Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
Internationales
Symposium:
Was
leistet die Repertory Grid Methodik? |
Auf Einladung von Prof. Dr. Martin Fromm, Leiter der
Abteilung Pädagogik, trafen Teilnehmer aus Australien,
Deutschland, Großbritannien, Irland, Norwegen, den USA
und Spanien zu einem von der Alcatel-SEL-Stiftung geförderten
Symposium an der Universität Stuttgart zusammen. Thema
war die theoretische und methodische Entwicklung der von
G.A. Kelly 1955 in den USA begründeten Personal Construct
Psychology.
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Die Teilnehmer des Symposiums (von links) Prof. David
Winter (Großbritannien), Prof. Dr. Martin Fromm (Deutschland),
Prof. Dr. Finn Tschudi (Norwegen), John Porter, PhD
(Irland), Devi Jankowicz, PhD (Großbritannien), Trevor
Butt, PhD (Großbritannien), Prof. Richard C. Bell,
PhD (Australien), Prof. Robert Neimeyer, PhD (USA)
und Prof. Luis Botella Garcia del Cid, PhD (Spanien).
(Foto: Institut) |
Diese Psychologie nahm bereits in den 50er Jahren wesentliche
theoretische Entwicklungen vorweg, die erst in jüngster
Zeit in Psychologie und Pädagogik breite Beachtung gefunden
haben. Früh bekannt geworden ist die Personal Construct
Psychology durch die „Repertory Grid Technique“; dieses
spezielle Interviewverfahren ermöglicht eine sensible
und flexible, dabei gleichzeitig strukturierte Erfassung
individueller und kollektiver Wissensbestände und -strukturen.
Das Besondere besteht darin, daß dieses Verfahren Vorzüge
verbindet, die bei anderen üblicherweise nur alternativ
zu haben sind: Verfahren, die offen und flexibel die individuellen
Äußerungen von Personen abbilden, haben mit enormen und
vor allem unstrukturierten Datenmengen zu tun, die erhebliche
Auswertungs- und Interpretationsprobleme aufwerfen. Geschlossene,
standardisierte Verfahren, die diese Probleme vermeiden,
sind dagegen in der Gefahr, durch ihre einengenden Vorgaben
neue Erkenntnisse zu verfehlen und Gemeinplätze zu liefern.
Es ist nicht verwunderlich, daß eine Methodik, die eine
sensible und gleichzeitig strukturierte Modellierung individueller
Wissensbestände und -strukturen ermöglicht, auch in betrieblichen
Anwendungsbereichen Beachtung gefunden hat, etwa in der
Produktentwicklung, der Qualitätssicherung, der Personalauswahl
- bisher überwiegend im angloamerikanischen Ausland. Die
nicht nur in den Nationalitäten, sondern auch in den theoretischen
und methodischen Ausrichtungen bewußt heterogene Zusammensetzung
der Teilnehmer des Symposiums sorgte dafür, daß die Entwicklungen
der letzten vier Jahrzehnte aus einer Vielzahl von Perspektiven
betrachtet werden konnten. Neben grundsätzlichen Fragen
einer quantitativen Repräsentation subjektiver Urteilsstrukturen
kamen dabei unter anderem auch spezielle Fragen der computergestützten
und -unterstützten Erhebung von Wissenssystemen, der Normierung
in der Psychiatrie oder der Arbeit mit multinationalen
Samples in der Organisationsberatung zur Sprache. Entsprechend
der Zielsetzung, sich nicht auf bereits Gesichertes, sondern
auf offene Fragen zu konzentrieren, ermöglichte die Veranstaltung
auch die Diskussion über Schwierigkeiten oder Fehlschläge,
alte Erkenntnisse neu zu befragen oder neuen Fragen aus
verschiedenen Perspektiven nachzugehen.
KONTAKT
Prof. Dr. Martin Fromm, Institut für Philosophie, Pädagogik
und Psychologie, Abteilung Pädagogik, Dillmannstr. 15,
70193 Stuttgart, Tel. 0711/121-4444, Fax 0711/ 121-1422
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