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Stuttgarter unikurier Nr. 84/85 April 2000
Umfrage unter ehemaligen Studierenden:
Mit der Romanistik zum Erfolg
 

Als gut, praxisnah und berufstauglich beurteilen Absolventinnen und Absolventen der Stuttgarter Romanistik das Studium an der Universität Stuttgart. Sie finden relativ rasch eine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeit, müssen sich jedoch zunehmend auch auf wenig abgesicherte Teilzeittätigkeiten einstellen. Ein breites Feld von Berufsmöglichkeiten steht den Romanisten offen, wobei sich auch neue Berufsfelder in Wirtschafts-, Kommunikations- und Medienberufen abzeichnen. Fachwissen und fremdsprachliche Kompetenzen bezeichnen die Absolventen als in den gewählten Berufen nützlich, Studieninhalte und -niveau bekommen gute Noten. Unterstützt wird auch die kulturwissenschaftliche Orientierung der Stuttgarter Romanistik; insbesondere fordern die Absolventen einen weiteren Ausbau der speziell in Stuttgart entwickelten Projektseminare, die in hohem Maße selbständiges Arbeiten mit außeruniversitären Partnern fördern. Dies geht aus einer im Studienjahr 1998/99 durchgeführten Umfrage der Abteilung Romanische Literaturen I der Uni Stuttgart bei ihren ehemaligen Studierenden hervor.

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Erfaßt wurden die Abschlußjahrgänge 1989 bis 1998 der Magisterstudiengänge Romanistik mit Französisch und Italienisch, Galloromanistik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt französische oder italienische Literatur sowie Lehramt Französisch. Ein erstes positives Ergebnis der Umfrage ist das relativ hohe Interesse an der Umfrage. Von den 150 angeschriebenen RomanistInnen der zehn letzten Abschlußjahrgänge haben 58, also fast 40 Prozent, geantwortet, teils mit Briefen und weiteren Kontaktangeboten. Das Meinungsspektrum und die Berufsbilder sind weit gefächert, so daß die Umfrage einen durchaus repräsentativen Eindruck vermittelt. Die vorerst einmalige Aktion soll die Grundlage schaffen für einen regelmäßigen Kontakt und Erfahrungsaustausch mit Ehemaligen und eine kontinuierliche Fortsetzung der Evaluation.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Stuttgarter RomanistInnen finden in der Regel innerhalb von drei bis sechs Monaten und nach etwa 20 Bewerbungen eine zufriedenstellende Tätigkeit mit leicht überdurchschnittlichem Einkommen. 18 Prozent haben sofort nach dem Studium eine Anstellung gefunden. Das Spektrum der Berufsbilder hat sich erweitert. Neben den klassischen akademischen Lehrberufen sowie den Arbeitsfeldern Bildung und Weiterbildung sind Romanisten zunehmend in Wirtschafts- und Handelsunternehmen, besonders in der Öffentlichkeitsarbeit, in freien Dienstleistungsbereichen, in Werbung, Export und Bankwesen anzutreffen, aber auch in Forschung und Wissenschaft. Eine steigende Anzahl arbeitet in Medienbereichen, Museen, Theatern, im Journalismus und im Verlagswesen. Diese Entwicklung wird durch die Profilierung der Stuttgarter Romanistik als moderne Kulturwissenschaft besonders gefördert. 11,2 Prozent der Absolventen sind selbständig oder freiberuflich tätig. Etwas mehr als ein Viertel der AbsolventInnen sind in Teilzeitarbeitsformen tätig. Viele geben dabei momentan eine hohe Berufszufriedenheit an. Dennoch ist dies ein zwiespältiger Befund. Er zeigt die Risikobereitschaft und die Bereitschaft der AbsolventInnen zu immer neuer Lebensplanung, aber auch die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Berufszufriedenheit ist mit über 60 Prozent hoch; fast 40 Prozent der Befragten sind sogar sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit. Nur 3,7 Prozent sind arbeitslos, hatten aber meist zuvor schon befristet Arbeit. Ein Drittel der Befragten hat bereits in den ersten Berufsjahren die Arbeitsstelle gewechselt, teilweise mehrfach.

