Polymere, also Kunststoffe, sind aus dem täglichen Leben, aber auch bei
sogenannten High-Tech-Produkten nicht mehr wegzudenken und haben in diesem Jahrhundert
wesentlich zum technologischen Fortschritt und zur wirtschaftlichen Entwicklung
beigetragen. Polymerwerkstoffe haben aufgrund der vielfältigen Variationsmöglichkeiten
des Aufbaus der einzelnen Makromoleküle und deren Mischungen sowie durch spezielle
Verarbeitungsverfahren ein großes Potential als innovative und zukunftsweisende
Materialien. In diesem Zusammenhang sei nur an den Einsatz von Polymeren als
Hochleistungswerkstoffe in der Luft- und Raumfahrt oder als Materialien mit speziellen
Struktur- und Funktionseigenschaften für die Informationstechnik erinnert.
Das Innovationspotential der Polymere bildete auch den Rahmen für die Vorträge des
Werkstofftages. Alle Referate zeichneten sich darüber hinaus durch einen
interdisziplinären Ansatz aus, das heißt sowohl in der Grundlagenforschung mit Blick auf
das Verständnis über die Synthese, Struktur und Eigenschaften von Polymeren als auch bei
der anwendungsorientierten Forschung und technologischen Entwicklung im Hinblick auf neue
Produkte und Verfahren sowie letztlich auch der Analytik und Werkstoffprüfung.
Beispiel hierfür sind die von Prof. Hans Uwe Schenck (BASF AG) angeführte
Polymer-Werkstoff-Extrusion, bei der die Polymerchemie, Pharmakologie und auch die
Verfahrenstechnologie zu einem innovativen Konzept kombiniert werden, oder die von Prof.
Claus D. Eisenbach (Institut für Technische Chemie II) und Prof. Rolf Mülhaupt (Institut
für Makromolekulare Chemie, Freiburg) angesprochene molekulare Polymer-Polymer-Composite
beziehungsweise polymere Nanocomposite, bei denen neben der Makromolekularen Chemie auch
Elemente der organischen/anorganischen Komplexchemie hineinspielen. Ebenso gehöre hierher
die Verbindung von Polymerchemie mit Anorganik und Biochemie bei neuen Membransystemen,
wie von Prof. Dr. Herwig Brunner (Lehrstuhl für Grenzflächenverfahrenstechnik und
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik) angesprochen. Das
Zusammenspiel von Polymerwissenschaft mit der Biologie, der Medizin und Verfahrenstechnik
ist eine Voraussetzung bei der Entwicklung bioabbaubarer Polymere zum Beispiel beim
Einsatz als Implantate; diesem Thema war der Beitrag von Prof. Heinrich Planck (Institut
für Textil- und Verfahrenstechnik) gewidmet. Die Kombination von Polymerchemie mit
Ingenieurwissenschaften eröffnet neue Perspektiven bei Polymerwerkstoffen durch reaktive
Kunststoffaufbereitung, wie von Prof. Hans-Gerhard Fritz (Institut für
Kunststofftechnologie) dargelegt, und auch bei der Entwicklung zerstörungsfreier
Materialprüfverfahren im Hinblick auf Belastbarkeit oder Qualitätssicherung sind nach
Prof. Gerhard Busse (Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde) durch Einsatz
und Kombination von aus anderen Bereichen bekannten Meßverfahren neue Ansätze möglich.
Die Arbeitsgemeinschaft Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie ist ein
Zusammenschluß von verschiedenen Uni-Instituten, die sich mit recht unterschiedlichen,
zum Beispiel metallischen, nicht-metallischen anorganischen sowie organischen oder
makromolekularen Materialien beschäftigen. Die große Resonanz dieses 3. Werkstofftages
bestätigt die Arbeitsgemeinschaft in ihrem Ziel, die Synergien gemeinsamer
Materialforschung zu nutzen und dokumentiert gleichzeitig den Stellenwert und das breite
Spektrum der Stuttgarter Forschungslandschaft zu den Polymerwerkstoffen.
KONTAKT
Prof. Dr. Claus D. Eisenbach, Institut für Technische Chemie II, Pfaffenwaldring 55,
70569 Stuttgart. Tel.: 0711)/685-4440/4441, Fax: 0711/685-4396, e-mail: cde@makro1.chemie.uni-stuttgart.de
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