Trotz der vielfältigen politischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern
fristet der politikwissenschaftliche Austausch zwischen
Frankreich und Deutschland bislang eher ein Schattendasein.
Dabei gehören die Wahlforschung und die Forschung zur
politischen Kultur in beiden Ländern zu den Forschungsfeldern
innerhalb der Politikwissenschaft, die bislang am intensivsten
untersucht wurden. Grund genug für das Institut für Sozialwissenschaften,
mit dem Deutsch-Französischen Institut als langjährigem
Kooperationspartner ein Kolloquium zu veranstalten, das
den Vergleich der Forschungsarbeiten im Bereich der empirischen
Wahl- und Einstellungsforschung in Frankreich und Deutschland
zum Inhalt hat. Neben den Themen „Jugend und Politik“,
Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat bzw. zur Europäischen
Union und dem Vergleich religiöser Orientierungen wurde
auch über den Wahlerfolg rechtsextremer Parteien in beiden
Ländern referiert. Dabei wurde aufgrund verschiedener
empirischer Arbeiten deutlich, daß es sowohl Parallelen
als auch Unterschiede zwischen den Wählerschaften rechtsextremer
Parteien in Frankreich und Deutschland gibt. Der häufig
in den Medien unterstellte Ausdruck des Protests durch
die Wähler bei der Wahl rechtsextremer Parteien läßt sich
für beide Länder nur zum Teil bestätigen. Ein Großteil
der Wählerschaft weist entsprechende fremdenfeindliche
Orientierungen auf, die aus einer potentiellen Protestwahl
im Laufe der Zeit eine „Normalwahl“ rechtsextremer Parteien
machten. Mitte 2000 sollen die vorgestellten Arbeiten
als englische Publikation veröffentlicht werden.
KONTAKT
Prof. Dr. Oscar W. Gabriel, Institut für Sozialwissenschaften,
Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3430, Fax
0711/ 121-2333; email: oscar.w.gabriel@po.pol.uni-stuttgart.de