Gute Studienerfolge
Die Studieninhalte der Romanistik spielen bei der Arbeitsplatzsuche eine sehr große Rolle. Für 68,7 Prozent der Befragten war das Studium von Bedeutung für die Einstellung. Die Relevanz des Romanistikexamens als berufsbefähigendem Abschluß wird von den Absolventen sehr hoch eingeschätzt. Viele RomanistInnen studieren nicht nur zwei, sondern drei Fächer oder sie nehmen spezifische Stuttgarter Kombinationsmöglichkeiten wahr. Das Fächerspektrum reicht von Germanistik und Anglistik über Geschichte und Philosophie bis zu Informatik, Mathematik, Maschinenwesen, Sport und Computerlinguistik. Besondere Bedeutung kommt auch der Kombination mit Kunstgeschichte und Politikwissenschaft zu. Insgesamt gibt es gute bis sehr gute Studienerfolge. 62,9 Prozent der Befragten haben ihr Examen mit der Note 2,0 oder besser abgelegt. Das Abschlußalter liegt mit 27 bis 28 Jahren relativ hoch, allerdings noch im Bundesdurchschnitt, der bei 27,8 Jahren liegt. Etwas besser sieht es mit den Studienzeiten aus. RomanistInnen brauchen in Stuttgart im Durchschnitt 10 bis 12 Fachsemester bis zum Examen (Bundesdurchschnitt: 12,8). Stark nachgefragt wird der seit einigen Jahren angebotene Doppelabschluß (erstes Staatsexamen und Magister). 13 Prozent der Befragten haben diese Zusatzprüfung erfolgreich abgelegt.

Schlüsselqualifikationen und Praxisnähe
Etwa die Hälfte verwendet die im Romanistikstudium erworbenen Fachkenntnisse bei der Arbeit. Als wichtigste Schlüsselqualifikation für den Berufseinstieg werten fast zwei Drittel der Befragten Fremdsprachenkenntnisse, gefolgt von Präsentations- und Organisationstechniken und rhetorischen Kenntnissen. Zwei Drittel halten die fremdsprachliche Kompetenz auch im Beruf selbst für sehr wichtig. 64,8 Prozent benutzen Französisch am Arbeitsplatz, es liegt damit noch vor Englisch als Arbeitssprache. Knapp 15 Prozent verwenden jetzt schon Italienisch am Arbeitsplatz, was angesichts des in Stuttgart noch recht jungen Fachs eine gute Berufsperspektive für ItalianistInnen im Stuttgarter Raum verspricht. Die in Stuttgart erworbene schriftliche Kompetenz in der Fremdsprache wird als sehr hoch eingeschätzt. Im Bereich des mündlichen Ausdrucks wünschen sich die Befragten jedoch mehr intensive Kursangebote. Die besondere methodische Orientierung des Stuttgarter Romanistikstudiums befähigt die Absolventen nach ihrer eigenen Einschätzung in besonders hohem Maße zu konzeptionellem Schreiben, Strukturierung und Arbeitsorganisation. Eine wichtige Rolle bei der Berufsfindung spielen Praktika. 61,1 Prozent der Befragten haben vor dem Arbeitsantritt Praktika absolviert.

Hohe Studienzufriedenheit
Die Absolventen geben dem Romanistikstudium in Stuttgart im Durchschnitt die Note 2,2. Die Zustimmung zu den vorhandenen Kursangeboten ist durchweg hoch. Kein einziger Kurstypus gilt als verzichtbar. Nach den Umfrageergebnissen haben knapp 80 Prozent der Befragten ihr Studium erfolgreich zu Ende geführt. Daraus kann man auf eine relativ hohe Studienzufriedenheit schließen. Von den 9,3 Prozent Studienabbrechern geben ausnahmslos alle persönliche Gründe an. Die starke Betonung der Übersetzungsübungen, die die Prüfungsordnung in Stuttgart vorsieht, wird von den Befragten im Rückblick zu über 80 Prozent als sehr richtig empfunden. Eine weitere Verstärkung der Angebote für mündliche Sprachpraxis wird dringend gewünscht. Mehr als die Hälfte der Befragten empfehlen, weitere romanische Sprachangebote, insbesondere Spanisch und Portugiesisch, auszubauen. Die Umfrage wurde betreut und ausgewertet von Dr. Gisela Febel. Mitgewirkt haben Claudia Blaschke, Anne Rommeru und Katja Neller. Der Fragebogen und der ausführliche Bericht sind nachzulesen unter: www.uni-stuttgart.de/lettres/

KONTAKT
Prof. Dr. Gerhart Schröder, Françoise Joly, Institut für Literaturwissenschaft, Abteilung Romanische Literaturen I, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3109, 3111, Fax 0711/121-2765, e-mail:
silke.pflüger@po.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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