Versuchsanordnung zur Bestimmung der Druckfestigkeit von
Schwarzdeckenbelägen im Institut für Straßenbau 1954. Noch war mit Franz Pöpel nur ein
Lehrstuhlinhaber für die zwei Lehrgebiete Straßenbau und Siedlungswasserbau zuständig. |
Den Hintergrund für Pöpels Feststellung bildeten die seit
Beginn der fünfziger Jahre aufgekommenen Pläne zur Reform des Bauingenieurstudiums. Die
Frage in einem anonymen studentischen Flugblatt: Wann werden in unserer Abteilung
die ersten Schritte zu der allseitig als notwendig erkannten Studienplanreform
getan? wurde 1957 beantwortet: Anstatt alle Fachgebiete gleichmäßig abzudecken,
konnten die Studierenden ab jetzt nach einem Grundlagenstudium zwischen den drei
klassischen Vertiefungsfächern konstruktiver Ingenieurbau, Wasserbau und Verkehrswesen
wählen, allerdings auf Kosten der Studiendauer, die sich wenn auch nur für wenige
Jahrgänge von 8 auf 10 Semester verlängerte. Die Stuttgarter Reform wurde in der
Folge zum Vorbild für die Bauingenieurausbildung der anderen westdeutschen technischen
Hochschulen. Bemerkenswert ist auch der Plan, postgraduate courses für ein
akademisches Nachstudium einzurichten, der in Anlehnung an die amerikanischen und
englischen Bestrebungen eine zusätzliche Vertiefung im Anschluß an das Studium
erbringen sollte, erst nach einer vorübergehenden erfolgreichen Tätigkeit in der
Praxis belegt werden konnte und somit schon vor 45 Jahren die Zielrichtung des
heutigen Studiengangs Infrastructure Planning einschlug.
Der Spezialisierung des Studiums und der fortschreitenden Diversifikation der Fachgebiete
wurde die TH Stuttgart mit der Schaffung neuer Lehrstühle und Institute gerecht. Waren zu
Beginn der fünfziger Jahre für ca. 600 Studierende 33 Professoren, Dozenten und
Lehrbeauftragte an 10 Lehrstühlen und Instituten in der Abteilung für Bauingenieur- und
Vermessungswesen tätig, so erhöhte sich die Zahl bis zum Ende der sechziger Jahre auf 58
Professoren, Dozenten und Lehrbeauftragte an 22 Lehrstühlen und Instituten, die für die
Ausbildung von ca. 920 Studierenden zur Verfügung standen. Die jetzt in das
Universitätsarchiv gelangten Akten dokumentieren diesen institutionellen Ausbau und
machen damit zugleich den Einzug neuer Technologien, Forschungsaufgaben und Lehrinhalte in
das Bauingenieurwesen der fünfziger und sechziger Jahre nachvollziehbar.
N. Becker
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