Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
Biomedizintechnik
vorangetrieben:
Uwe
Faust 70 |
Sein
70. Lebensjahr vollendete am 23. Dezember 1999 Professor
Dr.-Ing. Uwe Faust, emeritierter Direktor des Instituts
für Biomedizinische Technik der Universität Stuttgart.
Der gebürtige Hamburger studierte Elektrotechnik an der
Technischen Hochschule Karlsruhe. Im Wintersemester 1969/70
wurde er Direktor des Instituts für Biomedizinische Technik
der Uni Stuttgart, des ersten derartigen Instituts der
Bundesrepublik. Neben seinen Aktivitäten in der Lehre
hat Prof. Faust auf den unterschiedlichsten Gebieten der
Biomedizinischen Technik geforscht. Darunter sind Verfahren
zur Knochendichtemessung, die Rechnerüberwachung von Intensivpatienten
oder die Entwicklung einer neuen Technik zur Kalibrierung
von Computertomographen. Ihm gelang eine Klassifizierung
menschlicher Gallensteine und die genaue Beschreibung
ihres Zerkleinerungsverhaltens während der extrakorporalen
Stoßwellenlithotripsie - einer damals brandneuen Methode.
Ein telefonisches EKG-Übertragungssystem ermöglichte die
regelmäßige Kontrolle der Funktion von Herzschrittmachern
bei Patienten, die dazu nicht jedesmal einen Arzt aufsuchen
konnten. Das primäre Forschungsinteresse von Prof. Faust
galt dem Ultraschall und seinen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.
Beispielsweise realisierte er bereits 1975 eine erste
Ultraschallsonde zur Darstellung von Leber und Pankreas.
Er entwickelte unter anderem die Ultraschall-Transmissions-Computer-Tomographie
zur Charakterisierung von Weichgewebe sowie ein Verfahren
zur dreidimensionalen Aufnahme und Rekonstruktion von
Ultraschallbildern. Mit großem Engagement und Geschick
gelang es Prof. Faust, zunächst Kliniker des Katharinenhospitals,
später auch anderer in- und ausländischer Krankenhäuser
als Partner für seine Forschungsprojekte zu gewinnen.
Diese Art der fächerübergreifenden Kooperation war in
der damaligen Anfangsphase der Biomedizinischen Technik
nicht selbstverständlich, jedoch in einem multidisziplinären
Fach, das nicht nur weit in die Natur- und Ingenieurwissenschaften,
sondern auch in die Medizin hineinreicht, unerläßlich.
Neben seinen Aktivitäten in Lehre und Forschung förderte
Prof. Faust auch die Entwicklung seines Faches. Er war
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische
Technik und holte deren Jahrestagung, verbunden mit einer
großen Industrieausstellung, mehrmals nach Stuttgart.
Er engagierte sich bei der International Federation for
Medical and Biological Engineering. Prof. Faust war Mitbegründer
der European Society for Engineering and Medicine. Über
20 Jahre lang hat er die deutschen Interessen der Biomedizinischen
Technik bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften
in Brüssel vertreten. Noch heute gehört er dem Project
Review Board der Kommission für den Bereich Life Sciences
and Technologies an. Darüber hinaus war er der erste Vorsitzende
des Dachverbandes Medizinische Technik und wirkte als
Gutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die
Alexander von Humbold-Stiftung sowie das Bundesforschungsministerium.
Prof. Faust hat maßgeblich dazu beigetragen, die junge,
zukunftsträchtige Disziplin Biomedizinische Technik in
Deutschland zu etablieren. Seine Konferenzaktivitäten
haben die Bedeutung des Faches in Stuttgart und seiner
Universität weiten Kreisen nahegebracht. Noch nach seinem
Wechsel in den Ruhestand im Jahr 1995, der ihn aber nicht
von weiteren Arbeiten abhält, wurde ihm mit der Wahl zum
Founding Fellow der International Academy of Medical and
Biological Engineering eine wohlverdiente Ehrung zuteil.
Monika
Nagel
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