Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
Sonntagsmatinee
III:
Designbrezeln |
Unter
der Brezel für den sensitiven Typ, den Prestige- oder
Leistungstypen können Sie sich nichts vorstellen? Dann
haben Sie am 6. Februar die dritte Sonntagsmatinee an
der Universität Stuttgart verpaßt. Den letzten Termin
des Wintersemesters gestaltete Prof. Hartmut Seeger, der
im Diplomstudiengang Maschinenwesen das Lehrgebiet Technisches
Design vertritt.
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Prof.
Hartmut Seeger. (Foto: Eppler)
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Technisches
Design, das klingt wie die „Verbindung zwischen menschlicher
Seele und Zahnrad“, begrüßte Prof. Dr. Eckart Olshausen,
Organisator der Sonntagmatinee, die zahlreichen Wißbegierigen,
die sich im Hörsaal 17.02 versammelt hatten, um etwas
über das „Design für alle“ zu erfahren. Den einen oder
anderen Kunstfreund mag Hartmut Seeger schon frühzeitig
enttäuscht haben. „Heute sprechen wir nicht über Kunst,
sondern über Design“, stellte er gleich zu Beginn fest,
„denn Design geht weit über das Ästhetische hinaus.“ Seine
Ausführungen startete Hartmut Seeger im Florenz des Jahres
1562, als Design noch eine exklusive Angelegenheit für
den einzelnen war und eher der Spruch galt: „Mehrere Designs
für einen“. Über das höfische Design der Renaissance,
als Dürer - „der erste Automobildesigner?“ - einen Viktorienwagen
für Kaiser Maximilian entwarf, schlug er einen großen
Bogen in das Frankreich Ludwig des XIV. Dort zeigte Seeger
anhand einer Galeere den eindrucksvollen Unterschied zwischen
luxuriösem Oberdeck und dem - ohne jegliche Designüberlegungen
entwickelten - Unterdeck der Sklaven. Volksempfänger,
Volkswagen und Volksschlepper: Im 20. Jahrhundert kamen
Einheitsprodukte auf. Eine besondere Beziehung mußte der
Referent zum Allgaier Porsche AP 17 bekennen. „Ich habe
auf diesem Schlepper das Autofahren gelernt“. Mit der
Zeit entwickelten sich Produktvarianten für die verschiedensten
Ansprüche, die letztendlich zu unterschiedlichem Lifestyle
führen und Produktwelten definieren. Bei den Designvarianten
steht das Aussehen des Produkts zunächst im Vordergrund,
räumte Prof. Seeger ein. Doch im Dauerlauf gegenüber der
Benutzung ist es zweitrangig. Auf lange Sicht sind es
die Produktanforderungen, die bestimmend sind, wie Leistung,
Preis und besonders auch die Handhabbarkeit. Sehen, Hören,
Fühlen, Erkennen und Benutzen, die Beziehung Mensch-Produkt
wird beim sogenannten integrierten Design mit eingeschlossen.
Wichtig sind heute allerdings auch Umweltanforderungen.
Design für alle, das bedeutet, die Vielfältigkeit der
möglichen Produktbenutzer zu beachten und sich an deren
Bedürfnissen zu orientieren. Der Benutzertyp wird dazu
nach Marketingaspekten klassifiziert. Da gibt es die geographischen
Merkmale, wie beispielsweise Alter, Geschlecht Ausbildungsgrad
und körperlicher Zustand, und die psychologischen Merkmale,
die unter anderem nach Leistungs- und Prestigetypen, nach
Traditionalisten, Sparern, Sicherheitsstypen und innovativem
Typ unterscheiden. Geschlechtsneutral sind diese Typen
definiert, machte Hartmut Seeger auf eine Neuerung aufmerksam:
„Man schließt heute nicht aus, daß es auch innovative
Frauen gibt“. Am praktischen Beispiel eines Hydraulikwicklers
aus der Textilindustrie führte Seeger die verschiedenen
Designlösungen für den jeweiligen Kunden vor und zeigte
auch die Entwicklung des heutigen Design auf, das sich
stark am Computerzeitalter orientiert. Hier gilt das,
nicht ganz so ernst zu nehmende Motto: „Jetzt ist es gut,
jetzt ist es IBM-kompatibel.“ Und nun fragen Sie nach
den Brezeln? Die typgerecht aufbereiteten Teig-Design-Produkte
heißen Kußbrezel, Quadratbrezel und Tandembrezel. Wie
die aussehen, das sagt Ihnen Ihre Uni, falls der Versuch
beim Bäcker scheitern sollte.
J.
Alber
Sonntagsmatinee
IV:
Themen
Für alle, die jetzt schon richtig neugierig auf die Fortsetzung
der Sonntagsmatinee im Sommersemester sind, sind hier
die Themen und Termine notiert. Veranstaltungsort ist
wieder der Hörsaal 17.02 im Gebäude Keplerstr. 17.
7.
Mai
2000, 11.00 Uhr:
Prof. Horst Küsgen (Institut für Bauökonomie): Der
Altbaubestand und die Agenda 2000
4.
Juni 2000, 11.00 Uhr: Prof. Dr. Günter Bien (Institut
für Philosophie, Pädagogik und Psychologie): Philosophie
- was ist das?
2.
Juli 2000, 11.00 Uhr: Prof. Dr.-Ing. Michael Bargende
(Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen):
Zukunftsperspektiven des Verbrennungsmotors
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