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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Preis für Entwicklung einer regenerativen Brennstoffzelle:
Eine Rückfahrkarte zur Erde
 

Im Juni diesen Jahres wurde der Stuttgarter Nachwuchswissenschaftler Roger Förstner für seinen Beitrag zu einer neuen Energieform mit dem BMW Scientific Award ausgezeichnet. Die zugrundeliegende Aufgabenstellung für die Entwicklung einer regenerativen Brennstoffzelle stammte dabei aus der Weltraumforschung. Die Brennstoffzelle soll einmal eine Marsmission begleiten und die nötige Energie für die Rückkehr aus der Atmosphäre des roten Planeten erzeugen. Doch bis dahin werden auch zahlreiche irdische Anwendungen für diese Technologie erprobt werden. Für den Uni-Kurier hat der Preisträger das Funktionsprinzip dieses Brennstoffzellentyps dargestellt.

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Dipl.-Ing. Roger Förstner

Aus energetischen und wirtschaftlichen Gründen ist es nahezu unmöglich, den Treibstoff für den Rückflug eines Raumfahrzeuges vom Mars zur Erde bereits von der Erde aus mitzuführen. Immerhin benötigte man für einen bemannten Rückflug vom Mars zur Erde die Energiemenge von rund 726 000 MJ, das sind ca. sechs Tonnen Wasserstoff und 48 Tonnen Sauerstoff, die ausreichen, um einen Drei-Personen Haushalt für vier Jahre mit Strom zu versorgen. Erst durch die Möglichkeit, Treibstoff direkt aus den am Mars verfügbaren Ressourcen zu produzieren, das heißt aus der Kohlendioxidatmosphäre und der verfügbaren Solarstrahlung, könnte eine derartige Mission realisiert werden.
Zur Zeit wird zur Erfüllung dieser Aufgabe ein Konzept favorisiert, bei dem der Brennstoff, etwa Wasserstoff, von der Erde mitgebracht wird, während aus dem Kohlendioxid der Marsatmosphäre Sauerstoff produziert wird, der als Oxidator dienen soll. Hierfür wurde ein spezieller Sauerstoffgenerator von Prof. K.R. Sridhar am Space Technologies Laboratory der University of Arizona entwickelt. Dieser wird tagsüber mit elektrischer Energie aus den Solarzellen versorgt und spaltet das Kohlendioxid bei einer Arbeitstemperatur von 800 °C in Sauerstoff und Kohlenmonoxid auf. Der Sauerstoff wird gespeichert, während das Kohlenmonoxid wieder abgegeben wird. Eine Versuchseinrichtung dieses Sauerstoffgenerators wird bereits im Jahre 2001 bei der nächsten unbemannten Marsmission getestet werden.
Im Rahmen eines Studierendenaustausches zwischen dem Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart und dem Space Technologies Laboratory in Arizona wurde nun eine Weiterentwicklung dieser Technologie untersucht, die den Betrieb des Sauerstoffgenerators auch während der Nachtphasen als Brennstoffzelle ermöglicht. Diese Weiterentwicklung sieht vor, daß ein Teil des Sauerstoffs, der tagsüber als Sicherheitsüberschuß produziert wurde, nachts mit dem Kohlenmonoxid in der Brennstoffzelle dazu genutzt wird, einen Teil der aufgewendeten Energie zurückzugewinnen ­ also zu regenerieren. Deshalb wird dieses Konzept auch als regenerative Brennstoffzelle bezeichnet.

Funktionsprinzip
Das Funktionsprinzip der regenerativen Brennstoffzelle basiert auf einem oxidkeramischen Festelektrolyt (Yttriumoxid stabilisiertes Zirkoniumdioxid, kurz YSZ). Der Festelektrolyt ist ab Temperaturen über 500 °C für Sauerstoffionen leitfähig, was dadurch zustande kommt, daß in dem Kristallgitter Sauerstoffehlstellen existieren. Die Sauerstoffionen können somit von Fehlstelle zu Fehlstelle “springen“ und durch den Elektrolyt wandern. Um den Stromkreis zu schließen, müssen an der Oberfläche des Elektrolyts Elektroden vorhanden sein. Diese bestehen aus Platin, das sehr gut leitet und katalytisch aktiv ist. Ein Beispiel für den Aufbau einer Zelle ist in der Abbildung dargestellt.

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Schematischer Aufbau einer regenerativen Brennstoffzelle.

Beim Betrieb einer regenerativen Brennstoffzelle müssen zwei Arbeitsweisen unterschieden werden. Zum einen der Elektrolysemodus während des Marstages: Hier wird Kohlendioxid der Zelle zugeführt und eine Spannung angelegt. Das Kohlendioxid wird an der Grenze zwischen Elektrode und Elektrolyt in Kohlenmonoxid und Sauerstoff aufgespalten. Das Kohlenmonoxid wird abgeführt und gespeichert, während die Sauerstoffionen aufgrund der angelegten Spannung durch den Elektrolyt zur anderen Seite wandern, so daß sich dort reiner Sauerstoff ansammelt, der ebenfalls gespeichert wird und primär als Oxidator für die Rückreise zur Erde dient.
Der zweite Arbeitsmodus ist der eigentliche Brennstoffzellenmodus, der in der Nacht zum Einsatz kommt. Hierbei wird der Zelle der Sicherheitsüberschuß des Sauerstoffs und das Kohlenmonoxid wieder zugeführt. Der Sauerstoff wird an der Elektrode in Sauerstoffionen aufgespalten und wandert aufgrund des Konzentrationsgefälles durch den Elektrolyt zur anderen Elektrode, wo er dann zusammen mit dem Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid reagiert. Bei dieser Reaktion wird sowohl elektrische als auch thermische Energie frei, die dann für verschiedene Zwecke genutzt werden kann.
Das Besondere bei der untersuchten regenerativen Brennstoffzelle ist, daß eine einzige Zelle aufgrund der Verwendung eines oxidkeramischen Festelektrolyts sowohl als Elektrolyseur als auch als Brennstoffzelle betrieben werden kann, was mit herkömmlichen Brennstoffzellen nicht möglich ist.

Ausblick
Die Nutzung von regenerativen Brennstoffzellen als Energiespeicher und Energiequelle für Raumfahrtmissionen wird schon seit einigen Jahren untersucht. Durch diese Technologie kann insbesondere das Gewicht von Raumfahrzeugen reduziert werden. Wie immer in der Raumfahrt und in zunehmendem Maß auch für andere technologische Problemstellungen bedeutet eine Gewichtsreduktion auch eine Kostenreduktion. Es ist deshalb leicht vorstellbar, daß eine derartige Schlüsseltechnologie der Energieerzeugung und -speicherung auch für Anwendungen auf der Erde in der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen wird. Dies wird nicht zuletzt durch die weltweiten Anstrengungen deutlich, Brennstoffzellen für den Einsatz in Automobilen und Kraftwerken zu entwickeln.

R. Förstner

KONTAKT
Dr.-Ing. Stefanos Fasoulas, Dipl.-Ing. Roger Förstner, Institut für Raumfahrtsysteme, Universität Stuttgart, Tel: 0711/685-2030 und -2383, e-mail: forstner@irs.uni-stuttgart.de, fasoulas@irs.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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