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Stuttgarter unikurier Nr. 84/85 April 2000
Zweites Ergebnisseminar des HLRS erfolgreich:
Meilensteine der Computersimulation
 

Das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) veranstaltete vom 4. bis 6. Oktober 1999 sein zweites interdisziplinäres Ergebnisseminar. Dabei wurden hervorragende Resultate von insgesamt 42 ausgewählten Projekten aus den Fachgebieten Strömungsmechanik, reaktive Strömungen, Verbrennung, Hydromechanik, Strukturmechanik, Physik, Festkörperphysik, Astro- und Geophysik, Theoretische und Physikalische Chemie, Biochemie, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Hochfrequenztechnik und Informatik vorgestellt, davon 23 in Vorträgen, 19 in Kurzpräsentationen mit Postern.

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Unter Einsatz modernster wissenschaftlicher Datenverarbeitung zur Lösung ingenieur- und naturwissenschaftlicher Fragestellungen sowie komplexer Modelle und Methoden konnten Ergebnisse mit hohem volkswirtschaftlichen Nutzungspotential erarbeitet werden; diese leisten einen maßgeblichen Beitrag zur internationalen Spitzenforschung.

Golden Spike Award verliehen
Der Lenkungsausschuß des HLRS, ein mit zwölf hochkarätigen Wissenschaftlern besetztes und unter anderem für die Begutachtung der Projektanträge zuständiges Gremium, hat die hohe Qualität der in Stuttgart geleisteten Arbeit durch die Auszeichnung dreier Projekte mit dem Golden Spike Award unterstrichen. Damit wurden die spektakulären wissenschaftlichen Ergebnisse und die effiziente Nutzung der Supercomputerressourcen gewürdigt. Zwei der drei Preisträger stammen aus der Universität Stuttgart. Dr. Ulrich Rist vom Institut für Aerodynamik und Gasdynamik der Universität Stuttgart wurde für seine Untersuchungen des laminar-turbulenten Umschlagverhaltens bei Tragflügelprofilen von Flugzeugen mit Hilfe der dreidimensionalen Simulation von gestörten Grenzschichtströmungen ausgezeichnet. Dr. Ulrich Freking vom Institut für Theoretische Physik II der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster erhielt den Preis für seine Schwingungsstudien an mit Fremdelementen bedeckten Halbleiteroberflächen, die zum ersten Mal überhaupt mit sehr genauen quantenmechanischen Methoden massiv-parallel berechnet werden konnten. Dr. Guntram Rauhut vom Institut für Theoretische Chemie der Universität Stuttgart wurde der Golden Spike Award für seine quantenchemischen Untersuchungen der heterocyclischen Umlagerungen in Benzofuroxanen zuerkannt, mit einem unter anderem für die Entwicklung hochwirksamer Chemotherapeutika gegen Krebszellen wichtigen Anwendungsgebiet. Die hier erzielten herausragenden Forschungsergebnisse sind Meilensteine der wissenschaftlichen Computersimulation, die aufgrund ihrer Komplexität ohne den Einsatz von Höchstleistungsrechnern nicht erreichbar gewesen wären.

Fortschritte bei integrierten Programmsystemen
Große Fortschritte wurden auch in der Entwicklung umfangreicher, integrierter Programmsysteme gemacht, die es ermöglichen, den gesamten Entwicklungszyklus etwa von Motorteilen von der Modell- und Methodenerstellung über den Simulationsprozeß mit Hilfe von Supercomputern bis hin zur grafisch-bewegten Auswertung der Ergebnisse von bisher mehreren Monaten auf jetzt wenige Tage zu reduzieren. Im Bereich der Software-Werkzeuge zur Einbindung eigener numerischer Verfahren wurden ebenfalls hervorragende Lösungen präsentiert; diese erleichtern es den Wissenschaftlern, künftig die Leistungsfähigkeit von Parallelrechnerarchitekturen besser nutzen zu können, moderne adaptive Methoden für unstrukturierte Gitter einzubeziehen und verschiedene Simulationsprogramme über objektorientierte Schnittstellenprogrammsysteme direkt zu koppeln. Dadurch erweitert sich das Potential möglicher Simulationsszenarien von interdisziplinären Problemstellungen, die bisher aufgrund ihrer enormen Komplexität noch nicht bearbeitet werden konnten. Zwei Tutorien zu den Themenbereichen parallele Softwareentwicklung mit MPI-2 (Message Passing Interface) und Performance-Analyse rundeten das Seminar ab. Die Ergebnisse aller vorgestellten Projekte können dem Ende 1999 erschienenen zweiten Band der Reihe „High-Performance-Computing in Science and Engineering“ des Springer-Verlages entnommen werden. Mit dem weiteren Ausbau des Stuttgarter Bundesrechenzentrums ist die öffentlich geförderte Forschung in der gesamten Bundesrepublik in der Lage, auch in Zukunft den technologischen Fortschritt im Bereich des Höchstleistungsrechnens effizient und für die Gesellschaft nutzbringend einzusetzen.

H. Pöhlman

KONTAKT
Dr. Heinz Pöhlmann, HLRS, Allmandring 30a, 70550 Stuttgart, Tel. 0711/685-5992, Fax 0711/682357, e-mail: poehlmann@ hlrs.de

Das HLRS in Kürze
Das 1996 auf Empfehlung des Wissenschaftsrats eingerichtete Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) versorgt als Bundeszentrum alle wissenschaftlichen, öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen in Deutschland mit Rechenkapazität im obersten Leistungssegment unter Einsatz modernster Vektor- und massiv-parallel arbeitender, leistungsstärkster Supercomputer vom Typ NEC SX-4, NEC SX-5 und CRAY T3E. Am Standort Karlsruhe wird in enger Kooperation mit dem Scientific Supercomputing Center Karlsruhe (SSC) eine IBM RS 6000/SP angeboten. Die bestmögliche Nutzung der Rechenanlagen wird durch die intensive, wissenschaftliche Betreuung durch Mitarbeiter des HLRS und weiterer Kompetenzzentren optimal gewährleistet. Zur Zeit werden dort Problemstellungen aus mehr als 200 Forschungsprojekten insbesondere aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften mit umfangreichen Simulationsrechnungen bearbeitet. Dies erfordert eine sehr große Kapazität an Rechenleistung und einen immensen Speicherbedarf, wie sie zur Zeit nur durch nationale Zentren bereitgestellt werden können.

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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