Gesprächspartnerinnen beim Podiumsgespräch waren die
Maschinenbauingenieurin Dr. Petra Marx, die Elektrotechnikerin und Informatikerin Dr.
Birgit Reeb, die Mathematikerin Dr. Katharina Lankers sowie die Bauingenieurin Ulrike
Spiegelhalder. Sie alle haben ihr Studium durchgezogen, trotz oder gerade wegen der
Männerübermacht. Mal eine Professorin oder mehr Studentinnen hätten sie zwar schön
gefunden, aber auch mit den Kommilitonen kamen sie klar. Benachteiligt hat sich keine von
ihnen gefühlt, höchstens kurzfristig verunsichert vom allzu forschen Auftreten der
Herren. Nun haben sie im Berufsleben Fuß gefaßt, und da wird, mit den hauptsächlich
männlichen Kollegen, sowieso Teamarbeit praktiziert. Katharina Lankers spricht von ihrem
Traumberuf, der sich sogar mit Familie kombinieren läßt.
Aufmerksam: Schülerinnen bei der Einführungsveranstaltung
zum Projekt Probiert die Uni aus! Insgesamt 280 junge Mädchen nutzten mit
viel Neugier und Engagement dieses Angebot der Uni Stuttgart. (Foto:
Eppler) |
Frauenanteil soll steigen
Zur Einführungsveranstaltung im Dezember waren rund 160 Schülerinnen zum Teil
sogar aus Heilbronn und Pforzheim angereist. Die Uni-Frauenbeauftragte Prof. Franziska
Ullmann berichtete von dem in der Industrie zunehmend gefragten, anderen Zugang der
Frauen zur Technik und äußerte die Hoffnung, daß sich der Anteil von Studentinnen
an der Uni Stuttgart von derzeit 27 Prozent doch bald dem Bundesdurchschnitt annähern
möge, der bei 40 Prozent liegt. Prorektor Prof. Dr.-Ing. Dieter Fritsch zeichnete ein
positives Zukunftsbild: von der diplomierten bis zur habilitierten Ingenieurin oder
Naturwissenschaftlerin.
Beeindruckt vom ersten Uni-Kontakt
Nicole und Eva zeigten sich beeindruckt vom ersten Kontakt mit Campus und
Hörsaal. Ob es tatsächlich ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium werden
wird, stand für sie noch nicht fest. Erst mal die Uni ansehen, mehr über die
einzelnen Fächer erfahren und vielleicht auch was für die Vertiefungsfächer in
der Oberstufe lernen, war geplant.
Gelegenheit zum "Schnuppern" gab es genügend: Luft- und Raumfahrttechnik,
Verfahrenstechnik, Chemie und Werkstoffwissenschaft, Physik, Mathematik, Technische
Kybernetik, Elektrotechnik, Informatik und Softwaretechnik, Maschinenwesen,
Umweltschutztechnik, Bauingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik, Geodäsie und
Geoinformatik. Nun hieß es nur noch, den nächsten Schnuppernachmittag abzuwarten.
Kaugummi und Lambert-Beer ein Nachmittag in der
Chemie
Langsam tropft die rosarote Flüssigkeit durch die Apparatur. Wieviel Licht wird
dabei absorbiert? Zehn junge Damen in Weiß, geschützt mit Laborbrillen, sind in der
Physikalischen Chemie am Werk. Sie notieren Zahlen, diskutieren den nächsten
Arbeitsschritt. Eva gefällt, was sie hier macht. Vielleicht könnte dieser Nachmittag
tatsächlich zu ihrer Studienentscheidung beitragen. Melanie dagegen findet alles zu
praktisch zuerst Vorlesung, dann Zahlenkolonnen notieren und zuletzt auch noch
Berechnungen machen, ihr hätte ein praxisfernerer Einstieg gereicht. Gerade das soll aber
den Schülerinnen vermittelt werden soviel Praxisnähe wie möglich. Dafür haben die
Betreuerinnen viel Arbeit auf sich genommen und Zeit investiert.
In der Organischen Chemie zieht derweil der Duft nach Kaugummi durch die Labors. Einen
Ester mit Bubblegum-Geschmack haben die zwanzig Mädchen hergestellt und dabei die
Jungs vermißt? Nein, das kann Nicole nicht behaupten. Sie hat zwar keine Probleme mit
Jungs und kann sich gut vorstellen, mit ihnen die ersten Gehversuche an der Uni zu machen,
aber meist drängen sie sich doch in den Vordergrund und stören dann nur.
Technische Kybernetik das unbekannte Fach
Was sich hinter Technischer Kybernetik verbirgt, diesem Geheimnis
wollten die meisten der 20 Mädchen auf die Spur kommen. Auch Cora hatte zunächst nur
wenig Ahnung, was sie erwarten würde. Doch nun, nach Computersimulation und
Anschauungsunterricht am Objekt, ist ihr klar: viel Mathematik ist im Spiel.
Wahrscheinlich wirds dann doch Maschinenbau, ist das Resümee der
18jährigen.
Gudrun, Jochen und Jürgen Ehemalige, die den Sprung ins Berufsleben geschafft haben,
erzählen zum Abschluß von ihren Erfahrungen. Alle hatten sie Glück, sind bei Bosch,
DaimlerChrysler und dem Mittelständler Festo untergekommen. Ihre einhellige Meinung:
Auf dem Arbeitsmarkt sieht es zur Zeit für Ingenieure sehr gut aus, doch bei
der Studienwahl sollte sich Frau trotzdem an dem orientieren, was ihr Spaß macht.
Dritter Durchgang startet im Winter
Welchen Einfluß das Schülerinnenprojekt auf die Studienwahl haben wird, kann
sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Immerhin: Beim zweiten Durchgang nutzten 280
junge Frauen dieses Angebot als Orientierungshilfe und Schnuppergelegenheit.
Und die durchweg positive Resonanz hat die Veranstalterinnen ermutigt, im kommenden Winter
und Frühjahr einen dritten Durchgang anzubieten. Um die Jahrtausendwende heißt es dann
wieder: Probiert die Uni aus!
Interessentinnen sollten sich den Termin der Einführungsveranstaltung für diesen dritten
Durchgang schon mal notieren: den 26. November 1999 um 15.00 Uhr.
J. Alber/uk
KONTAKT
Beate Langer, Frauenreferentin, Geschwister-Scholl-Str. 24 B, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-2156, Fax 0711/121-4035
e-mail: unteutsch@verwaltung.uni-stuttgart.de
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