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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Stuttgarter Optik-Kolloquium 1999:
Optik für Mikro- und Nanotechnologie
 

Nahezu 300 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie hatten sich zum diesjährigen Optikkolloquium am 17. Februar an der Universität Stuttgart eingefunden. Auf dem Programm standen schwerpunktmäßig mikroskopische Meßverfahren und ihre Grenzen, integrierte und hybride Optik, Asphärenmessung und die globale optische Kommunikation.

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Gastgeber Prof. Dr. Hans Tiziani, Direktor des Instituts für Technische Optik (ITO), diskutierte mikroskopische Meßverfahren für die Fertigungsmeßtechnik. Moderne Fertigungstechniken erfordern neue optische Meßtechniken und -verfahren, deren Anforderungen in bezug auf Auflösung, Genauigkeit und Zuverlässigkeit bei gleicher Meßzeit ständig steigen. Besonders die Nanotechnologie stellt neue Herausforderungen an die Meßtechnik. Problemangepaßte Streifenprojektionssysteme lassen schnelle Taktzeiten für die 3D-Formerfassung zu. Rechnergesteuerte Mikrospiegel oder Flüssigkristalle werden zur Streifengenerierung genommen und mit intelligenter Auswertung eingesetzt.

Neue Einsatzgebiete von Flüssigkristallen
Neuartige Einsatzmöglichkeiten von Flüssigkristallen stellte Dr. Ernst Ulrich Wagemann (ITO) vor. Elektrisch wie optisch adressierte Flüssigkristalle werden in der analog-optischen Informationsverarbeitung und der Medizintechnik eingesetzt, die optisch adressierbaren Kristalle beispielsweise zur Helligkeitsanpassung und die elektrisch adressierten Elemente zur Projektion dynamischer Masken und zur Rekonstruktion computergenerierter Hologramme. So konnte mit objektangepaßter Streifenprojektion und anschließender Filterung die Formveränderung eines Flügels eines CPU-Lüfters berührungslos mit der Umlauffrequenz von 500 Hz gemessen werden (siehe Abbildung).

In der Halbleiterindustrie schreitet die Entwicklung zur Erzeugung ständig kleinerer Strukturen mit der optischen Lithografie unvermindert weiter. Die Mikroskopie muß auch bei der Inspektion und Vermessung damit Schritt halten. Dr. Vollrath (Leica Wetzlar) stellte aktuelle Entwicklungen und erste Ergebnisse dazu vor und diskutierte die möglichen Auflösungsgrenzen der optischen Mikroskopie. Aktuelle Abschätzungen sehen die kleinsten optisch erzeugbaren Strukturbreiten bei etwa 0.07 µm.

Das optische Mikroskop im Computer
Unter dem Titel “Das optische Mikroskop im Computer“ gab es zu diesem Arbeitsgebiet einen gemeinsamen Beitrag der Leica Mikroskopiesysteme GmbH und dem Institut für Technische Optik. Dr. Michael Totzeck (ITO) berichtete über die Prinzipien und Anwendungsmöglichkeiten der numerischen Simulation der hochauflösenden optischen Mikroskopie. Für die Interpretation optischer Mikrostrukturbilder bei höchsten numerischen Aperturen werden derartige Simulationen zunehmend wichtiger. Außerdem machen sie Informationen zugänglich, die auf anderem Wege nicht oder nur mit großem Aufwand zu erhalten sind. Auf der Grundlage eines am ITO entwickelten Programmpakets demonstrierte er dies an Beispielen aus der konfokalen Mikroskopie. Im zweiten Teil referierte Dr. Wesner (Leica) über Qualität und Genauigkeit moderner Mikroskop-Objektive.

Quanteninformationsverarbeitung
Über zerstörungsfreie mikroskopische Untersuchungen an lebenden Zellen berichtete Dr. Rudolf Oldenbourg vom Marine Biological Laboratory (Woods Hole, Massachusetts, USA). Durch Einfügen eines computergesteuerten Kompensators aus Flüssigkristallen mit anschließender Bildauswertung wird der Anwendungsbereich eines Polarisationsmikroskops erweitert. Die Doppelbrechung in dünnen Filamenten ermöglicht eine dynamische Ansicht der Zellstruktur. Die Forschung steht am Anfang eines völlig neuen Gebietes: der Quanteninformationsverarbeitung. Dies wurde bei einem Vortrag von Prof. Leuchs (Lehrstuhl für Optik, Universität Erlangen-Nürnberg) über Fragestellungen zu Meßgrenzen unter Einbeziehung der Quanteneigenschaften von Licht deutlich.

Optische Kommunikation im Weltraum
Weitere Themen waren unter anderem die Herstellung hochpräziser asphärischer Flächen, die zur Zeit durch die Anforderungen der Mikrolithografie und der Weltraumtechnik vorangetrieben wird, erste Überlegungen und Versuche zur Nutzung der dritten Dimension in der integrierten Optik, die Funktionsweise und Wirkung von Photo ASICs als optische Detektionssysteme sowie der Einsatz von Mikrotechniken und deren Integration in Fertigungstechnologien. Gerade dieser Bereich zählt zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft. Ausführlich diskutiert wurde auch die an Bedeutung zunehmende optische Kommunikation im Weltraum. Die Wirtschaft will global große Datenmengen austauschen, und die Übermittlung muß mit großer Sicherheit erfolgen. Für den Anschluß der Entwicklungsländer an die Weltwirtschaft ist der Ausbau der Informationsinfrastruktur eine entscheidende Voraussetzung. Der kommerzielle Telekommunikationsmarkt wächst extrem schnell. Für Radiowellenlängen werden Lizenzen benötigt, und es sind bald keine Frequenzen mehr verfügbar. Optische Kommunikation dagegen verfügt über wesentlich größere Bandbreiten. Um diese Möglichkeiten ausschöpfen zu können, werden Satelliten-Netzwerke aufgebaut.

C. Budzinski/UK

KONTAKT
Institut für Technische Optik, Pfaffenwaldring 9, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-6075, -6083, Fax 0711/685-6586; e-mail: ito@ito.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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