Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
IN-Innovative
Navigation GmbH:
Sicherheit
auf Binnengewässern |
Hätte dem Informatiker Thomas Gern vor zwei Jahren jemand
gesagt, er werde ein Unternehmen gründen, er hätte ihm
widersprochen. Doch im Frühjahr 1999 fiel die Entscheidung,
und nun zählt er mit seinen Kollegen, den Ingenieuren
Martin Sandler und Reinhard Zimmermann, zu den ersten,
die sich mit ihrer Firma, der IN-Innovative Navigation
GmbH, im repräsentativen Backsteinbau der Salamander AG
in Kornwestheim einquartiert haben. Im Gründerzentrum
Techmoteum GmbH können sie vier Büros ihr Eigen nennen.
|
|
|
|
Alle drei Jungunternehmer kommen von der Universität
Stuttgart. Dort waren sie wissenschaftliche Mitarbeiter
am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik (ISR)
und maßgeblich an der Entwicklung eines Navigationssystems
(Siehe dazu auch Uni-Kurier Nr. 75/76, September 1997,
S. 38) beteiligt, das europaweit auf acht Schiffen eingesetzt
wird. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen fiel die Entscheidung,
gemeinsam mit Professor Dr. Ernst Dieter Gilles vom ISR
ein Unternehmen zu gründen. Ihre Doktorarbeiten schrieben
sie wohlweislich vorher, denn das eigene Unternehmen erfordert
ganzen Einsatz. Daß sie gut zusammen arbeiten können,
zeigte sich schon an der Uni, und nicht als Einzelkämpfer
zu starten, war für jeden hilfreich. Nun teilen sie sich
ihre Arbeit selbst ein; von Messen und Kundenakquise über
Planung und Entwicklung bis hin zu Behörden- und Öffentlichkeitsarbeit
hat zwischenzeitlich jeder seine Qualitäten entdeckt.
Nicht als Einzelkämpfer, sondern gemeinsam gründeten
die drei ehemaligen Uni-Mitarbeiter ihr Unternehmen:
von links Martin Sandler, Thomas Gern, Reinhard Zimmermann.
|
Radarpilot für den europäischen Markt
Mit ihrem ersten Produkt, dem RADARpilot 720°, eigens
für die Binnenschiffahrt entwickelt, ist die IN-Innovative
Navigation GmbH seit Februar 2000 einer der ersten Anbieter
auf dem europäischen Markt. Neuartig ist die Kombination
von Radar, Satellitennavigationssystem (GPS) und elektronischer
Flußkarte, die dem Kapitän ein Höchstmaß an Kontrolle
und Sicherheit bietet. Auf der Flußkarte sind Uferlinien,
die Fahrrinne, Radartonnen, Brücken, Hochspannungsleitungen,
Kilometerschilder und Verkehrsschilder angezeigt. Dieses
Abbild der Natur wird vom Radarbild überlagert und vereinfacht
damit wesentlich die Interpretation des Radarbildes. Vollständig
wird das Ganze durch die maßstabsgetreue Einblendung des
eigenen Schiffes und die mit Geschwindgkeitspfeilen eindeutig
markierten Schiffe im Umfeld.
Joker im Ärmel
An Nachfrage nach dem RADARpilot 720° mangelt es nicht.
Das Händlernetz in Deutschland und Holland steht - 6.000
Schiffe allein auf dem Rhein, das ist kein Pappenstiel.
Zudem hat das neue Navigationssystem noch einen weiteren
Joker im Ärmel. Anhand des Tiefenmodells der Wasserstraßenkarten
kann das nutzbare Fahrwasser des eigenen Schiffes, abhängig
von Beladung und aktuellem Wasserstand, bestimmt werden.
Eine solchermaßen optimierte Beladung kann, nach einer
Berechnung des Bundesverkehrsministeriums, dem Schiffsführer
Mehrerlöse von 25.000 bis 50.000 DM pro Jahr einbringen.
Sorgfältig informieren
Auch bei Gern, Sandler und Zimmermann geht die Selbständigkeit
ins Geld. Neben dem notwendigen Eigenkapital steuert einen
Teil das Programm „Junge Innovatoren - Existenzgründer
aus Hochschulen“ des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums
bei, der Großteil wird auf Grundlage einer Beteiligungsgesellschaft
finanziert. Um sich auf alle Eventualitäten der Selbständigkeit
vorzubereiten, raten die drei interessierten Gründern
zu sorgfältiger Information. Als erste Anlaufstelle war
ihnen PUSH! (Partnernetz für Unternehmensgründungen aus
Stuttgarter Hochschulen) willkommen; dort stehen „nicht
die eigenen Interessen des Beraters im Vordergrund“ ,
hebt Zimmermann einen wichtigen Punkt hervor. Im Jahr
2001 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden. Die ersten
Früchte ihrer Arbeit, wenn auch eher anerkennender als
finanzieller Art, konnten die Existenzgründer bereits
ernten. Sie gehören zu den Siegern des Wettbewerbs BusinessChance
99 der WirtschaftsföderungRegion Stuttgart (WRS) und der
TechnologieRegion Karlsruhe (TRK). Für die Zukunft stehen
zusätzliche Produkte zur sicheren Navigation in der Luftfahrt
auf dem Plan sowie Beratung bei Verkehrstechnik, Telematik
und Regelungstechnik.
J. Alber
KONTAKT
IN - Innovative Navigation GmbH, Dipl.-Inform. Thomas
Gern, Stammheimer Str. 10, 70806 Kornwestheim, Tel. 07154,
827103, Fax 07154/827104, e-mail: thomas.gern@innovative-navigation.de,
http://www.innovative-navigation.de
|
|