Dr. Laure. |
Auf der Erde, Vaihingen, Pfaffenwaldring 31, hat Dr. Stefan
Laure diese Bedingungen simuliert. Hinter dicken Stahltüren steht dort silbern,
zimmerfüllend und von einem Kabelwald fast verdeckt, die millionenschwere Apparatur
der Plasmawindkanal. Mit ihm hat Laure seine Doktorarbeit gemacht und mit ihm wagte er den
Sprung in die Selbständigkeit. Er arbeitet am erdnahen Einsatz der reaktiven
Plasmen. Zum Beispiel für die Beschichtung von Materialien, die extremen Bedingungen
ausgesetzt sind wie heißen und aggressiven Gasen, Salzwasser und Lösungsmitteln, oder um
reaktionsträge Verbindungen zu einer chemischen Reaktion anzuregen.
Schon früh von der Selbständigkeit geträumt
Seine Zukunft auf der Erde nicht im All zu suchen, das stand für den Luft-
und Raumfahrtingenieur früh fest, und auch den Traum von der Selbständigkeit träumte er
schon in den ersten Semestern. Wesentlich zur Traumverwirklichung beigetragen hat das
Programm Junge Innovatoren Teil: Existenzgründungen aus Hochschulen und
Forschungseinrichtungen des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums. Die
Förderzusage des Ministeriums vom Juli 1998 wurde jetzt um ein weiteres Jahr bis Juli
2000 verlängert. Und bis zu zwei Jahren kann der Jungunternehmer Räume und Technik an
der Uni kostenlos nutzen, bekam einen Crashkurs in Betriebswirtschaft und einen Paten an
die Seite. Im Fall von Stefan Laure eine Patin, Prof. Dr. Monika Auweter-Kurtz vom
Institut für Raumfahrtsysteme.
PUSH! (Partnernetz für Unternehmensgründungen aus Stuttgarter Hochschulen), die
Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Existenzgründung, hat weitere Unterstützung
geleistet. So wurde Laure über die Deutsche Ausgleichsbank jetzt in das
Frühphasenfinanzierungsprogramm der TBG (Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft)
aufgenommen, und seit 17. Juni ist aus dem Einzelkämpfer die Dr. Laure
Plasmatechnologie GmbH geworden. Um seine Technik bis zur Marktreife zu entwickeln,
hat er zunächst für neun Monate einen Mitgesellschafter und dadurch finanzielle
Unterstützung. Danach sollen Schritt für Schritt andere Investoren den Platz der TBG
einnehmen. Ohne das Junge Innovatoren Programm, davon ist Laure überzeugt,
hätte er diese Hilfe nicht bekommen, denn: die Banken sind sehr vorsichtig.
Plasmabeschichtung vielfältig einsetzbar
Beschichtung einer Solarkollektorröhre im
induktiv erzeugten Plasma. |
Leider ist die Plasmatechnik noch als kompliziert
verrufen, weiß der Ingenieur seit seinem Auftritt am Markt. Oft muß er
Überzeugungsarbeit leisten. Dabei ist die Plasmabeschichtung anderen Verfahren weit
überlegen. Sie ist vielfältig einsetzbar, erreicht einen hohen Vernetzungsgrad mit dem
zu beschichtenden Material, kann auch dreidimensionale Substrate beschichten und
ermöglicht gleichmäßige, dünne und reine Schichten. Einsetzbar ist sie vom
Schraubenzieher über Ofen- und Autoteile bis hin zu Medizingeräten, überall dort, wo
Materialien stark beansprucht werden und gegen Verschleiß oder Korrosion geschützt
werden sollen. Ein Hersteller von Sonnenkollektoren ist von der Technik bereits
überzeugt. Er läßt bei Laure neue Schichten für seine Solarkollektoren entwickeln, um
einen größeren Wirkungsgrad zu erzielen.
Kontakt zur Uni soll bleiben
Neben der Optimierung der Plasmabeschichtung möchte sich Dr. Laure als
Selbständiger auch weiterhin dem Bereich Forschung und Entwicklung widmen und die
interessanten und lohnenden Einsatzgebiete für Plasmen, wie die Chemie und
Reaktionstechnik, nicht aus den Augen verlieren.
Wenn er im nächsten Jahr die Räume an der Uni verläßt und sein eigenes Büro nebst
Werkstatt und Laborräumen bezieht, wird er Baden-Württemberg nicht untreu werden, dazu
ist er zu sehr Schwabe. Zudem hofft der Jungunternehmer, daß weiterhin eine innovative
Zusammenarbeit mit der Uni möglich ist. Was sich voraussichtlich ändert, ist sein
Mitarbeiterstamm: bis jetzt war Dr. Stefan Laure Wissenschaftler, Sekretärin, Techniker,
Verkaufsexperte und Putzfrau in einem.
J. Alber
KONTAKT
Dr. Laure Plasmatechnologie GmbH, c/o Institut für Raumfahrtsysteme, Pfaffenwaldring 31,
70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-2331, Fax 0711/685-3996; e-mail: laure@irs.uni-stuttgart.de
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