Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
Festkolloquium:
Wendelin
Degen verabschiedet |
„Ein
Gentleman vom Scheitel bis zu Sohle.“ - Prof. Dr. Wendelin
Degen wurde am 21. Januar im Rahmen eines Festkolloquiums
der Mathematischen Fakultät der Universität Stuttgart
in den Ruhestand verabschiedet.
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Nach
"182 Gremienjahren" nun Emeritus: Wendelin
Degen. |
Viele
Kollegen und Freunde hatten sich in Vaihingen eingefunden,
um, wie Prof. Dr. Günter Pritschow hervorhob, nach sage
und schreibe 45 Uni-Jahren „eine Persönlichkeit aus unserer
Mitte zu verabschieden.“ Mehrmals habe er die 65 Semester,
auf die Wendelin Degen als ordentlicher Professor an der
Stuttgarter Uni zurückblicken kann, nachgerechnet, gestand
der Rektor. Denn einen Berliner so lange zu halten, sei
noch vorstellbar, doch einen Badener, das komme einer
Besonderheit gleich. Am 11. August 1932 in Freiburg im
Breisgau geboren, absolvierte Degen dort 1957 sein Staatsexamen,
promovierte 1958 zum Dr. rer. nat. und habilitierte sich
1962 an der Uni Freiburg. Als Assistent war er in Karlsruhe
tätig, bevor er am 1. Oktober 1967 an die Uni Stuttgart
wechselte. Prof. Degen, „der auch bei Autopannen selbst
unter dem Wagen liegt und Hand anlegt“, wie sich sein
ehemaliger Fakultätskollege Prof. Dr. Kurt Leichtweiß
erinnerte, bastelte auch an der aufkommenden Computergeneration
herum. Viel habe er dadurch zur computerunterstützten
konstruktiven Ingenieur-Geometrie beigetragen und sich
sowohl um die Geometrie als auch um die Uni Stuttgart
verdient gemacht, betonte Leichtweiß. Aus der Sicht von
Rektor Pritschow hat sich Wendelin Degen noch in besonderer
Weise ins Stammbuch der Uni geschrieben, denn ganze drei
Seiten füllen seine akademischen Ämter. Eine kleine Auswahl:
25 Jahre Mitglied der Senatskommission für das Studium
Generale, 21 Jahre ständiger Vertreter der Fachbereiche
Mathematik, Physik, Chemie, Geo- und Biowissenschaften
beim Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultätentag
und ebenso lange Mitglied des Senatsauschusses Lehre,
Vorstandsmitglied der Professorenschaft der Uni Stuttgart
über 14 Jahre hinweg, Mitglied des Informatik-Verbundes
Stuttgart sowie im Graduiertenkolleg „Modellierung und
Disketisierungsmethoden für Kontinua und Strömungen“.
Zudem war Degen in zahlreichen Ausschüssen und Kommissionen
des Senats aktiv, war Dekan und Prodekan der früheren
Fakultät Mathematik und Informatik, Vorstandsmitglied
der Professorenschaft der Uni und engagierte sich im Studentenwerk
und für den Studentenaustausch. Insgesamt ergibt dies
182 Gremienjahre! Besonders hervorgehoben wurde im Rahmen
des Festkolloquiums das Engagement, das Wendelin Degen
für Forschung und Lehre aufbrachte. Als Lehrer in der
Mathematik zu wirken sei als große Aufgabe zu sehen, da
gerade in diesem Fach die Wissensvermittlung besonders
schwierig sei. Zudem habe es Degen immer verstanden, die
Freude an der Mathematik zu wecken. Prof. Dr. Kurt Rothermel,
Dekan der Fakultät für Informatik, sprach vom Geburtshelfer,
Ziehvater und Partner Degen. Er sei Geburtshelfer gewesen,
als er die Kollegen von der Wichtigkeit der Informatik
überzeugte. Ziehvater, als er für ihren Ausbau kämpfte
und schließlich Partner, als die geforderte Selbständigkeit
1988 Wirklichkeit wurde. „In jeder Rolle haben Sie sich
unermüdlich für die Informatik an der Uni Stuttgart eingesetzt
und viel erreicht“, dankte Rothermel dem scheidenden Kollegen,
der nun den schönsten Beruf Deutschlands antreten darf,
und daher den mit der längsten Ausbildungszeit, den des
Emeritus.
J.
Alber
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