Der Mobiltelefon-Markt boomt. Doch die schnurlose Herrlichkeit hat auch ihre
Schattenseiten, wie Untersuchungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit und zur
Störanfälligkeit elektromagnetischer Felder zeigen. Über einhundert in- und
ausländischen Gästen wurden beim ersten internationalen Ergebnisseminar des
Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart (HLRS), das vom 22. bis 24. Juni 1998 an der
Universität Stuttgart stattgefunden hat, unter anderem auch neue Forschungsergebnisse auf
diesem Gebiet vorgestellt. Insgesamt drei Projekte, die nur durch den Einsatz moderner
Supercomputer realisierbar waren, wurden bei der Veranstaltung erstmalig mit dem
Golden Spike Award ausgezeichnet. |
Wegen des störenden Einflusses auf die Navigationsinstrumente ist der
Einsatz von Handys bereits heute im Flugverkehr nur noch eingeschränkt möglich. Ulrich
Jakobus vom Institut für Hochfrequenztechnik an der Universität Stuttgart beschäftigt
sich schon seit längerer Zeit mit numerischen Berechnungen von elektromagnetischen
Feldern, die nicht nur auf den Bau von Mobiltelefonen Auswirkungen haben könnten, sondern
auch auf Fernsehempfangs- oder Fernsteuerungsanlagen. Beim ersten Ergebnisseminar des HLRS
wurden seine, schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Forschungsergebnisse auch mit
dem Golden Spike Award prämiert. In seinem Projekt Parallel Computation
of Electromagnetic Fields Based on Integral Equations war es ihm mit den
Höchstleistungsrechnern des HLRS erstmals möglich, mit Computersimulationen in den
Frequenzbereich heutiger digitaler Mobilfunknetze vorzustoßen.
Daß im HLRS am Vaihinger Allmandring auf praxisbezogenes Forschen Wert gelegt wird,
zeigten auch die über dreißig weiteren Projekte, die bei dem Ergebnisseminar vorgestellt
wurden. Rund 200 Forschungsprojekte von Physikern, Chemikern, Mathematikern und
Ingenieuren von zahlreichen Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden derzeit am HLRS
bearbeitet; unter ihnen auch etliche Projekte der Stuttgarter Ingenieur- und
Naturwissenschaften. Es zeigt sich, daß das HLRS eine wichtige Schnittstelle zwischen den
Informatikern und den Anwendern aus den Ingenieurwissenschaften bildet und mit seinen
Supercomputern der Typen NEC SX-4/36-H2H, CRAY T3E-900/512 (in Stuttgart) sowie der IBM
RS/6000-SP/256 (in Karlsruhe) die geeignete Infrastruktur für gemeinsame Ergebnisse von
Wirtschaft und Wissenschaft liefert.
Matthias Meinke und Egon Krause vom Aerodynamischen Institut der RWTH Aachen erhielten
ebenfalls den Golden Spike Award für ihr Projekt CFD-Applications on
NEC SX-4. Weltweit erstmalig ist es ihnen dabei geglückt, beim
Zylinder-Füllvorgang von Ottomotoren Entstehung, Vereinigung und Aufplatzen von schlanken
Strömungswirbeln in voller Übereinstimmung mit dem Experiment zu simulieren. Bei der
Projektpräsentation wurde auf die derzeit bundesweit nur in Stuttgart verfügbare Rechen-
und Speicherkapazität hingewiesen, die es ermöglichte, die Wirbelströmungen mit einer
Genauigkeit zu untersuchen, die praxisrelevante Aussagen über die optimale Verbrennung
des eingeströmten Kraftstoff-Luft-Gemisches erlaubt.
Der dritte Golden Spike Award ging an Marc Lange und Jürgen Warnatz vom
Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen an der Universität Heidelberg
für ihr Projekt Detailed Simulations of Turbulent Flames using Parallel
Supercomputers. Für den wirtschaftlich relevanten Bereich der
Verbrennungssimulation wurden von den beiden Preisträgern Ergebnisse mit einer
erstaunlichen Realitätsnähe erzielt, die eine Minimierung des Schadstoffausstoßes von
Verbrennungsmotoren und Kraftwerksfeuerungen erwarten lassen.
Die Ergebnisse aller vorgestellten Projekte sind demnächst nachzulesen in dem
Dokumentationsband Transactions of the HLRS, der als erster in der Reihe
High-Performance-Computing in Science and Engineering im Springer-Verlag
erscheinen wird.
A. Geiger, H. Pöhlmann, M. Resch
KONTAKT
Dr. Alfred Geiger, HLRS, Allmandring 30, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-2504
Kurz berichtet:
Chips schneller und besser entwerfen
Ohne Chips läuft heute kein elektronisches System mehr.
Hohe Leistung und gute Testbarkeit der Chips galten bislang als unvereinbar. In einem von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit Sommer diesen Jahres geförderten und von Prof.
Dr. Hans-Jürgen Wunderlich und Dr. Sybille Hellebrand geleiteten Forschungsprojekt am
Institut für Informatik, Abteilung Rechnersysteme, wird an einer neuen Generation von
Syntheseverfahren gearbeitet, welche die konventionelle Trennung in System- und
Testfunktion fast völlig aufheben. Das Projekt Test und Synthese schneller
eingebetteter Systeme läuft im Rahmen einer internationalen Kooperation mit
führenden CAD-Firmen.
KONTAKT
Prof. Dr. H.-J. Wunderlich, Institut für Informatik, Tel: 0711/7816-391, Fax: -288,
e-mail: wu@informatik.uni-stuttgart.de
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