Als
Motivation, die Lasertage auszurichten, nannte Prof. Helmut
Hügel vom Institut für Strahlwerkzeuge der Universität
Stuttgart, den wissenschaftlich-technischen Dialog zwischen
Forschung und Industrie anzuregen und aufzuzeigen, daß
es um die deutschen Unis und Forschungsinstitute nicht
so schlecht bestellt sei, wenn die Forschung von der Industrie
angenommen werde. Der Anreiz, Laser in der industriellen
Fertigung einzusetzen, scheint indes wirklich zuzunehmen.
Zum großen Erstaunen der Organisatoren hatten sich schon
zum Einführungsseminar „Lasermaterialbearbeitung“ viele
Interessenten angemeldet. Zur Tagung selbst waren 250
Teilnehmer aus Deutschland und Europa angereist, und sogar
drei Japaner hatten sich eingefunden. In und um Stuttgart
- ein gutes „Pflaster“ für die Lasertechnologie -, denn
hier bündelt sich das Know-how zu fruchtbaren Wechselbeziehungen
zwischen Lehre, Forschung und industrieller Entwicklung.
Die Stuttgarter Laserinstitute genießen international
ein hohes Ansehen, führende Laserhersteller sind in der
Region angesiedelt, wie Trumpf und Haas-Laser, und ebenso
die bekannten Anwender wie Bosch und DaimlerChrysler.
Zu den genannten Instituten zählen das Institut für Strahlwerkzeuge
(IFSW) der Universtität Stuttgart, wo am ganzheitlichen
Lasereinsatz - von der Werkzeugentwicklung bis hin zum
Produkt - gearbeitet wird, und das Institut für Technische
Physik (ITP) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR), bei dem Anwendung und Entwicklung von Leistungslasern
im Vordergrund stehen und wo einst die grundlegenden Forschungen
zum Hochfrequenz CO2 Laser stattfanden. Das Zentrum für
Fertigungstechnik Stuttgart (ZFS), eine Stiftung des öffentlichen
Rechts, die anwenderorientiert und interdisziplinär arbeitet,
zählt ebenso zu den Suttgarter Laserinstituten wie auch
die Forschungsgesellschaft für Strahlwerkzeuge (FGSW),
die sich praxisorientierten Aufgaben widmet wie der Durchführung
von Forschungsprojekten, dem Technologietransfer, der
Know-how-Vermarktung und der Pflege von Industriekontakten.
Insgesamt 18 Vorträge, 13 aus der Industrie und fünf aus
Forschung und Wissenschaft, gaben während der Tagung Einblick
in die aktuelle Laserforschung und den Lasereinsatz. „Die
Industrievertreter wollen die Neuigkeiten eher von ihren
Kollegen hören, damit „Tauglichkeit“ und nicht „wissenschaftliche
Abgehobenheit“ garantiert ist“, erklärte Dr. Friedrich
Dausinger das wohl kalkulierte Rednerverhältnis. Schwerpunktmäßig
wurde das Schweißen von Aluminium in der industriellen
Anwendung behandelt, die Prozeßsicherung beim Laserschweißen
und die Direktanwendung von Hochleistungsdiodenlasern.
Die Entwicklung diodengepumpter Festkörperlaser stand
ebenso auf dem Programm wie die Lasermikrobearbeitung
- Bohren und Abtragen mit dem Laser - und die Laseroberflächenbeschichtung
gegen Verschleiß und Korrosion. Begleitend zum Informationsmarathon
präsentierten derweil im Foyer 25 Firmen eindrucksvolle
Beispiele für den Lasereinsatz in der Industrie. Das weltweit
erste lasergeschweißte Aluminiumfahrzeug von Audi, auch
AL2 genannt, war ausgestellt - aus konkurrenztechnischen
Gründen allerdings noch konventionell hergestellt. Das
neue Schweißverfahren, das die klassische Fügetechnik
zurückdrängt, da mit dem Laser alles schneller machbar
ist, geht auf Entwicklungen des IFSW zurück. War bislang
bei zehn Meter Nahtlänge die Höchstgrenze erreicht, so
lassen sich mit dem neuen Verfahren heute Nähte mit einer
Länge bis zu 30 Metern herstellen - eine satte Steigerung.
Auch DaimlerChrysler hatte lasergeschweißte Beispiele
vorgefahren: den Smart, Teile der S-Klasse und von Freightliner-Lkws.
Neue Bohrverfahren mit einer Präzision, wie sie für harte
Materialien wie Keramik und Stahl bisher nicht möglich
waren, zeigte Lambda Physik aus Göttingen. Die eingesetzten
Laser wurden ebenfalls zusammen mit dem IFSW entwickelt.
J.
Alber
KONTAKT
Institut für Strahlwerkzeuge, Prof. Dr.-Ing. Helmut Hügel,
Dr. Friedrich Dausinger, Pfaffenwaldring 43, 70550 Stuttgart,
Tel. 0711/685-6840, -6844, Fax 0711/685-6842; e-mail:
huegel@ifsw.uni-stuttgart.de