Erfaßt
wurden die Abschlußjahrgänge 1989 bis 1998 der Magisterstudiengänge
Romanistik mit Französisch und Italienisch, Galloromanistik,
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft mit
dem Schwerpunkt französische oder italienische Literatur
sowie Lehramt Französisch. Ein erstes positives Ergebnis
der Umfrage ist das relativ hohe Interesse an der Umfrage.
Von den 150 angeschriebenen RomanistInnen der zehn letzten
Abschlußjahrgänge haben 58, also fast 40 Prozent, geantwortet,
teils mit Briefen und weiteren Kontaktangeboten. Das Meinungsspektrum
und die Berufsbilder sind weit gefächert, so daß die Umfrage
einen durchaus repräsentativen Eindruck vermittelt. Die
vorerst einmalige Aktion soll die Grundlage schaffen für
einen regelmäßigen Kontakt und Erfahrungsaustausch mit
Ehemaligen und eine kontinuierliche Fortsetzung der Evaluation.
Gute
Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Stuttgarter RomanistInnen finden in der Regel innerhalb
von drei bis sechs Monaten und nach etwa 20 Bewerbungen
eine zufriedenstellende Tätigkeit mit leicht überdurchschnittlichem
Einkommen. 18 Prozent haben sofort nach dem Studium eine
Anstellung gefunden. Das Spektrum der Berufsbilder hat
sich erweitert. Neben den klassischen akademischen Lehrberufen
sowie den Arbeitsfeldern Bildung und Weiterbildung sind
Romanisten zunehmend in Wirtschafts- und Handelsunternehmen,
besonders in der Öffentlichkeitsarbeit, in freien Dienstleistungsbereichen,
in Werbung, Export und Bankwesen anzutreffen, aber auch
in Forschung und Wissenschaft. Eine steigende Anzahl arbeitet
in Medienbereichen, Museen, Theatern, im Journalismus
und im Verlagswesen. Diese Entwicklung wird durch die
Profilierung der Stuttgarter Romanistik als moderne Kulturwissenschaft
besonders gefördert. 11,2 Prozent der Absolventen sind
selbständig oder freiberuflich tätig. Etwas mehr als ein
Viertel der AbsolventInnen sind in Teilzeitarbeitsformen
tätig. Viele geben dabei momentan eine hohe Berufszufriedenheit
an. Dennoch ist dies ein zwiespältiger Befund. Er zeigt
die Risikobereitschaft und die Bereitschaft der AbsolventInnen
zu immer neuer Lebensplanung, aber auch die prekäre Situation
auf dem Arbeitsmarkt. Die Berufszufriedenheit ist mit
über 60 Prozent hoch; fast 40 Prozent der Befragten sind
sogar sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit. Nur 3,7 Prozent
sind arbeitslos, hatten aber meist zuvor schon befristet
Arbeit. Ein Drittel der Befragten hat bereits in den ersten
Berufsjahren die Arbeitsstelle gewechselt, teilweise mehrfach.
Gute
Studienerfolge
Die Studieninhalte der Romanistik spielen bei der Arbeitsplatzsuche
eine sehr große Rolle. Für 68,7 Prozent der Befragten
war das Studium von Bedeutung für die Einstellung. Die
Relevanz des Romanistikexamens als berufsbefähigendem
Abschluß wird von den Absolventen sehr hoch eingeschätzt.
Viele RomanistInnen studieren nicht nur zwei, sondern
drei Fächer oder sie nehmen spezifische Stuttgarter Kombinationsmöglichkeiten
wahr. Das Fächerspektrum reicht von Germanistik und Anglistik
über Geschichte und Philosophie bis zu Informatik, Mathematik,
Maschinenwesen, Sport und Computerlinguistik. Besondere
Bedeutung kommt auch der Kombination mit Kunstgeschichte
und Politikwissenschaft zu. Insgesamt gibt es gute bis
sehr gute Studienerfolge. 62,9 Prozent der Befragten haben
ihr Examen mit der Note 2,0 oder besser abgelegt. Das
Abschlußalter liegt mit 27 bis 28 Jahren relativ hoch,
allerdings noch im Bundesdurchschnitt, der bei 27,8 Jahren
liegt. Etwas besser sieht es mit den Studienzeiten aus.
