kristallgitter. Dadurch kommt es zu den meßbaren Phänomenen der Ausscheidungshärtung. In einem weiteren Vortrag wurden die damit verbundenen Effekte des Schneidens oder der Umgehung dieser Teilchen von den Versetzungen anhand anschaulicher Computersimulationsergebnisse diskutiert und in guter Übereinstimmung mit dem Experiment quantifiziert.
Der Workshop war Teil der zweiten Veranstaltung im Rahmen einer japanischen Initiative zur Bündelung japanischer, amerikanischer und deutscher Aktivitäten auf dem Gebiet der hierarchischen Werkstoffmodellierung unter besonderer Berücksichtigung der atomaren Skala. Gleichzeitig war dies die dritte Veranstaltung innerhalb einer vom BMBF geförderten Initiative, die dem Verständnis der mechanischen Eigenschaften kupferhaltiger Stähle gewidmet ist.

KONTAKT
Prof. Dr. Siegfried Schmauder, Staatliche Materialprüfungsanstalt (MPA), Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 32, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-2556, Fax 0711/685-2635, e-mail: schmauder@mpa.uni-stuttgart.de.

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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