Stuttgarter unikurier
Nr. 84/85 April 2000 |
Institut A für
Mechanik veranstaltet Contact Mechanics IV:
Gute
Kontakte funktionieren reibungslos |
Das möglichst reibungslose mechanische Funktionieren
einer Vielzahl von Systemen der technischen Welt wie Bremsen,
Pedale, Räder, Getriebe, Dämpfer, Kugellager oder Schließmechanismen
usw. beruht auf den Gesetzen des Kontaktverhaltens der
eingesetzten Materialien - der Kontaktmechanik. Zwar handelt
es sich um eine wohlbekannte Disziplin der Ingenieurwissenschaften,
doch auch hier haben Numerik und Modellbildung in den
letzten Jahren zu neuen Forschungsansätzen geführt. An
der Universität Stuttgart fand im vergangenen Jahr die
vierte internationale Tagung zu „Computational Methods
in Contact Mechanics“ statt. Sie wurde organisiert vom
Institut A für Mechanik unter der Leitung seines Direktors
Prof. Dr.-lng. Lothar Gaul und wissenschaftlicher Begleitung
durch Dr. Kai Willner gemeinsam mit Prof. Carlos Brebbia,
Direktor des Wessex Institute of Technology. Teilnehmer
aus 21 Ländern, sowohl aus der Industrie als auch der
Wissenschaft, nutzten die Gelegenheit zum internationalen
fachlichen Austausch.
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Das möglichst reibungslose mechanische Funktionieren
einer Vielzahl von Systemen der technischen Welt wie Bremsen,
Pedale, Räder, Getriebe, Dämpfer, Kugellager oder Schließmechanismen
usw. beruht auf den Gesetzen des Kontaktverhaltens der
eingesetzten Materialien - der Kontaktmechanik. Zwar handelt
es sich um eine wohlbekannte Disziplin der Ingenieurwissenschaften,
doch auch hier haben Numerik und Modellbildung in den
letzten Jahren zu neuen Forschungsansätzen geführt. An
der Universität Stuttgart fand im vergangenen Jahr die
vierte internationale Tagung zu „Computational Methods
in Contact Mechanics“ statt. Sie wurde organisiert vom
Institut A für Mechanik unter der Leitung seines Direktors
Prof. Dr.-lng. Lothar Gaul und wissenschaftlicher Begleitung
durch Dr. Kai Willner gemeinsam mit Prof. Carlos Brebbia,
Direktor des Wessex Institute of Technology. Teilnehmer
aus 21 Ländern, sowohl aus der Industrie als auch der
Wissenschaft, nutzten die Gelegenheit zum internationalen
fachlichen Austausch. In seiner Eröffnungsansprache stellte
Prof. Gaul die Kontaktmechanik als ein Forschungsgebiet
dar, das trotz einer langen Geschichte, in der prominente
Namen wie Leonardo da Vinci, Coulomb und Hertz zu finden
sind, noch lange nicht als abgeschlossen betrachtet werden
kann. Heinrich Hertz, damals noch Assistent bei Helmholtz
in Berlin, hatte bereits 1882 seine klassische Arbeit
„Über die Berührung fester elastischer Körper“ im Journal
für reine und angewandte Mathematik publiziert. Das Ausgangsproblem
war die Frage, ob die elastische Deformation von Glaslinsen
unter der Wirkung einer Anpreßkraft einen Einfluß auf
die Interferenzlinien haben würde. Die Beobachtung der
Interferenzlinien legte die Hypothese einer elliptischen
Kontaktfläche nahe. Aus seiner Kenntnis der elektrostatischen
Potentialtheorie gelang es Hertz, durch Analogie zu zeigen,
daß eine elliptische Kontaktdruckverteilung elastische
Verformungen hervorruft, die zur prognostizierten elliptischen
Kontaktfläche führen. Die Hertz'sche Theorie gilt für
den reibungsfreien Kontakt elastischer Körper. Heute zeigt
vor allem die Industrie ein steigendes Interesse an einer
detaillierteren Beschreibung und vor allem Lösung der
vielfältigen Kontaktprobleme. Dies stellt eine ständige
Herausforderung für die Forschung dar, der heutzutage
mit Hilfe moderner mathematischer und numerischer Methoden,
aber auch verbesserter experimenteller Techniken begegnet
werde, erläuterte Prof. Gaul. Das Institut A für Mechanik
engagierte sich nicht nur in der Organisation der Tagung,
sondern stellte seine wissenschaftliche Kompetenz mit
vier Fachbeiträgen unter Beweis. Die Stuttgarter Wissenschaftler
dokumentierten ihre grundlegenden Beiträge zur Dynamik
passiver und semiaktiver Fügestellen und zur Kontinuumsmechanik
thermomechanischer Kontaktprobleme sowie die umfangreichen
Aktivitäten des Instituts auf den Gebieten der Struktur-Baugrund
Kontaktprobleme sowie der Brems- und Rollkontakte, die
sich unter anderem auch in zwei Drittmittelprojekten widerspiegeln.
Während im Sonderforschungsbereich 543 Ultraschallbeeinflußtes
Umformen metallischer Werkstoffe die Vermeidung von Energieverlusten
bei der Ultraschalleitung im Vordergrund steht, ist das
Ziel im Sonderforschungsbereich 409 Adaptive Strukturen
im Leichtbau und Flugzeugbau die Dämpfungsregelung aktiver
Strukturen. Zu einer semi-aktiven Lösung dieses Problems
ist dem Institut bereits ein Patent erteilt worden. Die
insgesamt 51 Beiträge der Tagung sind in einem 540-seitigen
Buch veröffentlicht, das die Themen Kontaktprobleme in
Getrieben, Lagern, Bremsen, Dämpfern und Verbindungselementen,
Modelle und experimentelle Untersuchungen zum Kontakt
rauher Oberflächen, theoretische und experimentelle Untersuchungen
von Kontaktproblemen für geschichtete und verstärkte Halbräume
sowie die Kontaktbeschreibung mittels finiter Elemente,
Randelemente, Mehrkörper und Kontinuumsmodellen umfaßt.
Daß die Kontinuumsmechanik ihre praktische Relevanz auch
im alltäglichen Umgang beweist, zeigte der Beitrag eines
portugiesischen Wissenschaftlers, dessen Vortrag über
den Kontakt von Korken im Flaschenhals besonderes Interesse
fand.
KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. habil. Lothar Gaul, Institut A für Mechanik,
Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 9, 70550 Stuttgart,
Tel.: 0711/ 685-6278, Fax: 0711/685-6282 e-mail: L.Gaul@mecha.uni-stuttgart.de
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