RomanistInnen brauchen in Stuttgart im Durchschnitt 10
bis 12 Fachsemester bis zum Examen (Bundesdurchschnitt:
12,8). Stark nachgefragt wird der seit einigen Jahren
angebotene Doppelabschluß (erstes Staatsexamen und Magister).
13 Prozent der Befragten haben diese Zusatzprüfung erfolgreich
abgelegt.
Schlüsselqualifikationen
und Praxisnähe
Etwa die Hälfte verwendet die im Romanistikstudium erworbenen
Fachkenntnisse bei der Arbeit. Als wichtigste Schlüsselqualifikation
für den Berufseinstieg werten fast zwei Drittel der Befragten
Fremdsprachenkenntnisse, gefolgt von Präsentations- und
Organisationstechniken und rhetorischen Kenntnissen. Zwei
Drittel halten die fremdsprachliche Kompetenz auch im
Beruf selbst für sehr wichtig. 64,8 Prozent benutzen Französisch
am Arbeitsplatz, es liegt damit noch vor Englisch als
Arbeitssprache. Knapp 15 Prozent verwenden jetzt schon
Italienisch am Arbeitsplatz, was angesichts des in Stuttgart
noch recht jungen Fachs eine gute Berufsperspektive für
ItalianistInnen im Stuttgarter Raum verspricht. Die in
Stuttgart erworbene schriftliche Kompetenz in der Fremdsprache
wird als sehr hoch eingeschätzt. Im Bereich des mündlichen
Ausdrucks wünschen sich die Befragten jedoch mehr intensive
Kursangebote. Die besondere methodische Orientierung des
Stuttgarter Romanistikstudiums befähigt die Absolventen
nach ihrer eigenen Einschätzung in besonders hohem Maße
zu konzeptionellem Schreiben, Strukturierung und Arbeitsorganisation.
Eine wichtige Rolle bei der Berufsfindung spielen Praktika.
61,1 Prozent der Befragten haben vor dem Arbeitsantritt
Praktika absolviert.
Hohe
Studienzufriedenheit
Die
Absolventen geben dem Romanistikstudium in Stuttgart im
Durchschnitt die Note 2,2. Die Zustimmung zu den vorhandenen
Kursangeboten ist durchweg hoch. Kein einziger Kurstypus
gilt als verzichtbar. Nach den Umfrageergebnissen haben
knapp 80 Prozent der Befragten ihr Studium erfolgreich
zu Ende geführt. Daraus kann man auf eine relativ hohe
Studienzufriedenheit schließen. Von den 9,3 Prozent Studienabbrechern
geben ausnahmslos alle persönliche Gründe an. Die starke
Betonung der Übersetzungsübungen, die die Prüfungsordnung
in Stuttgart vorsieht, wird von den Befragten im Rückblick
zu über 80 Prozent als sehr richtig empfunden. Eine weitere
Verstärkung der Angebote für mündliche Sprachpraxis wird
dringend gewünscht. Mehr als die Hälfte der Befragten
empfehlen, weitere romanische Sprachangebote, insbesondere
Spanisch und Portugiesisch, auszubauen. Die Umfrage wurde
betreut und ausgewertet von Dr. Gisela Febel. Mitgewirkt
haben Claudia Blaschke, Anne Rommeru und Katja Neller.
Der Fragebogen und der ausführliche Bericht sind nachzulesen
unter: www.uni-stuttgart.de/lettres/
KONTAKT
Prof. Dr. Gerhart Schröder, Françoise Joly, Institut für
Literaturwissenschaft, Abteilung Romanische Literaturen
I, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3109,
3111, Fax 0711/121-2765, e-mail:silke.pflüger@po.uni-stuttgart.de