Verabschiedung in den Unruhestand: Von links Dr.
Malcolm
Thompson (Ceo Nolalux, USA), Prof. Lüder, Dekan Prof.
Göhner und Dr. Rupf vom Bundesforschungsministerium.
(Foto: Eppler) |
Viele Dankesworte fand Prorektor Prof. Erich Zahn für den
im Uni-Jargon auch Bildschirmpapst genannten Ernst Lüder. Treu sei er seiner Universität
gewesen, über 40 Jahre lang, und seine Forschung habe zur weltweiten Anerkennung
Stuttgarts beigetragen. Auch auf den engagierten und vorbildlichen Lehrer wies Prorektor
Zahn hin und zeichnete anschließend den Forschungs- und Lebensweg des
blitzgescheiten Schwarzwälder Buben nach, der 1932 in Schiltach das Licht der
Welt erblickte.
Ernst Lüder studierte an der damaligen TH Stuttgart Elektrotechnik, promovierte 1963,
habilitierte 1967 und lehrte dann als Privatdozent. In den Bell Telephone Laboratories,
USA, forschte er von 1968 bis 1971 an Entwurf und Optimierung von miniaturisierten Filtern
für die Telefonanwendung. Im Herbst 1971 konnte ihn die Universität dann nach Stuttgart
zurückholen, an das Institut für Netzwerk- und Systemtheorie. Einen Ruf an die Uni
Duisburg lehnte er ab, die Bindung an seine Alma Mater war zu groß. Zudem wußten
Uni und Stadt, was sie verlieren würden, erklärte Zahn die damalige Situation.
Unterstützt von Bund und Land baute Prof. Lüder statt dessen 1988 das in Deutschland
einzigartige Labor für Bildschirmtechnik auf.
In diesem Institut wird praxisnah gearbeitet, lobte Dr. Klaus Rupf vom
Bundesforschungsministerium. In den 80er Jahren wurde die Zusammenarbeit mit Lüders
Institut richtig spannend, erinnerte er sich. Damals nämlich kam der
Professor, der auch immer auf den praktischen Nutzen seiner Arbeit achtete und die
Zusammenarbeit mit der Industrie als eine Herzensangelegenheit betrachtete, auf die Idee,
unter den Bedingungen eines industriellen Labors an Farbdisplays und
Dünnschichttransistoren zu forschen. Von dem aus dieser Idee entstandenen, eng an der
Praxis orientierten Labor für Bildschirmtechnik profitierten seither zahlreiche
Doktoranden und Diplomanden, und Dr. Rupf gestand: Auch das Herz eines abgebrühten
Sponsoren schlägt höher, wenn das Lüdersche Institut vom MIT als führend in der Welt
bezeichnet wird.
Wie vielfältig und einzigartig die Arbeit von Ernst Lüder ist, wurde in der Rede des
Dekans der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik deutlich. Bei den
Diskussionen um die Neuberufung, so Prof. Peter Göhner, sei erst richtig klar geworden,
welch große Lücke sein Ausscheiden hinterlasse. Mit nur einer Neuberufung sei es nicht
getan. Um die ganze Arbeit fortführen zu können, seien zwei Neuberufungen notwendig. Mit
finanzieller Hilfe der Firma Bosch und des BMBF wird daher ein neuer Lehrstuhl für
Bildschirmtechnik eingerichtet.
Neben den Gruß- und Abschiedsworten gaben drei Vorträge Einblick in die Arbeit des
Geehrten. Prof. Wolfgang Mathis, Universität Magdeburg, sprach über die
Physikalischen Aspekte der Theorie elektrischer Netzwerke. Dr. Malcolm
Thompson, aus Palo Alto/USA angereist, referierte über The Present State of
Technology and Business of Flat Panel Displays, und abschließend berichtete Prof.
Lüder selbst, in der ihm eigenen didaktisch vorbildlichen Art, über Optische
Signalverarbeitung mit Bauelementen aus der Displaytechnik.
Daß am Institut für Netzwerk- und Systemtheorie die Interessen aber auch jenseits von
LCD, Systemtheorie und Netzwerktechnik liegen, zeigte die musikalische Umrahmung des
Festaktes. Sehr zur Freude des scheidenden Chefs brachte das institutseigene Orchester
Werke von Felix Mendelson-Bartholdy, Josef Haydn und Joachim Raff zu Gehör. Mindestens
die nächsten zwei Jahre wird Prof. Ernst Lüder der Universität noch eng verbunden
bleiben: 20 Dissertationen nimmt er als Betreuer mit in seinen Unruhestand.
J. Alber
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