Die Simulation am Computer prägt zunehmend die Forschung und die Anwendungen
in der Industrie. Schon seit langem werden Crashtests von Autos im Computer simuliert,
weil es billiger ist, ein Auto nur virtuell zu Schrott zu fahren. Da im Computer schneller
und häufiger Tests durchgeführt werden können als in der Realität, erhöht sich die
Sicherheit und die Entwicklungszyklen werden kürzer.
Strömungen von Flüssigkeiten und Gasen, Ausbreitung elektromagnetischer Wellen und
vieles andere mehr werden heute auf dem Computer berechnet. Bei allen diesen Anwendungen
treten fast immer große Gleichungssysteme auf, die schnell und effizient gelöst werden
müssen. Neben der enormen Leistungssteigerung der Computer ist die Verbesserung der
Gleichungssystemlöser mit dafür verantwortlich, daß heute Simulationen wirtschaftlich
durchgeführt werden können und eine so wichtige Rolle in Industrie und Forschung
spielen.
Bei diesem Tutorium sollten Studenten und Doktoranden an den Stand der Wissenschaft im
Bereich der Gleichungslösung herangeführt werden. Dr. Andreas Meister vom Institut für
Angewandte Mathematik der Universität Hamburg führte in Iterationsverfahren ein und
stellte moderne Lösungsalgorithmen vor. Den Bereich der Mehrgitterverfahren erläuterte
Dr. Christian Wagner vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der
Universität Heidelberg. Über Parallelisierung, Parallelisierungskonzepte und
Vorkonditionierung referierte Priv.-Doz. Dr. Rüdiger Weiss vom Rechenzentrum der
Universität Karlsruhe. Dr. Meister trug in Stuttgart, Dr. Wagner in Heidelberg und Dr.
Weiss in Karlsruhe vor. Daß dieses Tutorium gleichzeitig an drei Orten stattfand, war
einerseits ein reizvolles Experiment, andererseits konnten aber auch mehr Zuhörer
erreicht werden. Die Hörsäle an den drei Standorten waren über das schnelle Datennetz
BelWue und entsprechende Multimedia-Einrichtungen so miteinander verbunden, daß Vorträge
und Diskussionen von allen Hörsälen aus möglich waren. Damit ist es gelungen, Vorträge
von Spezialisten für dieses wichtige Thema im Bereich der Computersimulation in einem
Tutorium universitätsübergreifend zu vereinen.
Die Teilnehmer des Tutoriums begrüßten in einer Umfrage einhellig die virtuelle
Veranstaltung, kritisierten aber auch die noch nicht ausgereifte Technik. Viele Teilnehmer
gaben an, daß sie die Fahrt an einen der beiden anderen Hochschulorte gescheut hätten.
Viele Befragte möchten weitere virtuelle Veranstaltungen zu anderen Themen, aber mit
ausgereifterer Technik haben. Daß diese Veranstaltung Anklang fand, zeigt sich auch
darin, daß etwa 40 Interessenten in den Multimedia-Hörsaal des Instituts für
Mikroelektronik Stuttgart kamen. In Karlsruhe und Heidelberg waren es etwa gleich viele
Teilnehmer. In der Umfrage wurde explizit die hohe Motivation der Vortragenden gelobt.
Spaß jedenfalls hat das Tutorium sowohl den Zuhörern als auch den Vortragenden gemacht.
Das Tutorium wurde von Prof. Dr. Claus-Dieter Munz, Institut für Aerodynamik und
Gasdynamik der Universität Stuttgart, Prof. Dr. Gabriel Wittum, Institut für
Computeranwendungen der Universität Stuttgart und Interdisziplinäres Zentrum für
Wissenschaftliches Rechnen, Universität Heidelberg, und Priv.-Doz. Dr. Rüdiger Weiss,
Rechenzentrum, Universität Karlsruhe, organisiert. Die Veranstaltung war das erste
Tutorium im Rahmen des Forschungsverbundes Wissenschaftliches Rechnen in
Baden-Württemberg (WiR). WiR ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund von
Wissenschaftlern der Bereiche Ingenieur- und Naturwissenschaften, Mathematik und
Informatik an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg, die im
Bereich der Computersimulation tätig sind.
KONTAKT
Sabine Roller, Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Pfaffenwaldring 21, 70569
Stuttgart, Tel. 0711/685-3407, Fax 0711/685-3438
e-mail: roller@iag.uni-stuttgart.de
http://www.iag.uni-stuttgart.de/~iagrollr/seminar.html
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