Der Aufwand hat sich gelohnt: Der Besucherandrang war außerordentlich rege
und das Interesse an den Forschungsarbeiten rund um die Themen Sonne, Weltraum und
Solarenergie gleichermaßen. Und die zahlreichen Institute der Universität Stuttgart, die
beim von der Stadt veranstalteten Wissenschaftsjahrmarkt auf dem Karlsplatz vom 10. bis
13. August gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen und Institutionen Einblick in
ihre Arbeit gaben, hatten ja auch eine Menge zu bieten. Da störte es im Rückblick kaum,
daß die Sonnenfinsternis am 11. August, die den Anlaß für diesen Jahrmarkt geboten
hatte, aufgrund der dichten Wolkendecke über Stuttgart eher undramatisch verlief. |
Mit dem Jahrmarkt wolle man vermitteln, daß ernsthafte Dinge wie
Wissenschaft auch Spaß machen, sagte Wirtschaftsbürgermeister Dr. Dieter Blessing bei
der Eröffnung am späten Vormittag des 10. August. Ein Regenschauer hatte die weißen
Zelte, in denen sich die Wunder der Wissenschaft verbargen, gerade frisch abgewaschen und
so waren Pressevertreter und Wissenschaftler noch unter sich. Nur Icaré 2 von der
Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Uni Stuttgart, sieben Meter lang,
eindrucksvolle 25 Meter Spannweite und der weltweit erste, eigenstartfähige Solarsegler,
war mit unter dem Zeltdach, als Dieter Blessing den engagierten Wissenschaftlern dankte.
Das Modell der Internationalen Raumstation ISS hatte es vielen
Besuchern angetan. Auf unserem Foto erläutert gerade Jan Osburg vom Institut für
Raumfahrtsysteme die Funktionsweise. (Foto: Eppler) |
Besucherandrang
Das Konzept hat funktioniert: Kurz nach 12 Uhr erwachte der Jahrmarkt aus seinem
Dornröschenschlaf. Ein buntes Völkchen drängte sich durch die Gänge, vorbei an den
Instituten der Universität Stuttgart, an Forschungseinrichtungen wie den Max-Planck- und
Fraunhofer-Instituten. Sonnenfinsternistouristen aus dem Ausland, leicht an den
Wörterbüchern auszumachen, Jung und Alt zeigten sich interessiert. Ein begeisterter
Vater mit Nachwuchs hatte die Qual der Wahl. Da schau, eine Raumstation,
machte er seinen Sproß auf das zwei Meter große Modell der internationalen Raumstation
ISS aufmerksam, die am Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart, zusammen mit der
Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrttechnik, gebaut worden war. Über dem
Poster der blauen Erdkugel schwebend blinkten ihre Positionslichter, und die mit
Solarzellen beschichteten Sonnensegel richteten sich nach der Sonne aus. Ein Hinweisschild
bitte nicht berühren hielt manch vorwitzigen Finger mitten in der Bewegung
zurück. Junior hatte aber nur Augen für den Stand gegenüber. Dort flog die Hexe der
Fachhochschule für Augenoptik in Aalen richtig harte Konkurrenz.
Ein Zelt weiter, am Stand des Studiengangs Geodäsie und Geoinformatik, fanden Erd-Poster
reißenden Absatz. Potentielle Studenten informierten sich ausführlich über Studiengang
und Berufsaussichten, und das Modell des geowissenschaftlichen Kleinsatelliten CHAMP, der
Daten zur geophysikalischen und geometrischen Erfassung der Erde liefern soll, mußten die
Wissenschaftler oft erläutern.
Wie läßt sich Sonnenenergie nutzen?
Stark interessiert waren die Besucher an den Möglichkeiten der
Sonnenenergienutzung auf der Erde. Das Spektrum reichte von solarthermischen Anlagen zur
Stromproduktion wie etwa Aufwindkraftwerken oder Anlagen zur thermischen
Solarenergienutzung wie Solarkollektoren bis zu solarthermischen Speichern, Solaranlagen
zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung oder photovoltaischen
Dünnschichtsolar-Modulen. Wie die Schwingungen eines Chaospendels und die Modellierung
von Fahrzeugen, Maschinen und Turbinen funktionieren, konnten die Besucher am Stand des
Instituts B für Mechanik lernen. Einblick in Forschungsarbeiten zu physikalischen
Eigenschaften von Werkstoffen gab das Institut für Ni.htmletallische Anorganische
Materialien. Nur einen indirekten Bezug zur Sonne hatte die Präsentation des Instituts
für Sozialwissenschaften: Neben Informationen über die Studiengänge
Politikwissenschaft, Soziologie und den deutsch-französischen Studiengang
Sozialwissenschaften konnten sich die Gäste mit dem Programm DISI (Digitales
Informationssystem Sozialer Indikatoren) über die Sozialstruktur Deutschlands sowie über
die Akzeptenz von Forschung in der Gesellschaft informieren.
Schon die ersten Stunden zeigten es, der Aufwand hat sich gelohnt. Reiner Korbmann,
Chefredakteur von Bild der Wissenschaft und Mitinitiator des Wissenschaftsjahrmarktes,
konnte sich freuen. Und auch die Lust auf Naturwissenschaften wurde eindrucksvoll
angeregt. Eine junge Dame, der Grundschule noch nicht entwachsen, verfolgte am Stand des
Instituts für Flugmechanik und Flugregelung ganz gebannt die Flugsimulation des
Cargolifters.
J.Alber//zi
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